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Reisebericht
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Georgien - der etwas andere Roadtrip

Blick auf das Kloster mit Heiliger-Dreifaltigkeitskapelle vor dem Kazbegi. Sechs Mönche leben dort auch im Winter auf mehr als 2500 Höhenmetern
3 Bilder
Blick auf das Kloster mit Heiliger-Dreifaltigkeitskapelle vor dem Kazbegi. Sechs Mönche leben dort auch im Winter auf mehr als 2500 Höhenmetern
Foto: Bastian Sünkel

Wer in Georgien unterwegs ist, muss erst einmal die Straße überleben. Das Land löst sich von seiner Vergangenheit und öffnet sich für Touristen. Ein Reisebericht.

Woher er kam, weiß niemand. Aber auf einmal stand er da, der persisch anmutende Typ mit seinen zwei Kamelen. Offenbar wusste er nicht mehr weiter, deswegen blieb er einfach. Hier im Norden Georgiens, kurz vor der russischen Grenze. In Stepanzminda, am Fuß des sagenumwitterten Berges Kasbek. Im Schatten des Berges schlug der Fremde sein Lager auf. Mit Händen und Füßen hatte er den Einheimischen seine Geschichte erzählt. Er wollte nach Russland, um seine Waren zu verkaufen. Doch an der Grenze, die direkt hinter dem weißen Gipfel der dritthöchsten Kaukasusspitze Georgiens verläuft, haben ihn die russischen Soldaten nicht passieren lassen.

Er kam also die paar Kilometer zurück in das schläfrige georgische Dorf mit knapp 2000 Einwohnern. Er blieb und fand Kundschaft. Bergtouristen setzten ihre Kinder zwischen die Höcker der Kamele – Kameraklicken – und er bekam zum Dank Almosen. Dann starb die Kamelkuh, und der Hengst durchlief eine Sinnkrise. Er schnappte mit seinem breiten Maul nach den Touristen, verlor die Lust an Gesellschaft, selbst die Kinder konnten ihn nicht aufheitern – und so wie der Händler mit seinen beiden Kamelen in Stepanzminda dem Nichts entkommen war, verschwand er wieder mit einem Tier ins Nirgendwo des Transkaukasus, zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer.

Mutter Georgien in Tiflis.
Foto: Bastian Sünkel

Tsotne kennt viele solcher Geschichten. Er ist Fremdenführer in Georgien und erzählt meistens vom Beifahrersitz des Minivans aus. Dabei dreht er seinen Kopf über die linke Schulter. Jeden Satz leitet er in fließend-akzentuiertem Englisch mit einem „So!“ ein und legt dann los: Städte, Stauseen, Volksdenkmäler, Jahreszahlen. Die dunkle Zeit – die Neunziger und fast alles, was davor war. Die besseren Jahre – nach der Rosenrevolution 2003. Der Kaukasuskrieg 2008. Der gefühlte Stillstand der Gegenwart. Die Russen. Tsotne beantwortet jede Frage über sein Land wie Menschen es tun, die ihre Heimat lieben wie einen guten Freund, der ehrliche Kritik verträgt. Tsotne verlässt nur dann den Beifahrersitz, wenn einem vom georgischen Verkehr so schlecht geworden ist, dass es besser ist, die Plätze zu tauschen. „Crazy driving in Georgia“, sagt er dann. Verrücktes Autofahren. Die Rollen sind klar verteilt. Tsotne kümmert sich um die Geschichten. Giorgi auf dem Fahrersitz um unser Leben.

Georgien war viele Jahre lang von Russland abhängig

Als wir Tsotne kennenlernen, steht er in der Eingangshalle des Flughafens Kutaissi. Es ist nicht zu übersehen, dass er auf eine deutsche Reisegruppe wartet. Tsotne trägt eine alte deutsche Bundeswehrjacke in Schlammgrün mit kleiner schwarz-rot-goldener Flagge auf jeder Schulter. Eine Jacke wie sie sich coole deutsche Teenager in den Achtzigern überstreiften. Darunter blitzt in Blau das T-Shirt mit der Aufschrift „BERLIN“ in eckigen Kästchen hervor, seit den NullerJahren ein beliebtes Souvenir bei Deutschland-Touristen. Tsotne, Dreitagebart, offene Augen, schlaksig, wirkt wie einer, der das Leben locker nimmt, dem aber Bildung und die Gesellschaft wichtig sind. Eine Begrüßung später fährt Giorgi den Wagen vor und wir steigen ein.

Tsotne (links) und Giorgi, die Fahrer der Tour.
Foto: Bastian Sünkel

Kutaissi ist eigentlich aus einem anderen Zusammenhang und unter einem anderen Namen den Menschen westlich des Schwarzen Meeres ein Begriff. Die alten Griechen nannten die Stadt Aia und die Tiefebene, in der sie lag, Kolchis. Hier machten sich die Argonauten auf die Jagd nach dem Goldenen Vlies. Erst ackerte Iason mit Hephaistos’ feuerschnaubenden Stieren den Hain des Ares um. Dann flüchtete die Heldentruppe mit Medea und dem Vlies zurück in die Heimat. Nach zwei Stunden Autofahrt zweifelt man keine Sekunde daran, dass es besser wäre, zwei feuerschnaubende Götterbullen zu reiten als dem georgischen Verkehr ausgeliefert zu sein. Giorgi ist ein guter Fahrer, der auch mal zurückzieht, und Tsotnes Geschichten lenken gekonnt von den waghalsigen Überholmanövern seiner Landsleute ab. Und es gibt viel zu erzählen.

Entlang der jungen Hauptachse ostwärts, die Tsotne deutsch „Autobahn“ nennt, reihen sich die Jahrhunderte in ungeordneter Abfolge aneinander. Raus aus Kolchis, rein in die immergrünen Hügel des Westens. Links verlassene Sowjetfabriken, rechts menschenleere Baustellen. Spricht man Tsotne auf die Neunziger an, die dunklen Jahre, wie er sagt, wird offensichtlich, dass sich die Russen mit dem Ende der Breschnew-Doktrin zwar zurückgezogen haben. Gleichzeitig aber haben sie dem Land den Gashahn abgedreht und den Stromschalter umgelegt. Tsotne erzählt von Chaosjahren mit Straßenbanden, korrupten Polizisten und korrupteren Politikern. Armut und Widerstand. Fragt man Georgier nach den wichtigsten geschichtlichen Ereignissen der jüngeren Vergangenheit, erzählen sie von einer Gaspipeline quer durchs Land und von der Wasserkraft, die quasi das ganze Land mit Energie versorgt.

Gedächtniskirche des heiligen St. Nino über Mzkheta.
Foto: Bastian Sünkel

Dann stechen die gläsernen Polizeistationen ins Auge, die in regelmäßigen Abständen die jungen Straßen säumen. Das war das Werk des alten Präsidenten, was es so in einem ehemaligen Satellitenstaat der Sowjetunion, ja in der Welt nie gegeben hat. Er entließ 95 Prozent der alten Polizeigarde, stellte Nachwuchs-Cops mit neuen Anzügen und finanzieller Unterstützung der USA ein und erhöhte den Lohn. Hat sich der Aufwand gelohnt? „Fifty-fifty“, sagt Tsotne. Die Polizeibauten sind durchsichtig für das Volk, das sie schützen sollen. Seitdem fühlt man sich in ganz Georgien sicher. Außer im Straßenverkehr.

Kaum jemand im Westen nimmt Georgien als Urlaubsland wahr

Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, warum nur ein Bruchteil des reichen Westens Georgien als Urlaubsland wahrnimmt. Der Ruf jener von Kriminalität und politischen Krisen geprägten Jahre hat sich eisern gehalten. Armut und Zukunftsängste lähmten die Einheimischen. Einfallende Touristenmassen, Resorthotels und „GEORGIA“-T-Shirts findet man nirgends.

Giorgi gibt Gas. Die Straße ist frei, weil sich alle Lastwagen artig in die kilometerlange Schlange am Rand der georgischen Heerstraße aneinander reihen. Die russischen Grenzer lassen sich heute wieder Zeit, sagt Tsotne. Die Autobahn hat sich längst zur Landstraße gewandelt und die sanften Biegungen des Westens zu Kaukasus-Pässen mit Steilkurven. Die Händler, die am Straßenrand Nuzuqi und Churchkhela verkaufen – Honigbrot und eine stangenförmige Süßigkeit aus Obst und Nüssen –, haben wir längst hinter uns gelassen.

Auch die spätmittelalterliche Festung Ananuri oberhalb des Schinwali-Stausees, die gleichzeitig Burg und Kloster in einem war, liegt weit zurück. Heute kann man dort für zwei Lari traditionelle Felle anziehen und sich fotografieren lassen. Aus dem Gemäuer um das Kirchportal blicken zwei verbitterte Erzengel auf die Besucher herab. Warum die so mies gelaunt sind? Tsotne zuckt mit den Schultern. Man muss einfallsreich sein, um den allwissenden Fremdenführer auf dem falschen Fuß zu erwischen.

Giorgi fährt geschmeidig über die Pässe bis ihn eine Schafherde ausbremst. Herde ist untertrieben. 300, 400 Schafe, ein Esel und ein Schäfer quetschen sich durch den Stau, von einer Seite auf die andere. Das geht so lange gut, bis drei Autos mit russischem Kennzeichen von der Warterei genug haben, gleichzeitig auf Hupe und Gas steigen und eine dritte Spur in der Mitte der Straße eröffnen. Giorgi flucht. Tsotne sagt: typisch. Ein Schaf kommt unter die Räder.

Roadtrip durch Georgien: Vorbei an bröckelnden Denkmälern und Kühen

Oberhalb des Aragwitals thront ein halbrundes Denkmal der georgisch-sowjetischen Freundschaft, die keine mehr ist und wahrscheinlich nie eine wirkliche war. Das Denkmal bröckelt und die Georgier erzählen sich, wie die mobile russische Grenze in den vergangenen Jahren vier Kilometer ins Landesinnere gewandert ist. Der Protest erstickt in den düsteren Erinnerungen an die Tage des Kaukasuskrieges.

Giorgi bremst. Eine Kuh hat sich am Ortseingang von Stepanzminda auf die Straße verirrt, was keine Seltenheit ist. Die Kühe grasen links und rechts der Straßen seit Kutaissi. Es wird dunkel und um uns, im schmalen Tal um Stepanzminda hat sich ein Gemisch aus Nebel und Wolken angestaut.

Erst am nächsten Morgen wird klar, was jene unberührte Schönheit ist, von der Georgien-Reisende nach der Rückkehr erzählen. Der Sonnenaufgang taucht den Kasbek und das Kloster Gergetis Sameba in jenes Wechselspiel aus Licht und Schatten, von dem sich einst Abenteurer erzählten. Die alten Geschichten von abgelegenen Orten und unpassierbaren Straßen. Und von einem Perser, der für kurze Zeit sein Glück gefunden hat.

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