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Reisebericht
21.09.2016

Die Alpen werden zum Abenteuerspielplatz

Der Skywalk „AlpspiX“ im Wetterstein-Gebirge.
Foto: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG, Matthias Fend

Die Alpen werden mehr und mehr zum Abenteuerspielplatz. Immer neue Attraktionen sollen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf die Berge locken. Wo führt das noch hin?

Die Alpen werden zum Rummelplatz. Überall, in Deutschland, Österreich und der Schweiz, eröffnen oben in den Bergen neue Attraktionen - gerade so, als ob die Zeit des ewigen Jahrmarkts oben zwischen den Gipfeln ausgerufen worden wäre. An der Seilbahnstation des Aiguille di Midi im Montblanc-Massiv wird der Schritt ins Leere beworben: "Werden Sie sich trauen, auf der Terrasse 3842 auf den Skywalk zu gehen in einer Glaskabine mit 1000 Meter Tiefe unter ihren Füßen?"

Am Schilthorn ist dieses Jahr der Thrill Walk eröffnet worden - eine 200 Meter lange Stahlkonstruktion in fast 2700 Metern Höhe, die sich an senkrechte Wände anschmiegt. "Nervenkitzel und Bergerlebnis pur" verspricht die Schilthornbahn AG in ihrer Pressemitteilung dazu. In Leogang gibt es seit fünf Jahren eine Seilrutsche ins Tal, der Flying Fox XXL - eine der schnellsten und längsten Seilrutschen der Welt. "In einem Affenzahn mit bis zu 130 km/h fliegt dir der Fahrtwind um die Ohren, während 140 Meter unter dir der Wald vorbeirauscht. 1600 Meter volle Action durch die Berge" - so wird die Rutsche beworben.

Ruhe und Einkehr in den Bergen, das war gestern: Die Auslastungen für die Infrastruktur müssen stimmen. Die Seilbahnen sollen auch im Sommer profitabel arbeiten. An den Hotspots in den Alpen genügt die grandiose Natur allein nicht mehr. Wenn andernorts die Berge mit künstlichen Attraktionen aufgerüstet werden, muss man selbst mitziehen oder man hat das Nachsehen. Das sind die Grundregeln der Marktwirtschaft, dafür muss man nicht einmal Betriebswirtschaftslehre studiert haben.

Und ja, die Werbung für diese Attraktionen hat etwas Erschreckendes. Das verstört nicht nur die Bergliebhaber, die aus Prinzip nie an den Wochenenden in die Berge fahren, weil die Hütten dann komplett ausgebucht sind und das Gedränge auf den Wegen riesengroß ist. Das verstört auch andere. Aber ist das alles tatsächlich so schlimm und unhaltbar? Ist diese Entwicklung am Berg zu immer mehr Infrastruktur eine einzige touristische Katastrophe?

Ortstermin in Garmisch-Partenkirchen. Ein Donnerstag im August. Das Wetter ist so, wie man es sich in den Bergen immer wünscht: Warm und stabil, also ein Traum. Unten an der Seilbahnstation zum Osterfelderkopf gibt es noch reichlich Parkplätze. Aber: Es ist ja erst die zweite Bahn, die hochfährt. Paraglider steigen mit ihren riesenhaften Rucksäcken ein, manche haben Kundschaft dabei, die sie per Tandemsprung hinunterbringen. Das Abenteuer im Bergurlaub, es lässt sich so einfach buchen.

Der „Flying Fox“ in Leogang.
Foto: Saalfelden Leogang Touristik

Wer nur das Geld für die Seilbahn ausgeben will, bekommt am Osterfelderkopf auch ein wenig Nervenkitzel geboten: AlpspiX heißt die Attraktion in nächster Nähe zur Seilbahnstation: zwei sich x-förmig kreuzende Aussichtsplattformen, unter denen es mehr als 200 Meter senkrecht hinuntergeht. Durch den Gitterboden sind die Felsen zu sehen. Vor der Aussichtsbrücke öffnet sich der Blick ins wilde Höllental und auf die Zugspitze. Magisch. Und in die andere Richtung schaut man auf Garmisch-Partenkirchen und ins Voralpenland, auch ein Genuss.

"Da überschätzen sich viele"

Noch geht es gemütlich an der Plattform zu. Der Wanderer, der gerade ankommt, hört als Erstes ein zünftiges "Grüß Gott". Wer nicht zurückgrüßt, dem schallt es noch ein wenig lauter entgegen: "Grüß Gott" - mit fränkischem Zungenschlag. Dann erklärt Manfred Michel, der da so unerschrocken grüßt, den irritierten Wanderern trocken: "In den Bergen grüßt man sich." Erste Lektion aus dem Bergknigge - und eine gegen die unpersönlichen Verhaltensweisen an einem der größten Publikumsmagneten im Wettersteingebirge. Was an einsamen Gipfeln in den Alpen eine Selbstverständlichkeit ist, das ist an einem solchen Ort Kärrner-Arbeit.

Michel, der für die Zugspitzbahn arbeitet, geht sie mit Lust an. Er passt auf, dass am AlpspiX nichts passiert. Solange noch so wenig oben los ist, erzählt er die wildesten Geschichten. Von einer Frau, die einmal in Stöckelschuhen den Klettersteig zur Alpspitze hochsteigen wollte. Von Rettungshubschraubern, die abends kommen müssen, um völlig erschöpfte Klettersteiggeher aus der Wand zu holen. "Da überschätzen sich viele", sagt Michel. Von einer Frau, die ihn neulich als "Arschloch" bezeichnet hat, weil er sie darauf hinwies, ihre Wanderstöcke vor sich zu tragen, und zwar so, dass die Spitze nach unten zeigt. "Wir haben hier auch viele kleine Kinder und die rennen einfach", sagt Michel. Es fällt ihm auch wieder ein, wie vor kurzem ein Kind einen ziemlich großen Stein mit auf die Aussichtsplattform genommen hat, woraufhin Michel einschritt. "Hat dir noch niemand erzählt, dass man in den Bergen nichts herunterwirft?", hat er das Kind gefragt. Daraufhin der Vater des Kindes: "Du erziehst meinen Sohn nicht."

Also ja? Die Berge - ein Albtraum, weil oben, wo die Seilbahnen ankommen, Menschen einfallen, die nicht einmal von den grundlegenden Regeln in den Bergen einen Hauch von Ahnung haben. Michel sagt aber auch einen anderen Satz: "Ich habe den schönsten Arbeitsplatz Deutschlands" - da oben im Wetterstein. Denn die allermeisten, die ankommen, tragen ja Bergschuhe, haben genügend Wasser dabei, nehmen nach der höflichen, aber bestimmten Aufforderung die Stöcke nach vorne; und sie grüßen Michel auch gerne zurück, ja nehmen das als Gelegenheit, ein Schwätzchen mit ihm zu beginnen. Sie freuen sich, wenn er ihnen erklärt, wie die Gipfel vor ihnen heißen.

Der „Thrill Walk“ am Schilthorn.
Foto: Schilthornbahn AG (Animation)

Es sind die krassen Ausnahmen, mit denen sich wunderbare Geschichten erzählen lassen, aber es sind eben Ausnahmen und nicht die Regel. Michel sieht eine alte Frau, die sich gerade mit ihrem Rollator den Weg zur Plattform hochkämpft. Er geht ihr die 200 Meter entgegen, holt einen Spezialrollstuhl, der geländetauglich ist, und fährt die alte Dame auf die Plattform. Für sie ist das ein besonderes, ein ergreifendes Bergerlebnis.

So leicht lässt sich über diese Bergattraktion doch nicht urteilen. Auch der Deutsche Alpenverein, bestimmt kein Verein, der der Verschandelung der Berge das Wort redet, schlägt moderate Töne an. "Grundsätzlich finden wir, dass die Natur in den Bergen genug sein muss, dass es keine Möblierung der Natur braucht, um den Reiz der Alpen zu erleben", sagt Thomas Bucher, Pressesprecher des Deutschen Alpenvereins. Aber so eine Attraktion wie der AlpspiX in einem schon erschlossenen und stark frequentierten Gebiet sei in Ordnung. "Wir haben uns dagegen nie explizit ausgesprochen", sagt Bucher. Der Eingriff in die Landschaft sei klein gewesen, der Abstand zur Seilbahnstation gering, Effekt und Aufwand stünden in einem guten Verhältnis. "Als anfangs einmal die Rede von einem Flying Fox am Osterfelderkopf war, haben wir uns explizit dagegen ausgesprochen", sagt Bucher.

Das Messner Mountain Museum Corones.
Foto:  Iris Garavelli (dpa)

Die Zugspitzbahn, die die Plattform gebaut hat, zieht ebenfalls eine positive Bilanz. Gleich im ersten Jahr hat sich die Gästezahl verdoppelt. Und auch im sechsten Jahr sei die Nachfrage danach ungebrochen, sagt Verena Lothes, Pressesprecherin der Zugspitzbahn. Für die Bergbahn, die der Gemeinde Garmisch-Partenkirchen gehört und die 300 Menschen beschäftigt, hat sich der AlpspiX längst gerechnet. Lothes sagt auch: "Eine Eventisierung des Berges war und ist nie unser Ziel gewesen. Vielmehr möchten wir auch Menschen das Erlebnis Berg ermöglichen, die vielleicht nicht in der Lage wären, so etwas zu erleben." Sie weist darauf hin, dass durch die Plattform und den Bau zweier Erlebniswege der Gästestrom noch mehr kanalisiert werden konnte. Er beschränke sich auf das ohnehin bereits erschlossene Gebiet.

Der Trend zum Aufrüsten findet sich auch in kleinen Tälern

Auch dieser Hinweis ist wichtig, um den Bau solcher künstlichen Attraktionen richtig einzuschätzen. Sie entstehen nicht in Berggebieten, die zuvor menschenleer und unerschlossen gewesen sind. Im Gegenteil, sie werden an Orte gebaut, an denen es schon lange Wintersport gibt, an denen nun auch im Sommer die Auslastung der großen Seilbahnen weiter gesteigert werden soll. Die Bergattraktionen wirken nun wie Magnete. Sie konzentrieren die Menschen in Gebieten. An Gipfeln, die nicht per Seilbahn zu erreichen sind, die vielleicht auch nur auf schwierigen Steigen zu erreichen sind, findet der Wanderer ein Naturerlebnis.

Wiewohl nicht verschwiegen werden darf, dass dieser Trend zum Aufrüsten, zum Ausbauen nicht nur an den großen Orten in den Alpen zu beobachten ist. Im Kleinen findet das mittlerweile auch unten in den Tälern und oben an den Berghütten statt. Ohne eine kleine Attraktion hat man es schwer, ob nun die Sommerrodelbahn, der Streichelzoo, der Alpinpflanzenweg, ob nun der Hochseilgarten, der Klettersteig, die gut gesicherten neuen Alpinkletterrouten. Aber auch da gilt es, abzuwägen. Sagt zum Beispiel Thomas Bucher vom Alpenverein: "Bei Klettersteigen ist es nicht so, dass sie gleich von vornherein Unsinn sind." Aus Mitgliederbefragungen wisse der Verein, dass über 45 Prozent der mehr als eine Million Mitglieder Klettersteige gehe. Die Nachfrage ist gewaltig. Um die Alpenvereinshütten besser auszulasten, seien Klettersteige also sinnvoll.

Dann kommt noch ein anderer Aspekt hinzu, der längst vergessen ist, weil er mit der Geschichte des Alpinismus zu tun hat. Denn so schlimm die Auswüchse des Tourismus einem als Besucher vorkommen mögen, so sehr kann man das verstehen, wenn man diese andere Seite sieht. Zermatt zum Beispiel. Auch so ein Hotspot, ein Weltdorf in den Alpen. Aber vor 200 Jahren hätte man dort nicht leben wollen. Vor 200 Jahren endete in dem Dorf buchstäblich die Welt. Eingerahmt von 4000 Meter hohen Bergriesen mussten die 350 Menschen in Zermatt von dem leben, was die Bergwelt hergab. Und das war wenig. Bergbauer zu sein, bedeutete Überlebenskampf. Das bekam auch der Nachwuchs zu spüren. Die Höfe wurden nur an die ältesten Söhne weitergegeben, die übrigen Kinder mussten sehen, wo sie blieben. Die Erträge waren gering, auch wenn jede noch so kleine Fläche landwirtschaftlich genutzt wurde.

Heute wirbt Zermatt mit Gourmet-Küche, dem höchst gelegenen Restaurant Europas, einem ganzjährig befahrbaren Skigebiet und mit seiner größten Attraktion, dem Matterhorn. Unter den 126 Hotels in Zermatt finden sich fünf Fünf-Sterne-Häuser. Zum Vergleich: In Schwabens größter Stadt Augsburg gibt es kein einziges Fünf-Sterne-Hotel. Zermatt boomt, in Zermatt leben heute fast 6000 Menschen.

Aber bei all diesen verständlichen Gründen bleibt letztlich ein Unbehagen zurück. Wenn die Berge nur noch als Kulisse für Actionevents dienen, dann hat der Mensch den Bezug zu der großartigen alpinen Landschaft verloren. Mitten im Rummel - "die Stöcke bitte vor dem Körper" - wirkt das Zugspitzpanorama eben nur wie eine perfekte dreidimensionale Fototapete. Dass dieses Unbehagen ganze Ortschaften befallen hat, das zeigt der Zusammenschluss der Bergsteigerdörfer. Dem technischen Wettrüsten zeigen sie die kalte Schulter. Stattdessen werben sie mit nachhaltigem und sanftem Tourismus für sich und schreiben den Naturschutz groß. Eine wunderbare Antwort.

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