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Reisebericht
18.10.2016

Vietnam auf der Überholspur

Die „Rail Street“ führt mitten durch Hanoi. Rechts und links der Bahngleise ist teilweise nur ein Meter Abstand zu den Wohnhäusern. Die Einwohner nehmen’s gelassen – und nutzen die Fläche sogar als Küche.
4 Bilder
Die „Rail Street“ führt mitten durch Hanoi. Rechts und links der Bahngleise ist teilweise nur ein Meter Abstand zu den Wohnhäusern. Die Einwohner nehmen’s gelassen – und nutzen die Fläche sogar als Küche.

Das hektische Leben der Stadt findet auf der Straße statt. Hanoi hat acht Millionen Einwohner und fünf Millionen registrierte Motorroller. Auf dem Land ist das Leben ruhiger.

Phan Thanh Liem lässt gern die Puppen tanzen. Und obwohl man es dem eher zurückhaltend wirkenden Mann nicht zutrauen würde: Wenn er loslegt, wird’s feucht-fröhlich. Phan geht einer traditionellen vietnamesischen Kunst nach: Er ist Wasserpuppenspieler und stellt seine Figuren selbst her. In seinem Haus, das typisch für die Hauptstadt Hanoi viel höher als breit gebaut wurde, befinden sich Wohnraum, Werkstatt und zugleich das Theater.

In siebter Generation spielt Phan mit den hölzernen Puppen und versucht so, die Tradition aufrechtzuerhalten. Seine Vorstellungen werden immer beliebter, sagt der 50-Jährige, der als Schausteller umherzieht oder Schulklassen zu sich nach Hause einlädt – vor allem aber Reisegruppen empfängt. Neben zahlreichen anderen Schaustellern versucht er durch seine Kunst Reisende in das Land zu locken, das gerade dabei ist, sich in unmittelbarer Nähe zur Touristenhochburg Thailand zu behaupten. Das gelingt immer besser. Und das merkt auch Phan.

Als Pendant zum berühmten Thang-Long-Wasserpuppentheater in der Altstadt hat Phan sich sein eigenes Puppenreich im Dachgeschoss gebaut: Dort stehen ein Wasserbecken, eine Tempelfassade und Sitzbänke. Mehr braucht er nicht. Mit den bunten Holzpuppen, bizarr-lauter Musik und einer schrillen Männerstimme, die irgendetwas aus scheppernden Lautsprecherboxen schreit, erzählen Phan und seine Frau auf sympathische Weise Geschichten über das sozialistische Land, sie lassen Wasserbüffel kämpfen und Drachen schwimmen. Neu im Programm: kritische Aspekte aus dem Alltag und ein bisschen Verkehrserziehung. Auf dem Wasser. Auf sonderbare Art. Denn mit kleinen, wild hin und her rasenden und plötzlich umfallenden Rollern aus Holz und mit schrillen Signal-Geräuschen eines Rettungswagens möchte der 50-Jährige die Kinder zur Vorsicht auf den Straßen der Hauptstadt ermahnen.

Denn die haben es in sich. Zwei Zahlen reichen, um die Situation zu erklären: Hanoi hat acht Millionen Einwohner und fünf Millionen Motorroller. Heißt in der Praxis: Auf den Straßen rasen Zweiräder halsbrecherisch über Kreuzungen, sie knattern über die drittlängste Brücke der Welt, die Long Bien, vorbei an Bananenständen und Garküchen, vorbei an Autos, völlig überladenen Fahrrädern und Fußgängern mit kegelförmigen Strohhüten. Und doch erweckt es den Eindruck, als funktioniere das Prinzip „Wer am lautesten hupt, kommt schneller ans Ziel“. Was dem Deutschen, der auch nachts an roten Fußgängerampeln hält, erst einmal Schweißperlen auf die Stirn treibt, ist für die Einheimischen Alltag.

Vietnam ist ein Land voller Gegensätze

Deutlich wird das auch in der „Rail Street“. Denn dort bahnt sich die Zugstrecke kompromisslos ihren Weg durch Hanoi – mitten durch das Wohngebiet. Die Bewohner leben mit der rumpelnden Lok: Auf den Bahngleisen sitzt eine Frau auf einem kleinen Hocker und zupft Koriander in eine Schüssel. Seelenruhig. An der Stelle, an der sie sitzt, sind die Hauseingänge zu ihrer Linken und Rechten je nur einen Meter entfernt. Ein Meter, der die scheppernde Bahn von den Garküchen, Wohnungen oder Hühnerställen trennt. Während auf der einen Seite vietnamesische Suppen vorbereitet und landestypischer Kaffee mit Kondensmilch getrunken werden, hüpfen auf der anderen Kinder über die Gleise. Rauscht ein paar Mal täglich ein Zug an, flüchten sie für wenige Sekunden in die Eingangstüren.

An den anfangs überfordernden Lärmmix aus Motor- und Hupgeräuschen gewöhnt, bekommt auch der Geruchssinn in Hanois Altstadt einiges zu tun: Unter den Gestank der Abgase mischt sich Zimt-, Nelken- und Korianderduft – je nach Gasse. Denn in der Millionenstadt wird in jeder Straße etwas anderes feilgeboten: Werden in der einen Gasse ausschließlich Kräuter, Gewürze, Tees und Mahlzeiten verkauft, gibt es entlang der nächsten nur Elektrogeräte oder Babyartikel oder Souvenirs. Wer es eilig hat oder schlecht zu Fuß ist, kann seit 2010 – seit den Feiertagen zu Hanois 1000. Geburtstag – die Altstadt umweltfreundlich im Elektromobil erkunden.

Wie gegensätzlich Vietnam sein kann, wird an einer Tour ins Landesinnere deutlich. Kaum die Stadtgrenze Hanois verlassen, ersetzen Reisfelder rechts und links der Straßen die schmalen Hochhausbauten und üppigen Hotelklötze. Immer wieder garen Suppen in großen Töpfen vor kleinen Hütten, rennen Hühner über die Straßen oder grasen Wasserbüffel am Wegrand. Nicht umsonst heißt die Provinz „Hòa Bình“ westlich von Hanoi übersetzt „Frieden“. Und der ist sogar irgendwie zu spüren auf dem Weg ins üppige Grün. Auch die Lunge dankt’s. Denn so abgasreich die Luft im Stadtzentrum war, so frisch ist sie in weniger dicht besiedelten Gebieten.

In der Ruhe außerhalb des Ballungsgebiets empfindet man die Natur als einfach überwältigend. Auch wenn diese nicht mehr ganz so artenreich ist wie einst. Wie Reiseleiter Giang Thai Truong erzählt, fielen große Waldflächen dem Ackerland zum Opfer. Außerdem hat auch der Einsatz von Entlaubungsmitteln durch die USA im Vietnamkrieg die Natur extrem geschädigt. Nur noch rund ein Drittel der Landesfläche ist heute bewaldet. Und tatsächlich: Hauptsächlich an Berghängen – also landwirtschaftsunfreundlichere Gebiete – reiht sich Baum an Baum. Die Landbevölkerung sei eben angewiesen auf den Ackerbau: Zuckerrohrfelder hier, Kaffeeplantagen dort und immer wieder Kegel-Hüte, die zwischen Reisfeldern auf- und abtauchen.

Der Großteil der Vietnamesen lebt auf dem Land

Auf dem Land, wo der Großteil der Bevölkerung Vietnams lebt, werden diese von den verschiedensten ethnischen Gruppen bewirtschaftet. In der Hòa Bình-Provinz sind es nach Giangs Auskunft beispielsweise die „Weißen und Schwarzen Thais“. Von ihnen leben noch rund 1,5 Millionen Menschen im Land. „Ihren Namen haben die beiden Gruppen aufgrund ihrer Tracht“, sagt Giang. Demnach tragen die Weißen Thais hellere traditionelle Gewänder, die Schwarzen Thais dunklere. Zudem verraten zum Dutt gebundene Haare bei den Frauen, dass es sich um verheiratete Schwarze Thais handelt. Es gibt sogar extra für diese Frisur entworfene Sturzhelme: Sie haben eine Aussparung am Oberkopf.

Schmale Passstraßen führen tiefer in den Westen des Landes. Es lohnt sich, an einer der Suppenküchen Rast zu machen und den Blick über die üppig grünen Reisfelder auf eine traumhafte Bergkulisse schweifen zu lassen. Doch dass sich Vietnam auf der touristischen Überholspur befindet, wird auch in eigentlich noch ursprünglichen Dörfern deutlich: hier und da Hotel-Rohbauten, immer wieder auf Ausländer angepasste Verkaufsstände – und auch die Minderheiten scheinen gut zu wissen, wie sich aus Tradition Geld machen lässt.

Ein Beispiel dafür ist ein kleines Dorf in der Hòa Bình-Provinz, in dem eine kleine Gruppe der „Muong“ lebt: Frauen in bunter Tracht empfangen jeden Reisenden, der für eine kleine Pause aus dem Auto, dem Bus oder vom Roller steigt. Routiniert, fast aufdringlich, haben sie es vor allem auf kauffreudige Frauen abgesehen. Während die Männer des Dorfes das Spektakel aus der Ferne bei Bier und Tee beobachten, führen die Frauen Touristen vorbei an den traditionellen Stelzenhäusern, an zerzupften Kampfhähnen und an gewebten Taschen und handgenähten Schals.

Beschaulich ist hingegen Mai Châu. Wer die ersten Tage im Trubel der bunten Großstadt Hanoi verbracht hat, trifft im fast 150 Kilometer entfernten Bergdorf auf absolute Stille im grünen Tal. Zwischen breiten Reisfeldern und hohen Bergen hat sich Trekkingtourismus etabliert, Mountainbiker radeln durch die Orte und durch hügelige Landschaften. Einige Unterkünfte verleihen Fahrräder. Auch die Betreiber der Mai Châu Eco-Lodge haben die Ursprünglichkeit der Landschaft für sich entdeckt: Ihre Bungalows ragen über die Reisfelder hinweg.

Es wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis weitere folgen. Auch die Zahlen verraten, wohin die Reise geht. Seit den 90er Jahren kommen stetig mehr Touristen. Kamen 1995 gerade 1,35 Millionen Touristen nach Vietnam, waren es zehn Jahre später schon fast 3,5 Millionen. 2014 waren es fast fünf. Gegenüber Thailand ist das immer noch weitaus weniger (zum Vergleich: In Thailand machten 2014 etwa 25 Millionen Menschen Urlaub). Doch sollte auch nur ein Teil der heimgekehrten Vietnam-Touristen ins Schwärmen geraten, wird sich Wasserpuppenspieler Phan ein paar Sitzreihen mehr in sein Dachgeschoss bauen können.

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