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Reisebericht
12.03.2014

Heilige Kühe und Nervenkitzel: Indien per Express

Cochin: Auf der letzten Zugetappe gibt’s Tageslicht und Gitter.
Foto: Lea Thies

Unterwegs in einem der größten Schienennetze der Welt. Zwei Frauen in drei Zügen, über 1000 Kilometer Wegstrecke, eine nächtlichen Überraschung, heilige Kühe und Nervenkitzel.

Die britischen Touristen schreien vor Angst. Ich lache. Auch schon er- und überlebt, so ein waghalsiges Überholmanöver eines indischen Busfahrers mit Gegenverkehr. An das Herzklopfen von damals, 2009, irgendwo in Rajasthan kann ich mich gut erinnern.

Tina sitzt neben mir im Flugzeug und starrt auf den Bildschirm in meinem Vordersitz, wo der Film „Best Exotic Marigold Hotel“ läuft. Kleine Einstimmung quasi. „Das ist auch Indien“, sage ich grinsend und meine sehr gute Freundin blickt mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Neugierde an. 15 Tage und über 1000 Kilometer in einem der größten Schienennetze der Welt liegen vor uns.

"Indien trifft dich wie eine Welle"

Für Tina wird das Neuland sein. Für uns beide ein Abenteuer. Wenig später sagt Judi Dench in dem Film: „Indien trifft dich wie eine Welle. Stellst du dich dagegen, wirst du umgeworfen. Tauchst du durch sie durch, wird alles gut.“ Ein guter Tipp für Indien-Anfänger.

Wir landen nachts in Mumbai, unter uns glüht und brodelt die Stadt wie ein Vulkan. Faszinierendes Chaos. Das Hotel ist vorgebucht, weil wir keine Lust auf nächtliche Herbergssuche hatten. Tina schaut aus dem Taxifenster – Mumbai schläft nicht.

Sie taucht mit den Augen ein. Am nächsten Tag mit dem ganzen Körper. Mumbai stinkt und duftet, es gibt dort unfassbaren Reichtum und schreckliche Armut, es ist meistens dreckig, immer trubelig und laut. Erste Lektion: Gelassenheit und Demut lernen.

Abends läuft vor dem inneren Auge ein Kopfkino ab. Die vielen Eindrücke, die vielen Gesichter, vielen Szenen. Zum Beispiel diese: Am Gateway of India, dem Wahrzeichen der Stadt, ein kleiner Junge, acht Jahre, maximal zehn. „Bekomme ich den Kugelschreiber?“, fragt er Tina. „Ich habe keinen Kugelschreiber.“ „Doch, den da“, sagt der Kleine und zeigt auf die schwarze E-Zigarette, die Tina in der Hand hält. Sie zieht daran. Der Junge blickt erst erstaunt-verwundert und dann lachen sich beide schier kringelig.

Plötzlich greift eine Hand in mein Mini-Abteil

Mumbai Los geht’s an einem der größten Bahnhöfe der Welt.
Foto: Lea Thies

Am nächsten Tag geht’s ans Organisieren. Wir brauchen Zugtickets nach Goa, Indiens kleinsten Bundesstaat. Ab zum Chhatrapati Shivaji Terminus, einem der größten Bahnhöfe der Welt. Er sieht aus wie St. Pancras in London. Eine Art viktorianische Zugkathedrale.

Täglich kommen dort mehr als 1000 Züge an und drei Millionen Menschen passieren diesen Bahnhof. Wie so vieles in Indien unfassbar. Am Touristenschalter buchen wir die Nachtzugtickets im Konkan Kanya Express nach Madgaon. „Express“ ist relativ – für 580 Kilometer braucht der Zug fast zwölf Stunden. Der Fahrtpreis: keine 20 Euro für ein Schlafwagenticket in der zweiten Klasse mit Klimaanlage.

Knapp 36 Stunden später stehen wir wieder in dem Riesenbahnhof. Mit Rucksäcken bepackt suchen wir den Weg zum Gleis. Wartende Menschen sitzen am Boden. Reisende laufen dazwischen herum. Die digitalen Zuganzeigetafeln an den Wänden wechseln zwischen Hindi und lateinischen Buchstaben.

Erster Zug: Konkan Kanya Express

Der Konkan Kanya Express ist schon da. Er ist lang. Und wie es aussieht, hat er schon zig Kilometer durch Indien zurückgelegt. Eine offen stehende Abteiltoilettentür erinnert mich, weshalb ich nach maximal zwölf Stunden einen indischen Zug wieder verlassen muss – diese Mini-Räume mit Loch im Boden packen meine Nase, meine Augen und meine Füße nicht.

Unsere Schlafplätze liegen parallel zum Gang. Gegenüber sind die Viererabteile. Wer seine Ruhe haben möchte, zieht einfach einen Vorhang vor seine Plastikliege. Als Spät-Snack essen wir indische Chips von Haldiram und zum Desinfizieren gibt’s den abendlichen Schluck Whisky aus der Duty-Free-Flasche.

Tina schläft als Indien-Anfänger oben, über den Köpfen der Gangläufer. Ich liege unten, den Rucksack als Diebstahlschutz mit den Beinen umklammert, die Handgepäcktasche unter Jacke und Decke. Klingt unbequemer, als es ist. Vorhang zu, zum Zug-ruckeln einschlafen.

Nächtliche Überraschung im Schlafwagen

Mitten in der Nacht wache ich plötzlich auf. Eine Hand greift langsam in mein Miniabteil, tastet nach dem Getränkehalter zwischen den Fenstern und sucht vermutlich die Whiskyflasche. Instinktiv richte ich mich auf, greife mit beiden Händen den fremden Unterarm und sehe mit großen, vermutlich rot unterlaufenen Augen einen alten Mann an.

„Wo ist das Licht?“, stammelt er erschrocken. Zu meinem „hier ist kein Licht“ zieht er schnell seinen Arm weg und sucht das Weite. Ich schlafe gut weiter. Auf meinen Indien-Trips hatte ich noch nie Angst – es gab keine einzige bedrohliche oder unangenehme Situation.

Strand, Ruhe, heilige Kühe

Palolem: Heilige Strandkuh ist wohl die Vorstufe zur Erlösung.
Foto: Lea Thies

Von Madgaon geht’s mit dem Taxi nach Palolem, im Süden Goas. Ein bisschen Strand, etwas Ruhe ist der Plan. Die Unterkunft ist schnell gefunden. Es gibt sogar Handtücher. Den Touristen versuchen wir aus dem Weg zu gehen. Es ist noch Nebensaison. Viele der Strandhütten, die jedes Jahr abgerissen und wieder neu aufgebaut werden, stehen noch nicht.

Aus dem Palmenwald hinter dem Strand klingt immer wieder ein Klopfen und Hämmern. Zur Hochsaison muss hier die Hölle los sein. Uns reicht es schon nach zwei Tagen. Weil alle Züge nach Kozhikode ausgebucht sind, müssen wir noch einen Tag verlängern. Also gucken wir noch einmal der Strandkuh-Gang beim Sonnenuntergangs-Wiederkäu-Ritual zu. Sie sehen zufrieden und entspannt aus. Heilige Kuh in Palolem – das muss die Vorstufe zum Nirwana sein.

Abenteuerliche Reise nach Wayanad

Der Nachtzug spuckt uns morgens nach 538 Kilometern in Kozhikode aus. Nächstes Ziel: das Gebiet Wayanad, wo wilde Elefanten leben und sich eigentlich nur indische Touristen hinverirren. Am Busbahnhof gibt’s ein schnelles Curry-Frühstück – und die nächsten zwei Stunden versuchen wir, es nicht wiedersehen zu müssen.

Tina erfährt jetzt am eigenen Leib: Die Film-Szene im Flugzeug war nicht übertrieben. Der Busfahrer rast wie ein Irrer. Vor uns speit ein Inder aus dem Fenster. Doch Wayanad ist die abenteuerliche Anreise wert.

Wayanad: Irgendwo da draußen ist Shir Khan.
Foto: Lea Thies

Frische und saubere Luft, Honig- und Tee-Verkäufer am Straßenrand, ursprüngliche Dörfer, Dschungel, Wasserfälle und auch ein interessantes Infoschild: Achtung, Kobras! Mit einem alten Jeep wackeln wir durch einen Naturpark nahe Tholpetty und halten Ausschau nach Elefanten. Ganz kurz sehen wir einen „Hathi“.

Und dann: „Ein Tigerpfotenabdruck“, sagt unser Guide. Ich gucke auf unseren nicht vergitterten Geländewagen und bin mir nicht ganz sicher, ob ich traurig oder froh sein soll, dass sich „Shir Khan“ nicht blicken lässt. So viel Dschungelbuch live muss doch nicht sein.

Indische Neugierde und Freundlichkeit

Nach zwei Nächten geht es zurück in die Zivilisation – mit dem Taxi. Am Bahnhof von Kozhikode warten wir auf den Zug nach Ernakulam in Kerala. Tina holt ihr Notizbuch heraus und zeichnet einen wartenden Mann. Das sieht ein Mädchen und schaut fasziniert zu.

Kozhikode: „Please paint“ – Tina zeichnet Mitreisende.
Foto: Lea Thies

Tina skizziert auch die kleine Sneha Jose. Zehn Minuten später hat sich eine Traube Menschen gebildet – alle möchten gezeichnet werden. Sogar der coole Teenager mit den gegelten Haaren. Kaum hat er sein Bild stolz davongetragen, zeigt ein Mann das Handyfoto seiner Tochter – „please paint“. Von der Neugierde und Freundlichkeit, die uns die Menschen auf der Reise entgegenbringen, ist Tina einmal mehr beeindruckt.

Wir treten unsere letzten 200 Kilometer an. Dieses Mal bei Tag und mit Gitterfenstern. Mit Tempo 50 ruckelt der Zug durch die Landschaft. Gerüche wehen herein, nicht nur schöne. Der Fahrtwind bläst sie durch das Abteil. Die Bahnhöfe sind wie bewegte Wimmelbilder. Kann man süchtig nach Farben und Gesichtern werden? Wir möchten am liebsten weiterfahren, immer weiter, weiter…

"Am Ende wird alles gut"

„Ich muss nicht weg, die ganze Welt kommt zu mir“, sagt Walton, kurz, nachdem wir bei ihm eingecheckt haben. Er ist ein freundlicher, weiser Mann mit einer wunderbaren Pension auf Fort Cochin und einem kleinen Gebrauchtbuchladen. Eigentlich wollten wir noch in einem Hausboot übernachten – aber das ist uns dann doch zu touristisch.

An den letzten Tagen fahren wir lieber mit Fähre und Bus zum Einheimischenstrand, philosophieren mit Walton, feilschen mit Händler Zauber von gegenüber und balancieren über die für den Ort typischen chinesischen Fischernetze.

Auf dem Rückflug von Cochin nach Frankfurt guckt Tina „Best Exotic Marigold Hotel“ – von Entsetzen keine Spur mehr. Nur ein breites Lachen. Wie hieß es doch in dem Film: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es auch nicht das Ende.“ Ende.

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