Diese Reisen lohnen sich in Finnland
Das Land der tausend Seen feiert in diesem Jahr 100 Jahre Unabhängigkeit. Sechs gebürtige Finnen aus unserer Region verraten, was sie an ihrem Land lieben.
Tipp 1: Die Kolonie der Künstler
Nur einen Katzensprung von Helsinki entfernt liegt der Ort Järvenpää mit seiner Künstlerkolonie am See Tuusulanjärvi. Unter anderem stehen dort die Wohnhäuser des Komponisten Jean Sibelius und des Malers Pekka Halonen. Auch der finnische Nationaldichter Aleksis Kivi fühlte sich in der einzigartigen Seenlandschaft wohl. Von der Birken-Idylle in die Stadt: In Järvenpää lohnt ein Besuch der Evangelischen Kirche aus den 1960er-Jahren. Sie gilt als Beispiel des neuen architektonischen Zeitalters, des Betonbrutalismus, der mit der Industrialisierung Finnlands einherging. In dieser sehr kargen Kirche aus Beton finden Gäste ein Kruzifix aus Holz, geschaffen von dem Bildhauer Erkki Eronen. Von ihm stammt auch die große Skulptur von Jean Sibelius, die zwischen Bahnhof und Kunstmuseum steht. Den Tag kann man gut mit einem Sauna-Gang am See in Onnela ausklingen lassen.
Melitta Müller ist in Diedorf zu Hause. Ursprünglich stammt sie aus Järvenpää.
Tipp 2: In der Stadt Fische fangen
Lebendig, dynamisch und wachsend: Das ist die Universitäts-, Kongress-, Messe- und Industriestadt Tampere in Süd-Finnland. Sie hat eine Wasserfläche von 170 Quadratkilometern. Wer will, kann zum Beispiel mit einer gültigen Lizenz vom Seeufer oder vom Boot aus Wildfische fangen. Das Stadtbild prägen viele internationale Veranstaltungen. Im Sommer gibt es zum Beispiel ein Straßenfestival. Wer Tampere besucht, sollte unbedingt den Pyynikki-Aussichtsturm mit dem besten Café der Stadt besuchen. Zu empfehlen ist außerdem das historische Finlayson-Gelände mit einer im Jahr 1899 gebauten Sulzer-Dampfmaschine im Werstas-Industriemuseum, der Tammela-Stadtmarkt und das Amuri-Museumwohnviertel, die Markthalle und der Laukontori-Bootshafen. Dort sollte unbedingt Mustamakkara, eine Tampere-Spezialität, Blutwurst, probiert werden.
Juha Ukkola ist vor drei Jahren mit seiner Familie aus Tampere nach Augsburg gezogen.
Tipp 3: Ach, Lappland … Achtung, Mücken!
Sport ist in Äkäslompolo Pflicht. Aber Vorsicht: Für Mitteleuropäer ist ein Sommeraufenthalt im beliebten Urlaubsort nur im August oder im September zu empfehlen. Ansonsten plagen einen die Mücken. Ob mit oder ohne lästige Insekten: Die karge Natur und die lichten Wälder, Europas letzte Wildnis, sind einzigartig – ideal zum Wandern und Mountainbiken.
Das Dorf Äkäslompolo ist umgeben von sieben Bergen (Fjälls) und liegt am gleichnamigen See Äkäslompolo am Fuße des Ylläs. Faszinierend ist der Blick von den Bergen in die weite Landschaft. Von dort sind kaum Dörfer oder andere Bauten zu sehen. Es ist auch schön, sie im Winter zu besuchen. Bis Ende April ist Skisaison. Rund 40 Pistenkilometer und 330 Kilometer Loipen, davon 38 beleuchtet, lassen keine Wünsche offen. Eine Besonderheit: An den Loipen gibt es auch Rastplätze für die Sportler. Wer will, bekommt dort heiße Getränke und Gebäck, am offenen Feuer können außerdem mitgebrachte Würste gegrillt werden. Mit Hunde- oder Motorschlitten ist der Erkundungsradius im Winter noch größer.
Ulla Günther aus Adelsried (Kreis Augsburg) verbrachte einige Jahre ihrer Kindheit in Äkäslompolo, etwa 800 Kilometer von Helsinki entfernt.
Tipp 4: Von Bären und Beeren
Wintersportfreunden ist der Name ein Begriff: In Kuopio steht die große Sprungschanze, auf der jedes Jahr Weltcups stattfinden. Im Winter durchziehen außerdem lange Loipen die Landschaft. Auch im Sommer hat die Gegend viel zu bieten: Angeln, Pilze suchen und Waldbeeren … Familien kommen in den unzähligen Sommerhäusern unter. Aber vorsichtig: Rund um Kuopio ist noch ursprüngliche Natur. Auch Bären oder Elche kreuzen die Wege.
Von Kuopio fährt jeden Tag ein Binnenschiff zu den berühmten orthodoxen Klöstern nach Heinävesi. Liebhaber der guten Küche essen zum Beispiel Kalakukko, was übersetzt Fischgockel heißt – Fisch und Schweinefleisch im Brotteig. Es gibt aber auch Bärenfleisch. Ein Dessert aus Blaubeeren, Preiselbeeren, arktischen Himbeeren und Moltebeeren schließt den Schmaus ab.
Katri Helena Fröhlich, geb. Tuovinen, kommt aus dem Örtchen Nilsiä bei Kuopio, etwa 450 Kilometer nordöstlich von Helsinki.
Tipp 5: Ruhe pur am See
Wer nur 200 Kilometer in Finnlands Norden reist, wird den Großstadtverkehr Helsinkis schnell vergessen. See reiht sich an See, nur unterbrochen von dichten Wäldern und Feldern. Das ist Ruhe und Entspannung pur: Vor einem Blockhaus am See sitzen, fischen und abends die Sauna genießen. Kultureller Höhepunkt ist das jährliche Opernspektakel in Savonlinna, das hinter Verona nicht zurücksteht. Andere Touristen fahren mit Kajaks oder Motorbooten von einem See zum anderen, hunderte von Kilometern, bis sie an die Ostgrenze des Landes stoßen. Dort, in Karelien, gibt es Piroggen, geräucherte Maränen und andere Köstlichkeiten. Übrigens: Es gibt natürlich Mücken, aber nicht mehr als an deutschen Seen. Sonstige gefährliche Tiere wird der Besucher der Wälder nicht zu Gesicht bekommen. Bär, Wolf und Elch sind schneller weg, als es sich mancher Tourist wünscht.
Tuula Englbrecht, geb. Jääskeläinen, stammt aus Nordkarelien. Sie lebt in Zusmarshausen.
Tipp 6: Die Hauptstadt Helsinki: nach dem Stadtbummel in die Sauna
Sie ist überraschend grün und verbindet traumhafte Natur mit urbaner dynamischer Atmosphäre: Helsinki. Rund 1,1 Millionen Menschen leben in der Region, zu der die Städte Espoo, Kauniainen und Vantaa gehören. Helsinki lässt sich prima zu Fuß erkunden: Los geht’s am besten auf dem Marktplatz (Kauppatori) direkt am Südhafen, wo Waldbeeren, frischer Fisch und finnisches Kunsthandwerk verkauft werden und gleichzeitig die großen Passagierschiffe in See stechen. Einen Blick wert ist unbedingt die renovierte Alte Markthalle (Vanha Kauppahalli). Eine neue Attraktion am Südhafen ist der 2016 eröffnete Allas-See-Pool mit Riesenrad. Im Sommer besonders zu empfehlen sind die vielen Cafés direkt am Meer, etwa das beliebte Café Ursula und das Mattolaituri am Kaivopuisto-Strand mit herrlichem Blick auf die vorgelagerten Inseln, das Café Carusel und Löyly (auch mit Sauna) am Merisatama. Wer ein Restaurant mit besonderem Flair sucht, sollte das Juttutupa im Arbeiterviertel Hakaniemi mit typisch finnischer Hausmannskost, preiswertem Büffet und Abendveranstaltungen mit Livemusik probieren. An lauen Sommerabenden gibt es für die immer Junggebliebenen nur eine Adresse in Helsinki: Die Vanha Kauppakuja-Passage (Mummotunneli), ein wunderschöner Innenhof zwischen Esplanade und Aleksanterinkatu mit mehreren Restaurants und Bars. Livemusik der 60er- bis 80er-Jahre garantieren eine nostalgische Atmosphäre.
Die Insel Pihlajasaari ist wohl die beliebteste Ausflugsinsel unter den Helsinkiern. Die Sandstrände und die warmen glatten Felsen locken tausende Besucher. Abfahrt ist beim Café Carusel am Merisatama-Hafen. Für jüngere Sonnenanbeter ist der Beach Hietaniemi mit seinen Sanddünen ein beliebter Treffpunkt. Auch auf der Insel Iso Vasikkasaari lässt sich viel Zeit verbringen. Zu erreichen ist sie nach einer zehnminütigen Bootsfahrt vom Hafen Espoo Haukilahti/Matinkylä. In Helsinki liegt sogar der Zoo auf einer Insel. Für die Kleinen empfiehlt sich auch der Freizeitpark Linnanmäki im Stadtteil Alppila.
Maaret Sommer stammt ursprünglich aus Helsinki und ist jetzt in Augsburg zu Hause.
Die Diskussion ist geschlossen.