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Reisebericht
08.04.2014

Kapstadt: Eine Metropole auf der Suche nach ihrer Zukunft

Kapstadt ist die Welt-Design-Hauptstadt 2014. Doch dabei geht es nicht um schönen Schnickschnack, sondern um Buslinien und Radwege.

Draußen an den Mauern, die den Ort einfrieden, haben sie Nelson Mandela in allen Lebenslagen gemalt. In seiner Zelle auf Robben Island, als Held mit Boxhandschuhen, als milde lächelnden Großvater der Nation. Coca-Cola-rot wie ein Rubin leuchtet der windschiefe Laden, in dem es hinter vergitterten Fenstern ein bisschen was zu kaufen gibt. Der Nachmittagswind wirbelt Plastiktüten über die Straße, auf der Kinder herumtoben. Drinnen steht Tony Elvin in einem schmucklosen Klassenzimmer und erzählt wieder einmal einer Besuchergruppe, weshalb genau hier, im Township Langa, die Mitte Kapstadts liegt. Die Mitte und auch ein bisschen die Zukunft.

„Number 1 Cape Town“, sagt Tony und blickt in skeptische Gesichter. Mitte? Hier? In dieser Ebene zwischen Autobahnen, Wellblechdachfeldern, Kraftwerkstürmen und eingemauerten Siedlungen voller kleiner Häuschen, wo kein Schimmer vom Ozean blaut? Ja, geografisch liege hier die Mitte der Stadt, wenn man die Stadt so betrachte, wie sie tatsächlich ist – über den üblichen Postkartenausschnitt mit Hafen, Meer, schmucker Innenstadt, Strand, schönem Park, videoüberwachten Villen und Tafelberg hinaus. „Langa ist ein Diamant, von Staub überdeckt“, findet Tony, ein Schwarzer, der früher in London gelebt hat und nun eine Vision hat, wie Kapstadt ein neues Gleichgewicht finden kann.

Soziales Design soll die Stadt verändern

Keine Viertelstunde im Auto ist es von hier bis ins alte Stadtzentrum am Fuß des Tafelbergs. Doch dazwischen liegt nicht nur viel Staub, dazwischen liegen Hürden, Grenzen, Ängste, Welten. Tony Elvin träumt von Restaurants, Coffee-Shops, Bars, von Gästen aus Kapstadt und aller Welt. „Wir wollen ein Jazzfestival, es gibt so viel Potenzial hier.“ Und er deutet auf zerfledderte Pappmodelle, die Architekturstudenten entworfen haben.

Die mit herrlichen Stränden und einer einmaligen Lage gesegnete Millionenmetropole Kapstadt ist auf der Suche nach ihrer Zukunft – und das Jahr 2014 soll dabei einen entscheidenden Kick geben. Denn Kapstadt trägt den Titel „World Design Capital“ – Welt-Design-Hauptstadt 2014, kurz: WDC. Unter den hunderten Projekten und Initiativen, die unter diesem Dach zur Aufbruchstimmung in der Stadt am Kap beitragen sollen, gehört auch Tonys Vision von Langa. Design, wie sie es hier ganz im Süden des afrikanischen Kontinents verstehen, meint dabei weniger gute Form und Schönheit, sondern vor allem: „Soziales Design.“ So drückt es Paul Duncan aus, Projektmanager von WDC. „Wir wollen das Leben besser machen, in allen 111 Stadtquartieren, aus denen Kapstadt besteht.“ Stadtgestaltung, Verwandlung und Veränderung. „Transforming the City“: Mit dieser Bewerbungsschrift hat Kapstadt die WDC-Jury überzeugt.

Und in der Stadt gibt es eine Menge Leute, die sich Gedanken darüber machen, wie der schöne Titel „Welt-Design-Hauptstadt“ mit Inhalt zu füllen ist. Rashiq Fatar gehört dazu. Er stoppt sein E-Bike irgendwo zwischen Tafelberg und Hafen an der viel befahrenen Bree Street im Zentrum Kapstadts und genießt die Wirkung seiner Worte. „Kapstadt ist die am stärksten designte Stadt der Welt“, sagt der 27-Jährige, „alles ist designt, um Menschen voneinander zu trennen – wirtschaftlich, ästhetisch, gesellschaftlich.“ Rashiq meint damit nicht nur das Erbe der Apartheid. Er bemängelt, dass es zum Beispiel hier in der Bree Street wenig Aufenthaltsqualität gibt, keine Sitzplätze, keine Straßenkultur, keine Verweilanreize. Fußgänger und Radfahrer bräuchten mehr Platz. Dass es anders geht, zeige der „Fan-Walk“, der zur Fußball-WM 2010 eingerichtet wurde – eine autobefreite Flaniermeile, 2,5 Kilometer quer durch die Stadt vom Bahnhof bis zum Stadion.

Der öffentliche Nahverkehr ist unterentwickelt

Tatsächlich: Auf der Fußgängerbrücke über eine achtspurige Straße mit Blick auf die wenigen Hochhäuser in Kapstadt spielt sich ab, was Rashiq „just to be part of public life“ nennt – Teil des öffentlichen Lebens sein. Das wogt aus Kapstadt jeden Abend wieder heraus. 350 000 Einpendler täglich, die allermeisten Schwarze, mühen sich morgens in die Stadt hinein – und müssen abends zeitig wieder gehen, wenn sie noch weit hinaus in die „Cape Flats“, die Siedlungen im ehemaligen Sumpfland, nach Hause kommen wollen. Weil der öffentliche Nahverkehr so unterentwickelt ist, wie nicht nur der Aktivist Rashiq von der Initiative „Zukunft Kapstadts“ beklagt. Der Ausbau der Busverbindungen in die Townships, in die in den 1960er Jahren die schwarzen und farbigen Einwohner Kapstadts gewaltsam „umgesiedelt“ wurden, ist ein zentrales Motiv des WDC-Jahres.

Mitten in dem Viertel „Waterfront“, dem zum Vergnügungs- und Flanierquartier gestylten Hafen, der mit jährlich 24 Millionen Besuchern Kapstadts Magnet für Touristen und Einheimische ist, wird ein Deutscher ein großes Ausrufezeichen setzen – auch was Design und Architektur im klassischen Sinne betrifft. Jochen Zeitz, Ex-Chef von Puma, ist mit seiner großen Kunstsammlung die treibende Kraft hinter dem MOCAA, dem ersten Museum für zeitgenössische Kunst Afrikas. In einem seit 30 Jahren leer stehenden riesigen Getreidesilo wird der englische Designer und Architekt Thomas Heatherwick ein spektakuläres Museum errichten, eine Kathedrale der Moderne. Eröffnen soll es Ende 2016.

Kultur ist eine entscheidende Triebfeder

Leuchtturmprojekte sind Impulsgeber. Das gilt auch im kleineren Maßstab. Im heruntergekommenen Stadtteil Woodstock, alte Industriegegend im Westen Kapstadts, dominiert vom Klinkerbau der Castle-Brauerei, tut sich seit einigen Jahren Wundersames. Kreative haben das alte jüdische Viertel mit seinen niedrigen Häusern, Werkstätten und Fabrikhallen für sich entdeckt. Galerien, die attraktive Mall „Woodstock Exchange“ mit Läden lokaler Designer und Kunsthandwerker, ein populärer Samstagsmarkt rund um die alte Biscuit-Mühle sind Vorreiter eines Prozesses, der das Quartier verändern wird, so wie das – schneller und radikaler – beispielsweise auch im Meat Packing District in New York war.

Streetart-Künstler aus aller Welt haben mit öffentlicher Unterstützung in Woodstock Fassaden und Mauern bemalt und den öffentlichen Raum interessant gemacht. Es gibt Führungen. Zumindest bei Tageslicht. In manchen Nebenstraßen und nachts sowieso bleibt Woodstock eine No-go-Area mit Drogenkriminalität und gewaltigen sozialen Verwerfungen. „Es ist noch immer sehr rau hier“, sagt Ashlegh Mclean, die mit ihrer großen Galerie „Whatiftheworld“ 2008 zu den Pionieren in Woodstock gehörte. Aber es werden immer mehr Punkte, die sich miteinander verbinden, sagt sie. Für die Schwarzen aus der Gegend fallen informelle Jobs ab: Sie trommeln auf der Straße oder arbeiten, unübersehbar in ihren Warnwesten, als Parkeinweiser für ein paar Rand.

Kapstadt also erfindet sich tatsächlich vor allem mithilfe von Kunst und Design neu. Der Faktor Kultur soll gesellschaftliche und ökonomische Effekte bringen. Doch außer dem 1000 Meter hohen Tafelberg, über den sich träge die Wolken legen wie weiße Kopfkissen vor blauem Himmel, gibt es noch viele Anker der Beständigkeit. Nicki, die im Stadtteil Clifton lebt, sagt es so: „You have the sea and you have the mountain“: das Meer und den Berg, die Kurzformel für Cape Towns Lebensqualität. Hier war immer Mitte.

Einwohner erhoffen sich von dem Titel einen Langzeiteffekt

Zum Beispiel im De Waal Park, wo sonntags bei kostenlosen Livekonzerten tausende auf den Wiesen picknicken. Oder das Mount Nelson Hotel: Eine Luxusherberge, in der es entspannt zugeht, wo aber Traditionen gepflegt werden wie die „Teatime“ im Salon. Das Mount Nelson, über 100 Jahre alt, ist eine Institution in Kapstadt – hierher kommen auch die Städter auf einen Drink oder zu Familienfeiern. Wer hier logiert und durch Companys Garden Richtung downtown flaniert, bekommt wenig mit von den Dingen, die Leute wie Iain Harris umtreiben.

Der Mann liebt Kapstadt auf eine leidenschaftliche Weise – aber er liebt vor allem die Möglichkeit, dass sich diese Stadt verändert, die Verzerrungen und tiefen Prägungen durch die Apartheid langsam abschleift, sich besinnt auf die Möglichkeiten und sich ihrer Geschichte stellt, die für Iain eine von Umsiedlungen und Vertreibungen ist. Das alte Kapstadt ist weiß, doch drum herum leben Millionen ausgesiedelte und ausgegrenzte Schwarze und Farbige. Für Iain bringt WDC die Chance auf Durchlässigkeit.

Mitten in Kapstadt, in der Loop Street, hat Aidan Bennetts vor ein paar Monaten seinen großen Laden aufgemacht. Der 32-jährige athletische Typ verkauft in seinem Store Produkte, vieles sind Einzelstücke, von 73 Designern. 70 sind Weiße. Dem Erbe der Apartheid begegnet man überall in Kapstadt, das weiß auch Aidan. „Kapstadt ist europäisch, es ist nicht Afrika.“ Vom Titel World-Design-Capital verspricht er sich „Bewegung und Interesse“. Aber: „Es ist nur ein Farbtupfer, der sich ausbreitet. Ich hoffe, WDC wird einen Langzeiteffekt haben.“ Iain nickt. Schräg gegenüber, im Schaufenster einer Druckerei, hängt ein riesiges Mandela-Plakat. „Wir danken Dir dafür, dass wir heute so frei leben können“, steht da.

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