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Enklave Melilla
23.08.2017

Europa in Afrika

In der spanischen Enklave Melilla gibt es schöne Sandstrände, ...
2 Bilder
In der spanischen Enklave Melilla gibt es schöne Sandstrände, ...
Foto: Stephanie Schuster

Melilla ist eine Enklave in Marokko und darum ein erstes Ziel für viele Flüchtlinge – aber eigentlich auch ein sehr reizvolles Reiseziel zwischen Kulturen.

Das kommt einem durchaus spanisch vor: Eine spärlich mit Palmen gesäumte Strandpromenade, im Rücken wenig charmante Wohnblocks, linker Hand die hoch über dem Mittelmeer thronende Zitadelle, davor der kleine Jachthafen und mitten in der Sichtachse ein alles überragender Büroturm, auf dessen Dach ein Ufo zu parken scheint. Diese ganz besonders ausgefallene Bausünde hat sich die Stadt vor 20 Jahren zum 500. Jahrestag der Eroberung durch die Spanier geleistet. Auch nachdem sich die Kolonialmächte zurückgezogen und Marokko 1956 seine Souveränität wiedererlangt hatte, blieb Melilla in spanischem Besitz – und ist dennoch alles andere als eine normale spanische Stadt.

Die gut zwölf Quadratkilometer große Exklave ist, neben dem 350 Kilometer weiter westlich gelegenen Ceuta, Europas letzte Bastion in Afrika. Statt feindlicher Krieger nehmen heute Jahr für Jahr tausende Migranten und Flüchtlinge Kurs hierher. Statt Festungsmauern und Kanonenfeuer erwartet die Eindringlinge nun ein dreifacher Hightech-Zaun mit rasiermesserscharfen Klingen und Bewegungsmeldern im Boden. Durchlässig ist er trotzdem – umso mehr, heißt es, je schlechter Marokkos König auf die EU zu sprechen ist. Und eines kann Europas bestgesicherte Außengrenze ohnehin nicht abhalten: Den Einfluss des Nachbarlandes, der in Melilla allgegenwärtig ist.

In den Bars gibt es marokkanisches Gebäck

In den Bars servieren muslimische Kellner nicht nur Café con Leche und Churros, sondern auch feinen Minztee und marokkanisches Gebäck. Im „Caracol Moderno“, einem der besten Restaurants der Stadt, tischt Wirt Amaruch Hassan neben Fisch und Meeresfrüchten auch Tajine mit Dattelfleisch oder Couscous auf. Und auf dem Straßenmarkt im Rastro-Viertel drängen sich verschleierte Frauen mit Einkaufstrolleys und Kinderwagen zwischen Kisten voller Avocados, Pfirsichen, Melonen. „Probier mal!“ – ein älterer Mann öffnet einen Plastikeimer voller Mandelplätzchen und Kokosfladen. „Sind alle hausgemacht“, schiebt er in gebrochenem Spanisch hinterher, während ein anderer Verkäufer uns misstrauisch beäugt. Europäer ist man in dieser Gegend nicht gewohnt.

Auch Pablo aus dem Tourismusbüro scheint nicht oft mit ausländischen Besuchern zu tun zu haben – und ist erleichtert, dass wir Spanisch sprechen können. Die Stadt hat im vergangenen Jahr 15000 Touristen verbucht. „Tendenz steigend“, sagt Pablo stolz. Größtenteils handle es sich um Festlandspanier, die Angehörige besuchen oder den Abstecher in die vom Zollgebiet der EU ausgenommene Exklave zum Shopping nutzen. Vor allem Schmuck und Lederwaren gebe es hier deutlich günstiger. Internationale Urlauber machten hingegen höchstens auf der Durchreise nach Marokko Station oder wenn sich mal ein nordeuropäisches Kreuzfahrtschiff in den Hafen verirrt – was offenbar so selten vorkommt, dass es der Lokalpresse seitenlange Artikel Wert ist.

„Die Schönheit dieser Stadt wird sogar auf dem Festland völlig verkannt“, sagt Pablo, während wir von der Plaza España die Avenida Juan Carlos I. hinaufgehen. Die endlosen, teilweise etwas heruntergekommenen, aber wunderschönen Jugendstilfassaden erinnern an Barcelona. Und tatsächlich hat spanienweit nur die katalanische Hauptstadt mehr modernistische Bausubstanz aufzuweisen. Es war Enrique Nieto, ein Schüler Gaudis, der die Stadt architektonisch revolutionierte. Die katholische Kirche Sagrado Corazón und die Synagoge Or Zoruha tragen ebenso seine Handschrift wie die Zentralmoschee.

Alle drei Gotteshäuser können bei einem Stadtrundgang besucht werden, dazu ein hinduistischer Tempel – ein großes Wort für eine mit Sitzkissen und bunten Buddhabildern dekorierte Hochparterrewohnung. „Unsere Gemeinde gibt es bereits in fünfter Generation“, erklärt Vorsteherin Lachmi Ghanshandas. Doch nun plagen die Hindus akute Nachwuchssorgen. „Wir sind keine 100 Mitglieder mehr, die Jungen gehen alle weg.“ Auch Rabbiner Salomon Aserraf Cohen berichtet ein wenig wehmütig, in der 85000-Einwohner-Stadt gebe heute nur noch knapp 1000 Juden und sechs Synagogen, während die hebräische Gemeinde vor 70 Jahren noch ein Drittel der Bevölkerung stellte.

Neun katholischen Kirchen stehen 16 Moscheen gegenüber

Inzwischen glaubt die Hälfte der Bewohner an Allah. Neun katholischen Kirchen stehen 16 Moscheen gegenüber. Die Festbeleuchtung in den Straßen der Innenstadt verheißt während des Fastenmonats einen „Feliz Ramadan“, und das islamische Opferfest ist seit einigen Jahren sogar gesetzlicher Feiertag.

Die Stadtoberen sprechen gern von den vier Kulturen der Stadt, deren friedvolles Zusammenleben Melilla so einzigartig und zu einem Beispiel für die Zukunft ganz Europas mache. „Das ist hier etwas völlig Natürliches“, sagt Kulturministerin Fadela Mohatar, die selbst marokkanische Wurzeln hat. Ein Heile-Welt-Bild will die Politikerin dennoch nicht zeichnen. Auch in Melilla seien die strenggläubigen Strömungen des Islam auf dem Vormarsch, sogar junge Frauen gingen nur noch verhüllt auf die Straße, erklärt Mohatar. Als sie am Morgen in kurzem Kleid im Wartezimmer eines Arztes saß, wurde sie von anderen Muslimas mit bösen Blicken gestraft. „Das wäre vor 20 Jahren nicht passiert, und das macht mir Sorgen.“

Sitzt man in lauer Sommernacht mit christlichen – und aus deren Sicht „echten“ – Spaniern bei Tapas und Wein in einer der zahlreichen Bars, wird ganz offenherzig über die marokkanischstämmigen Mitbürger hergezogen. Jetzt, wo die „moros“ wieder protestieren, weil sie ihre Hammel fürs Opferfest nach EU-Recht nicht im hauseigenen Hinterhof schlachten dürfen, geht so manchem das Messer in der Tasche auf. „Wir sind nicht mehr Herr im eigenen Haus“, wird dann lamentiert, oder „die sollen dahin gehen, wo sie hergekommen sind“. Dass viele Muslime längst einen spanischen Pass besitzen und die Stadt mit ihren Bars und Geschäften am Laufen halten, wird dabei in guter alter Stammtischmanier ausgeblendet. Auch über die etwa 30000 Marokkaner aus der Gegend um die Nachbarstadt Nador, die Tag für Tag mit einer Arbeitserlaubnis über die Grenze kommen, klagt niemand. Sie liefern Fisch, fahren Taxi, putzen für wenig Geld bei den besser Betuchten – und gehen abends wieder nach Hause.

„Viele Leute hier leben mit dem Rücken zu Marokko“, sagt die Historikerin und Anthropologin Sonia Gámez von der örtlichen Universität. „Und viele haben einfach Angst.“ Angst vor dem Fremden, vor der Überfremdung. Während sich mancher Mitbürger ins Auto setzt und ziellos eine Runde dreht, um das beklemmende Gefühl loszuwerden, das einen auf so einem begrenzten Flecken Erde manchmal beschleicht, nutzt Gámez jede freie Minute für Ausflüge ins Nachbarland. „Ich liebe die endlosen Strände, die Menschen, die Kultur“, kommt sie ins Schwärmen.

Tonnenweise Waren kommen über die Grenze

Um einen kleinen Eindruck von Marokko zu bekommen, reicht in Melilla ein Vormittag. Die quirlige Grenze von Beni Ansar, über die jeden Tag tonnenweise Waren – auf menschlichen Rücken oder im klapprigen Mercedes – von einer Seite auf die andere gelangen, ist, dank europäischem Pass, schnell überwunden. Dahinter buhlen SIM-Karten-Verkäufer und Taxifahrer um Kundschaft. Hamid verspricht, uns zur besten Konditorei von Nador zu chauffieren, Sightseeing inklusive. „Königspalast von Mohammed VI.“, sagt er auf der kurzen Fahrt und zeigt auf eine unprätentiöse Mauer, dahinter dichter Wald. Mehr zu sehen gibt es in der Markthalle von Nador, wo die Händler riesige Thunfische, Langusten zu Schleuderpreisen, pralle Oliven und Datteln feilbieten.

Am Nachmittag, zurück in Melilla, geht es an den Strand – den neuesten der Stadt: Die „Ensenada de los Galápagos“ wurde erst vor einigen Jahren mit Sand aufgeschüttet und zur Badebucht herausgeputzt. Zu erreichen ist sie über einen Tunnel durch die Stadtmauer. Obwohl längst Sommerferien sind und die Temperaturen nach Abkühlung schreien, tummeln sich dort nur ein paar Mütter mit ihren Kindern. Etwas abseits, im Schatten neben den Felsen, sitzt eine Gruppe Jugendlicher. Sie haben keine Handtücher dabei, aber Handys, mit denen waghalsige Klippensprünge dokumentiert werden. „Mir sind die ein Dorn im Auge, das sind minderjährige Flüchtlinge, die meisten aus Marokko“, erklärt eine ältere Dame und bittet den Rettungsschwimmer, ihre Habseligkeiten zu beaufsichtigen, während sie ins Wasser geht. Der nickt nur müde. „Die sind doch harmlos“, sagt er. Und hätten ohnehin nur ein Ziel: Es an Bord einer Fähre zu schaffen, die sie ans spanische Festland bringt.

Ansonsten ist von all den Migranten, die sich über das spanische Nadelöhr Eintritt nach Europa verschaffen, im Stadtbild nicht viel zu sehen. Wenn wieder mal eine Schar Schwarzafrikaner den Zaun stürmte, erfahren das auch die meisten Einheimischen nur aus den Fernsehnachrichten. Der mächtige Grenzwall ist für sie weit genug weg – und zudem derart Normalität, dass sie ihn gar nicht mehr wahrnehmen. Wie auch die Franco-Statue, die immer noch an prominenter Stelle im Hafen steht, obwohl Spanien die Verbannung sämtlicher Franco-Symbole bereits 2007 per Gesetz angeordnet hat. Melilla ist eben keine normale spanische Stadt.

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