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  3. Irland: "Das irische Tagebuch": Mit Heinrich Böll auf der grünen Insel

Irland
29.08.2017

"Das irische Tagebuch": Mit Heinrich Böll auf der grünen Insel

Es war kein Maler, der die Liebe der Deutschen zu Irland weckte, sondern ein Schriftsteller, der nicht minder farbig von dem Landerzählte: Heinrich Böll.
Foto: Birgit Müller-Bardorff

Im September wäre er 100 geworden, vor 60 Jahren erschien sein "irisches Tagebuch": Die Insel war das Paradies des Autors Heinrich Böll. Eine Spurensuche auf Achill Island.

Für Maler ist Irland ein Fest der Farben, denn die so gern als grün gepriesene Insel hat auf ihrer Palette einiges mehr zu bieten als satte Wiesen und Moosteppiche: das Braun, in dem der Torf dagegenhält; das Blau in all seinen Schattierungen, für den Himmel und für das Meer natürlich, das hier im äußersten Westen des Landes auf der kleinen Insel Achill Island die Küste umtost. Schließlich das Weiß der Wolken, die den Himmel manchmal nur ein wenig verschleiern und sich dann wieder so drohend auftürmen können. Auch in Gelb, Lila und Rot kann der Maler seinen Pinsel tunken; für den Ginster, der hier wächst wie Unkraut, die Rhododendronbüsche, die mitten auf den Wiesen blühen, und die Fuchsienhecken rund um die Cottages. Ein Gemälde in satten Ölfarben ist es, das man hier malen will, kein duftiges Aquarell.

Doch es war kein Maler, der die Liebe der Deutschen zu Irland weckte, sondern ein Schriftsteller, der nicht minder farbig von dem Land, den Menschen und der Landschaft erzählte. Vor 60 Jahren erschien Heinrich Bölls „Irisches Tagebuch“, das sich bis heute millionenfach verkauft und die Menschen auf seinen Spuren reisen lässt. 1954 war Heinrich Böll zum ersten Mal nach Achill Island gekommen, ohne die Familie. Immer wieder reiste er in den folgenden Jahren mit seiner Frau und den drei Söhnen auf die Insel und kaufte sich schließlich 1958 ein eigenes Cottage dort. Irland, und Achill Island im Besonderen, wurde für ihn ein Stück Heimat, ein Sehnsuchtsort und ein Gegenbild zum nüchternen, kommerziell orientierten Deutschland der Wirtschaftswunderjahre. „Es gibt dieses Irland: wer aber hinfährt und es nicht findet, hat keine Ersatzansprüche an den Autor“, warnt er diejenigen, die anders empfinden.

„Liquid Sunshine“, flüssigen Sonnenschein, nennt man in Keel den Regen

Wer heute nach Keel reist, braucht keinen ganzen Tag mehr wie von Böll beschrieben, um quer durch Irland von Dublin aus nach Achill Island in der Grafschaft Mayo zu kommen. Aber noch immer empfängt ihn der raue Charme des kleinen Eilandes, das mit einer Drehbrücke mit dem Festland verbunden ist: überragt von Minaun, Slievemore und Croghaun, den drei Bergen der Insel, breitet sich die zerklüftete Küste mit ihren Klippen aus. Das Meer tost in den Buchten und gleitet in Schaumwellen an die Strände. Schafe sind wie große Punkte in die Wiesen hineingetupft. In der Weite von Moos und Torf liegen die Ortschaften. An der Hauptstraße ein Lebensmittelladen, die Post, der Souvenirladen und das Pub. Im The Annexe in Keel sitzen nachmittags nur einige Frauen und Männer, die auf den Fernseher im Eck starren, vor sich das Guinness mit dem sahnigen Schaum, an den Billardtischen tummelt sich Jungvolk. Abends gibt es hier kein Durchkommen, die Musik ist laut, die Gespräche sind es noch mehr. Irgendwann drehen sie sich alle ums Wetter, das ist schließlich in Irland ein besonderes: Mitunter lassen sich die vier Jahreszeiten an einem Tag erleben. „Liquid Sunshine“, flüssigen Sonnenschein, nennt man hier den von Urlaubern so gefürchteten Regen. Die Iren sehen die angenehme Seite daran, schließlich ist es im Pub noch gemütlicher, wenn es draußen regnet. Aber irgendwann muss man dann doch nach draußen, denn 2004 führten die Iren das Rauchverbot in Lokalen ein. Die Zeit vor der Tür nutzen sie nun zum „Smirting“: Smoking und Flirting.

Das Andenken an den deutschen Schriftsteller halten die Bewohner von Achill Island nach wie vor wach.
Foto: Birgit Müller-Bardorff

Auch hier, ganz am Ende Europas, ist die Zeit eben nicht stehen geblieben. In den Sommermonaten setzen sich an den Stränden Kitesurfer mit ihren bunten Schirmen Wind und Wellen aus. Neben den urtümlichen Cottages haben sich längst auch moderne Ferienhäuser und einige Hotels breit gemacht – Zeichen des Wirtschaftsbooms der 1990er Jahre, als Irland als „keltischer Tiger“ Europa zum Staunen brachte. Die schwere Finanzkrise 2009 traf das Land empfindlich, aber mittlerweile spricht man schon vom „keltischen Phönix“, der sich langsam wieder erholt. Wahrscheinlich ist es der irische Grundsatz „it could be worse“, es könnte schlechter sein, der das Land und seine Menschen nicht nur den Alltag mit gelassener Heiterkeit bewältigen lässt, sondern auch aus schwersten Krisen führt. Wer sich ein Bein gebrochen hat, freut sich, dass es nicht das Genick ist, und wer pleite ist, hat immerhin noch seinen Seelenfrieden. „It could be worse ist eine der am meisten gebrauchten Redensarten wohl deshalb, weil es oft genug recht schlimm kommt und das Schlimmere dem Trost die Relation bietet“, notierte Heinrich Böll.

Böll nannte die verfallenen Steinhäuser "Skelett einer menschlichen Siedlung"

Von einer der größten Krisen des Landes, der großen Hungersnot von 1845, erzählt jenes „Deserted Village“, auf das der Schriftsteller durch Zufall bei einem Spaziergang mit der Familie stieß. Etwa 80 verfallene Steinhäuser, das „Skelett einer menschlichen Siedlung“, wie es Böll beschrieb, reihen sich am Fuß des Slivemore. Gras und Moos überwuchern die Überreste der Mauern, der Wind sucht sich seinen Weg durch die Fenster- und Türöffnungen. Familien mit vielen Kindern wohnten in den Häuschen, und Hügelreihen in den Wiesen zeugen heute noch davon, dass sie vom Ackerbau lebten. Vor etwa 150 Jahren verließen die Bewohner das Dorf, zogen an die Küste, weil sie sich dort vom Fischfang besser ernähren konnten als von den Kartoffeln, die sie am Berghang anbauten. Wie so viele ihrer Landsleute flüchteten sie vor der großen Hungersnot, die durch die Kartoffelfäule über das Land kam und vor den maßlosen Forderungen des Landlords. Viele trieb der Hunger in die Ferne, nach Amerika, nach Australien. 4,5 Millionen Iren leben heute in Irland, rund 70 Millionen Menschen irischer Abstammung sollen in der ganzen Welt verstreut sein.

Irland, und Achill Island im Besonderen, wurde für Böll ein Stück Heimat, ein Sehnsuchtsort.
Foto: Birgit Müller-Bardorff

Tee, Scones und Himbeermarmelade auf der Terrasse von "Bervies Guesthouse"

Eine der eindringlichsten Geschichten im „Irischen Tagebuch“ ist die von den „schönsten Füßen der Welt“. Eine junge Arztfrau verbringt darin bange nächtliche Stunden zu Hause, wartend auf ihren Mann, der auf Krankenbesuch ist. Mit Strickzeug, Zeitung und Whiskey versucht sie die Angst zu vertreiben, dass er auf der gefährlichen Schotterstraße die Klippen hinauf verunglücken könnte. Vom Fenster ihres Hauses sieht sie das Licht des Autos flackern, auf der Landkarte an der Wand zeichnet sie den gefährlichen Weg mit ihrem silbern lackierten Fingernagel nach. Die Angst der Frau kann nachempfinden, wer den Schildern mit der gezackten Linie folgt, die zum Atlantic Drive im Südwesten von Achill Island führen. Andere Schilder warnen:“ Caution – steep cliffs“. Heutzutage zwar asphaltiert, aber immer noch steil und in engen Serpentinen führt die Straße nach oben. Auf der einen Seite das Moor mit seinen Tücken, auf der anderen Seite die Felskante, darunter die brüllende See. „Millionen Jahre alt ist diese Wut, die sich schon tief unter den Felsen gefressen hat“, heißt es im „Irischen Tagebuch“. Aber sogar die Schafe, die hier oben weiden, scheinen diesen großartigen Ausblick zu genießen, wenn die Sonne sich ihren Weg durch die Wolken sucht und alles in mystisches Licht taucht.

Geruhsamer präsentiert sich die Landschaft auf der Terrasse von „Bervies Guesthouse“ direkt am Strand von Keel. Elizabeth Barrett, die Besitzerin des Hotels, serviert dunklen Tee mit Scones und Himbeermarmelade. Hier sind die Erinnerungen an den deutschen Schriftsteller besonders gegenwärtig. Elizabeth war ein kleines Mädchen, als Böll von ihren Eltern das „Keel House“ mietete. Ihre Mutter verewigte er im Irischen Tagebuch als Mrs D. mit den zehn Kindern, ihre ältere Schwester ist das Mädchen Siobhan mit den Augen von Vivian Leigh, das im Postamt arbeitete. Aus den Erzählungen ihres Vaters, der mit dem Deutschen öfters ein Bier trinken ging, weiß sie: „Er saugte hier alles auf. Er war ein sehr umgänglicher Mann und genoss es, dass das Leben hier so anders war als in Deutschland.“

Eine schier unglaubliche Geschichte jedoch hat Böll verpasst

Das Andenken an den deutschen Schriftsteller halten die Bewohner von Achill Island nach wie vor wach. Gerade ist am Keel House eine Gedenkplatte angebracht worden, die an die Aufenthalte Bölls auf Achill Island erinnert. Das erste Wochenende im Mai wird als Böll-Wochenende mit Literatur, Kunst und archäologischen Spaziergängen gefeiert. Zentrum der Böll-Verehrung in Irland ist die Böll-Association. Sie vergibt auch die Stipendien, die Literaten, Malern und Musikern einen zweiwöchigen Arbeitsaufenthalt im Böll Cottage in Dugort ermöglichen. Eine Tafel am Tor weist Besucher darauf hin, dass die Bewohner dort ungestört sein wollen. Es hängt also vom Wohlwollen des jeweiligen Gastes ab, ob man einen Blick ins Innere werfen kann. Eine türkisfarbene Einbauküche ist neueren Datums, doch Heinrich Bölls Schreibtisch, von dem aus er einen Blick in die Bucht von Dugort hatte, steht noch immer. 1983, zwei Jahre vor seinem Tod, war er zum letzten Mal hier.

Impressionen von Irland - auf den Spuren Bölls.
Foto: Birgit Müller-Bardorff

So hat der Schriftsteller eine unglaubliche Geschichte, die so ganz nach dem Geschmack der Iren ist, verpasst. Ein 300 Meter langer Sandstrand bei Dooagh verschwand urplötzlich im Jahr 1984. Gewaltige Stürme und starke Strömungen hatten den ganzen Sand weggewaschen, übrig blieben nur Schottersteine. 33 Jahre blieb der Strand verschwunden, jetzt ist er wieder in die Schlagzeilen gekommen: Ostern dieses Jahres, ebenfalls nach heftigen Stürmen, tauchte er auf einmal wieder auf. Das alte Ehepaar, das auf der Terrasse seines Häuschens direkt an der Straße zum Strand sitzt, meint zwar, dort immer wieder Sand gesehen zu haben. Doch für eine gute Geschichte lässt der Ire die Wahrheit nicht im Wege stehen, sagt eine Redensart.

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