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Ostwärts
05.11.2019

Mehr als Schlafen bei Fremden: Die Welt beim Couchsurfing erkunden

Bastian Sünkel hat bislang bei fremden Freunden auf drei Kontinenten übernachtet.
Foto: Sünkel

Über Couchsurfing finden Reisende ein Bett in der Fremde. Der Weltreisende Bastian Sünkel liebt diese besonders weltoffene Form des Reisens aus mehreren Gründen.

Der Paketbote klingelt, ich öffne die Tür. Ich bin zu dieser Zeit allein in der Bayreuther Studenten-WG. Mein Blick fällt auf zwei Säcke und auf einen Eimer zu seinen Füßen. Ich frage ihn, was das sei. Er sagt: Kalk und Zitronensäure. Ich sage: Für wen? Er sagt: Thomas. Ich sage: Hier lebt kein Thomas. Wir bauen auch meines Wissens keine Bomben, geschweige denn renoviert jemand die Doppelhaushälfte. Wir prüfen die Adresse: alles korrekt. – Thomas. Ach ja. Unser Gast, der Couchsurfer.

Seit knapp zehn Jahren bin ich Couchsurfer und berichte regelmäßig von den Fremden, die mich in ihren Häusern und Wohnungen, Ateliers und Wohnwagen zwischen einer Nacht und einer Woche unterbringen. Rebecca in Mexiko, Helmuth in Österreich, Lado in Georgien. Sie alle öffnen ihre Tür für Menschen, die sie nie zuvor gesehen haben. Statt mit Kreditkarte bezahlen Couchsurfer mit Geschichten. Statt zum Fünf-Gänge-Menü geht man auf ein Bier auf den Balkon. Statt mit einer Quittung verabschiedet man sich im besten Fall mit einer Staats- und Kulturgrenzen überwindenden Freundschaft oder zumindest mit dem Versprechen, sich eines Tages wiederzusehen.

Wohnwagen, Bett oder Sofa? Couchsurfer laden die Welt in ihr Zuhause ein.
Foto: Bastian Sünkel

Was treibt Couchsurfer dazu Unbekannte aufzunehmen? Bekannte stellen mir die Frage: Was ist, wenn du beim Falschen landest? Wirst du nicht betäubt und ausgeraubt oder sexuell belästigt? Meine Oma geht noch einen Schritt weiter: Bis dich einer erschlägt.

Wenn ich mich zurückerinnere, ist der Österreicher Thomas einer der ersten, der mir in meiner knapp zehn Jahre andauernden, wechselhaften Geschichte mit Couchsurfing gezeigt hat, warum sich diese Plattform in einer Nische des Web 2.0 – jenseits von Facebook und Twitter – etabliert hat. Wahrscheinlich wäre mein Verhältnis zu Couchsurfern ein anderes, wenn Thomas versucht hätte, eine Bombe zu bauen. Aber er ist Künstler. Bis heute. Am Abend hat er mir erklärt, was er mit Kalk und Zitronensäure vor hat. „Nach Bayreuth plane ich ein Projekt in Israel und Palästina. Ich will aus Kalk eine Mauer formen und die mit Zitronensäure so lange beträufeln, bis sie verschwunden ist.“ – „Und wo soll die Mauer stehen?“ – „Am Strand. Zwischen Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich.“

Unsere Garage machten Couchsurfer zum Atelier

Er wartet ein paar Sekunden, ob ich ihm die Geschichte mit dem Badestrand abkaufe, führt mich nach draußen. Die WG-Garage war für die nächsten Tage Thomas’ Atelier und ich einer der Eingeweihten. Kalk, Zitronensäure und ein Mensch mit einem exzentrischen Blick auf die Welt. Thomas hat mich an diesem Tag überrascht. Seitdem habe ich angefangen, die Geschichten der Couchsurfer zu sammeln.

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Es ist ein Unterschied, ob man Couchsurfer beherbergt – „hostet“– oder bei ihnen übernachtet – „(couch-)surft“. Die Plattform erinnert an ein Amazon mit Menschen statt Produkten. Jeder hat ein Profil, in dem er Fragen über sich und seine Reisen beantwortet. Was will man mit den anderen Surfern teilen: Sprache, Kultur, Bier auf dem Balkon.

Manchmal entstehen aus Begegnungen beim Couchsurfing auch Freundschaften.
Foto: Bastian Sünkel

Welche Länder hat man bereist, welche Musik und Filme verfolgen einen dabei und – das erinnert an meisten an die klassischen Bewertungsportale – eine Seite mit Referenzen. Menschen bewerten Menschen ob sie ihrer Produktbeschreibung entsprechen, Umgangsformen beherrschen, niemand belästigen, ihre Haare nach dem Duschen aus dem Sieb fischen. Fallen die Bewertungen schlecht aus, erhält man keine Übernachtungsanfragen, findet keinen Schlafplatz.

Auf der Reise von Deutschland nach China habe ich bislang bei 14 Hosts zwischen Österreich und dem Iran übernachtet. Der erste war Helmuth. Helmuth ist 52, Werklehrer, lebt allein in seiner Wohnung im Weinviertel und als ich den Artikel verfasse, haben ihn exakt 200 Couchsurfer als guten Gastgeber und Gast bewertet. Helmuth professionell zu nennen, passt nicht zur Philosophie der Plattform. Aber er hat sichtlich Freude daran, sich die Welt in sein zu Hause zu holen, und seine knappen Anweisungen fallen mechanisch professionell aus: Betten können wir selbst überziehen. Keine nassen Handtücher auf Holz. In einer halben Stunde geht es nach Pillichsdorf in den Weinberg zu seinem Kumpel und Winzer Florian Faber. Heuriger in der Buschenschänke im Sonnenuntergang. Hätte ich den Ort ohne Couchsurfer Helmuth jemals gefunden?

In jedem Fall gewinnt man beim Couchsurfen private Einblicke, die man ansonsten nicht so leicht erhält.
Foto: Bastian Sünkel

Couchsurfing bietet Erlebnisse abseits der Touristenrouten

Helmuth ist ein Beispiel dafür, warum Couchsurfing nicht nur eine Möglichkeit ist, mit schmalem Budget um die Welt zu reisen. Die junge Generation der Reisenden sucht in ihrem Individualitätsdrang nach einmaligen Erlebnissen abseits der Touristenrouten. So landet man eben nicht in Wien, sondern bei Helmuth in Wolkersdorf, bei einem Einheimischen, der seine Heimat kennt und die Welt liebt – wenn man das will. In den touristenüberrannten Großstädten einen Couchsurfingplatz zu finden, ist bedeutend schwieriger. Ilker erzählt mir in Istanbul, dass er bis zu 15 Anfragen erhalten habe – pro Tag. Jetzt managt er ein Hostel.

Couchsurfing basiert auf Vertrauen. Schließlich erhält der Reisende für kurze Zeit einen tiefen Einblick in die Privatsphäre der Gastgeber. Das ist einmal mehr, einmal weniger verstörend. Auf Island zeigt mir ein Gastgeber, wie Drogen über Facebook bestellt und ausgeliefert werden. Dazu gibt es selbst gebrannten Moonshine von seinem Spirituosendealer aus dem Park – „Schnaps ist einfach zu teuer in den Läden!“ „Schnaps“ sagt er auf Deutsch und aus den Computerboxen tönt deutscher Trash-Techno aus den 90ern.

Nur selten berichten Reisende von schlechten Erfahrungen beim Couchsurfing.
Foto: Bastian Sünkel

In Mexiko nimmt mich beim Trampen in der Wüste eine Familie auf, die einzigen Couchsurfer in dem unscheinbaren Ort. Trotz Sprachbarrieren sitzen Vater Israel und ich bis nachts um drei Uhr im Esszimmer, um die politische Situation der Kontinente zu diskutieren. Er will auf seine alten Tage in Deutschland leben, sagt er. Alles sei so geordnet. Wir sollten gemeinsam ein mexikanisches Restaurant betreiben, schlägt mir Israel vor. In Griechenland lädt mich der Freund des Couchsurfers Stefanos, der Touristenführer Giorgis, zu einer kostenlosen Meteora-Führung ein. Couchsurfing kann der Inbegriff von Gastfreundschaft sein.

Selten berichten Reisende von schlechten Erfahrungen beim Couchsurfing

Seltener berichten Reisende von schlechten Erfahrungen. Einige Gastgeber verwechseln Couchsurfing mit Tinder und starten ein offensives Flirtprogramm vor dem Schlafengehen, erzählen mir allein reisende Frauen: „Willst du nicht doch lieber in meinem Bett schlafen?“ Das Gästezimmer ist natürlich nicht geheizt. Meiner Reisebekanntschaft Charlotte haben Diebe in Mexiko Geld und Laptop aus der Wohnung eines Couchsurfers gestohlen. Am Ende ist nicht klar, ob der Gastgeber die Aktion geplant hat. Aus den Nachrichten erfährt man, dass in Hamburg bald ein Prozess gegen einen Couchsurfing-Host startet. Er soll Frauen Mittel verabreicht haben, die zu Harndrang führen. Den Weg zur Toilette habe er den Gästen versperrt, berichtet der Spiegel.

Im Iran hat die Regierung Couchsurfing neben vielen anderen Netzwerken gesperrt. Trotz der Risiken geben die Gastgeber nicht auf, sich ihr Tor zur Welt offenzuhalten. Mit VPN-Client und Pseudonym –Couchsurfing ist zu einer Gemeinschaft angewachsen, die sich gegen Zensur und politische Eingriffe gegenüber einer sich selbst vernetzenden Gesellschaft positioniert.

Im Iran hat die Regierung das beliebte Couchsurfing-Netzwerk im Internet gesperrt.
Foto: Bastian Sünkel

Thomas habe ich zum ersten Mal seit acht Jahren zu Beginn meiner Reise entlang der Seidenstraße angeschrieben. Er hat eine Galerie in Graz, erfahre ich bei Facebook, und ist in der Welt herumgekommen. Er schickt mir die Kontakte von Couchsurfern und Bekannten entlang meiner Route. Ich erinnere mich an seine Kalkmauer in unserer Garage. Ich weiß nicht, ob er das Projekt jemals umgesetzt hat. An diesem Tag habe ich aber gelernt, dass es oft weniger braucht als einen Eimer Zitronensäure, um kulturelle Grenzen zu überwinden. Sogar zwischen Deutschland und Österreich.

Wer mehr über die Erlebnisse des Couchsurfers erfahren will, findet Bastian Sünkels Reiseblog unter www.globalmonkey.net

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