Was die Reisebranche für eine saubere Umwelt tut
13 Millionen Tonnen Plastikabfälle gelangen jedes Jahr vom Land ins Meer. Einige Orte und Unternehmen denken um. Ein paar Beispiele.
Unsere Ozeane verkommen zum Plastik-Endlager: Bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikabfälle gelangen jedes Jahr alleine von Land aus ins Meer. Dort haben sich schätzungsweise schon 150 Millionen Tonnen angesammelt – wahrscheinlich noch wesentlich mehr. Das Thema Plastikmüll betrifft alle. Auch die Reisebranche ist gefordert. Braucht es unbedingt das Plastikstäbchen zum Umrühren des Tomatensafts im Flieger oder den Plastiktrinkhalm im Gin Tonic an der Strandbar? Wir haben uns umgesehen, was sich tut.
Bali – Ein Gesetz gegen Plastik
Auf Bali ist seit Juni ein Gesetz zum Verbot von Einweg-Plastiktüten, -trinkhalmen und Styropor in Kraft getreten. Auslöser für den Umbruch im ökologischen Denken auf Bali war der Dezember 2017, als die indonesische Regierung aufgrund der großen Plastikverschmutzung den Ausnahmezustand für Bali ausrufen musste. Unternehmen, die sich nicht an das Verbot halten und keine Alternativen zu Einwegplastik einführen, werden sanktioniert“, verspricht Wayan Koster, Gouverneur von Bali.
Rügen – Weniger fürs Meer
Mit dem Projekt „Weniger fürs Meer“ kämpfen die Ostseeinsel Rügen und die Hansestadt Stralsund gegen die Vermüllung der Ostsee. Weg vom Einweg, hin zum Mehrweg ist die Devise. Zu diesem Zweck wurden Produkte wie die wiederbefüllbare Trinkflasche Buddelbuddy und der Dreckbag, eine Mülltüte aus biologisch abbaubarer Maisstärke, entworfen, die in den Kurverwaltungen ausgegeben werden. Außerdem hat man das Mehrwegbecher-Pfandsystem des Unternehmens Recup eingeführt. Die Mehrwegbecher können gegen eine Pfandgebühr von einem Euro ausgeliehen und später wieder zurückgegeben werden – deutschlandweit in einem mit Recup kooperierenden Unternehmen.
Tui – Nudel als Trinkhalm
Bis 2020 möchte Tui in Hotels, Flugzeugen und Kreuzfahrtschiffen die Nutzung von Plastikartikeln um 250 Millionen reduzieren. Im Rahmen der Tui-Nachhaltigkeitsstrategie „Better Holidays, Better World“ arbeitet der Touristikkonzern seit Jahren aktiv an Veränderungen für einen nachhaltigen Tourismus. Franziska Tritscher, Nachhaltigkeits-Managerin bei Tui: „2018 haben wir in 60 Prozent aller Tui-Hotels Plastiktrinkhalme eliminiert und durch umweltfreundlichere Strohhalme ersetzt.” Auch der Einsatz von Plastikbechern, -besteck und -verpackungen wurde reduziert. So konnten im vergangenen Jahr 112 Millionen Einwegplastik-Artikel in den Tui-Hotels eingespart werden. Ein plastikfreier Trinkhalm-Ersatz wird derzeit im Tui Magic-Life-Club Plimmiri getestet: Gäste schlürfen ihre Cocktails aus den „Pastraws“, Maccaroni-Trinkhalmen.
Aldiana – Sinnvolles Souvenir
Unter dem Motto „plastikfrei“ startet der Clubreiseveranstalter Aldiana ein Pilotprojekt im Club Andalusien, bei dem alle bisher in Einweg-Plastikflaschen angebotenen Getränke durch umweltfreundlichere Alternativen ersetzt werden. So sollen innerhalb eines Jahres bis zu 225.000 Einwegplastikflaschen wegfallen. Bei der Ankunft im Club erhalten die Gäste eine Mehrweg-Trinkflasche aus Tritan, die sie an elf Wasserspendern in der Clubanlage auffüllen können. Die Flasche mit dem Aldiana-Logo können die Gäste als Urlaubserinnerung mit nach Hause nehmen und zum nächsten Club-Urlaub wieder mitbringen.
Robinson – Sodawasser im Glas
Die beiden Robinson-Clubs auf den Malediven setzen auf eine nachhaltige und abfallvermeidende Trinkwassergewinnung durch Inbetriebnahme clubeigener Sodaanlagen. Darin wird durch ein Osmoseverfahren Meerwasser entsalzt und gereinigt. Das gewonnene Trinkwasser wird durch den Zusatz von Mineralien und Kohlensäure in Sodawasser umgewandelt und in Glasflaschen abgefüllt. Die Reinigung der Flaschen findet ebenfalls direkt vor Ort statt, wodurch die Herstellung, der Transport und die Entsorgung von etwa 800 000 Plastikflaschen im Jahr entfallen.
Plastikfrei abheben
Während die Lufthansa gerade an alternativen Materialien für alle Einweg-Kunststoffprodukte arbeitet, hat Etihad Airways als erste Fluggesellschaft einen Testflug ohne Einweg-Kunststoffe an Bord durchgeführt – am Earth Day landete der Flug EY484 in Brisbane. Bis Ende 2022 will Etihad den Verbrauch von Einweg-Plastik um 80 Prozent reduzieren. Auch Emirates hat sich verpflichtet, Einwegkunststoffprodukte an Bord zu reduzieren. Seit Juni gibt es bei der Airline aus Dubai Papier-Strohhalme, bis Ende des Jahres sollen Kunststoff-Rührstäbchen durch umweltfreundliche Alternativen ersetzt werden. Auch Tuifly stellt das Bordsortiment auf nachhaltige Produkte um, dazu zählen der falt- und wiederverwendbare Pokito Cup-Kaffeebecher und die Bracenet-Armbänder. Sie werden aus Fischernetzen gefertigt, die im Meer entsorgt wurden.
Plastikfrei in See stechen
Bei Umweltschützern steht die Kreuzfahrt am Pranger. Doch auch hier tut sich einiges: 2018 hat Tui Cruises das Plastik-Reduktionsprogramm Wasteless ins Leben gerufen. Mit der Vision eines plastikfreien Urlaubs bis 2020 sollen Plastik- und andere Einwegprodukte vermieden, verringert, ersetzt oder zumindest verwertet werden. Zunächst konzentrieren sich die Maßnahmen auf den Hotel- und Gastronomiebereich. Durch die Einführung neuer Spendersysteme für Shampoo und Duschgel konnten bisher schon 380.000 kleine Plastikflaschen gespart werden.
Wo immer möglich, stellt auch die Kreuzfahrtreederei Aida von Plastikprodukten auf biologisch abbaubare Artikel oder Mehrweg um. In den Kabinen und Bädern wird auf Müllbeutel in den Abfallbehältern verzichtet. Die Wäschebeutel in den Kabinenschränken werden aus kompostierbarer Stärke produziert. Die frisch gereinigte Wäsche der Gäste wird ohne Plastikfolie in die Kabinen geliefert. Schließlich sind alle Spa- und Kosmetikartikel frei von Mikroplastik. Auch Cruise & Maritime Voyages (CMV), die Muttergesellschaft von Transocean Kreuzfahrten, will mit der Reduzierung von Plastikmüll Ernst machen. Auf den beiden deutschen Schiffen MS Astor und MS Vasco da Gama wurden Plastik-Trinkhalme verbannt. Glasflaschen ersetzen die bisherigen Plastik-Wasserflaschen. Bob McGowan, Leiter Customer Services bei CMV: „Dies ist möglicherweise nur ein kleiner Schritt. Aber wir haben erkannt, dass eine Änderung unerlässlich ist.“
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