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Weltreise
03.07.2018

Was ist das Glück auf Reisen?

Bastian Sünkel ist inzwischen in Mexiko angekommen. Hier beschäftigen ihn große Fragen. 
Foto: Mariana Léon

Ein Jahr unterwegs und plötzlich keinerlei Verpflichtungen mehr. Es ist nicht leicht, Freiheit auszuhalten. Bastian Sünkel stellt sich großen Fragen.

Als sich der Mann mit Stock, in abgetragenem Jackett und zerlumpten Jeans neben mich auf die Parkbank setzt, bin ich immer noch gedankenverloren. Meine Gedanken kreisen seit Stunden um Leo Trotzki, der ein paar Blöcke weiter im kulturträchtigen Stadtteil Coyoácan in der Millionenmetropole Mexiko-Stadt seinen Tod durch den Eispickel fand. Ich habe das festungsartige letzte Zuhause des sowjetischen Revolutionsführers besucht, eine Flasche „Red Cola“ im Garten gefunden und gelernt, dass er in seinen letzten Lebensjahren nach der Flucht nach Mexiko nicht nur antistalinistische und -kapitalistische Manifeste verfasst, sondern auch intensiv seine Hühner gehegt und an der Vielseitigkeit seines Kakteensgartens gearbeitet hat.

Es dauert allerdings nicht lange, bis mein unbekannter Sitznachbar meine volle Aufmerksamkeit hat. Erst fragt er mich auf Spanisch nach einer Zigarette, dann woher ich komme und schließlich spricht er Deutsch, die Sprache seiner Großeltern, wie er erzählt. Er entschuldigt sich dafür, dass er nicht immer die richtigen Worte finde. Es seien viele Jahre seit seiner Kindheit vergangen. Aber die Lieder vergesse man nicht. Wir singen zusammen „Die Gedanken sind frei“ und „Auf einem Baum ein Kuckuck“.

In Mexiko ist Farbe Teil eines Wiederaufwertungsprogramms ganzer Stadtviertel. Der Staat zahlt die Eimer.
Foto: Bastian Sünkel

Dann erzählt er, wie er auf der Parkbank gelandet ist. Nach einer unglücklichen Beziehung und einem Streit mit seiner Schwester ist der 63-Jährige vor vier Jahren in sein Auto gezogen. Die Tage verbringt er im Parque Allende, die Nächte in seinem bis unter die Decke mit Grafiken angefüllten Oldtimer, der einen nicht zu Ende gebrachten Gedanken vom Park entfernt am Straßenrand geparkt ist. Er fragt mich, was er ändern müsse, um wieder glücklich zu sein. Ich antworte, dass er vielleicht bei seiner Schwester beginnen solle. So ein Streit müsse ja nicht bis ans Lebensende ausgetragen werden. Er fragt mich, ob ich ein Handy bei mir habe. Ich frage, ob er seine Schwester anrufen wolle. „Nein“, sagt er bestimmt. Darüber müsse er noch nachdenken. Im Moment reiche ihm ein Song, den er schon lange nicht mehr gehört habe. Er wünscht sich „The boy with the arab strap“ von Belle & Sebastian. Danach verabschiedet er sich höflich und bedankt sich dafür, dass er endlich einmal wieder Deutsch sprechen durfte.

Soll ich nicht irgendetwas tun? Man reiche mir eine Machete

Lazaro, so der Name des Mannes, wird hoffentlich bald wieder aus der Tristesse auferstehen, denke ich noch lange Zeit danach. Wenn ich zurück in Mexiko-Stadt bin, will ich ihn besuchen. Aber das kann noch dauern. Während ich elf Wochen nach dem Start meiner Weltreise an dieser Kolumne schreibe, befinde ich mich weit weg von Leo und Lazaro, im touristisch ausgebauten Teil des Dschungels von Tulum auf der Halbinsel Yucatán im Bundesland Quintana Roo. Um mich herum: Urwaldgrün, Moskitos, Anlagenpersonal, das das Urwaldgrün mit der Machete zurückdrängt. In meinem Kopf: vier Wochen Mexiko-Reisen, die weitaus ruhiger verliefen als die ersten vier, als ich 1500 Kilometer durch Baja California getrampt und später auf Entdeckungstour in die Sierra Tamahumara aufgebrochen bin.

Wenn der Tag zu Ende geht: ein faszinierender Sonnenuntergang über Chihuahua.
Foto: Bastian Sünkel

Der Juni war die Auslaufphase des Vormonats, der mir rückblickend betrachtet wie ein einziger Adrenalinstoß erscheint. Meine Energiereserven waren spätestens nach Guadalajara aufgebraucht, als sich die Wege dreier Menschen gekreuzt haben, die nicht weiter entfernt hätten voneinander aufwachsen können, die aber nach kürzester Zeit wie geistige Drillinge aneinander hingen. Also nutzten die chinesischstämmige Malayin Shin, der Mexikaner Adrian und ich das Stimmungshoch für Touren nach Tequila und ins Herz des Mariachi nach Tlaquepaque. Kultur, Geschichte, Schnaps. Danach war ich körperlich ausgezehrt. Christoph, mein Freund aus Studienzeiten in Bayreuth, hat meine untertassengroßen Augenringe recht schnell bemerkt. Er und seine Freundin Estela haben mir in seiner neuen Heimat Querétaro Schlaf und eine Rasur beim Barbier verordnet. In dem geräumigen Haus mit dem Gästezimmer hatte ich endlich Zeit nachzudenken.

Man rennt nicht in Mexiko jeden Tag auf einen inaktiven Vulkan...

Es ist seltsam. Wenn man sich von (fast) allen beruflichen Pflichten lossagt, die Heimat verlässt und sich auf Reisen begibt, ist es nicht so, wie es vielleicht auf alle wirken mag, die noch nie längere Zeit verreist sind. Man rennt nicht jeden Tag an eine pittoreske Küste oder auf einen inaktiven Vulkan um dort vor Freude zu tanzen. Nachdem die ersten selbst gesteckten Ziele erreicht sind, sucht man sich neue. Wenn sich die nächste Etappe nicht abzeichnet, lande ich in einem Loch aus Zweifeln. Was mache ich eigentlich hier und wie geht es weiter? Habe ich nicht irgendwelche gesellschaftlichen Pflichten zu erfüllen? Vielleicht sollte ich wenigstens dem Anlagengärtner bei der Regenwaldbekämpfung zur Hand gehen? Man reiche mir eine Machete. „Wo die Neurosen wuchern will ich Landschaftsgärtner sein“, singt Sven Regener in meinem Kopf.

In San Miguel de Allende wird die Hochzeit groß gefeiert. Das Paar zieht in Form von überdimensionierten Puppen durch die feiernden Gäste.
Foto: Bastian Sünkel

Reisen ist in meiner Generation relativ einfach und sicher geworden. Es ist kein Kunststück, im Niemandsland von Mexiko zu sitzen und einen Text über Selbstzweifel zu verfassen, ihn nach Deutschland zu schicken und noch am selben Tag über die Grenze nach Belize zu gehen. Das wird mir einmal mehr klar, als ich mit meinem alten Augsburger Mitbewohner auf einer der größten Pyramiden der Welt in Cholula stehe. Max lebt mit Frau und Kind in Puebla, verkauft Spätzle und Bratwürste in einem Straßenimbiss und blickt mit mir über Tempelruinen und Gotteshäuser hinweg auf das von Vulkanen eingerahmte Stadtbild. Als die Geistlichen, die auf den Eroberungszug Hernán Cortés’ folgten, das einstige Aztekenreich missionierten und kulturell unterwarfen, errichteten sie unter anderem eine Kirche auf der Spitze der Pyramide.

Auf die Spitze der Pyramide von Cholula wurde eine Kirche gebaut. 
Foto: Bastian Sünkel

Die Reisen der Conquistadoren und europäischen Geistlichkeiten waren Eroberungszüge. Auf der Suche nach Macht und Reichtum begleiteten sie Tod und Krankheit. Mich begleiten Max, seine Familie und eine ganze Reihe Handyfotografen auf die Spitze der Pyramide. Oben angekommen werden in zwei Läden Heiligenfiguren, T-Shirts und Kaltgetränke angeboten. An einem Automat mit einer Kurbel lässt sich wahlweise eine Madonna oder die Pyramide für zehn Peso auf ein schmales Metallblättchen gravieren. Die Handyfotografen verewigen ihren Besuch mit einem Selfie vor dem Steinkreuz. Kein Wunder, dass so viele Weltreisende wie ich nach Herausforderung suchen, um ihr Abenteurertum unter Beweis zu stellen. Zu Fuß von Peking nach Berlin. Ohne Geld ans Ende der Welt. Als semiprofessioneller Tretbootfahrer über den Atlantik. Ich werfe zehn Peso in den Automaten und entscheide mich für „La Virgen de los Remedios“, die ich meiner Oma als Dank für die Unbefleckte Empfängnis aus Lourdes mitbringen will. Einmal kurbeln. Fertig. Es ist nicht leicht, einzigartig zu sein.

Ich lasse mich plötzlich auf neue Situationen ein

Ich habe große Freude daran gefunden zu lernen und mich auf die Situationen einzulassen, die zuvor unbeachtet auf einer Parkbank am Auge vorbeigezogen wären. Der spanische Soldat Bernal Diaz de Castillo versorgt mich in seiner „Eroberung von Mexiko“ mit Stoff aus der Zeit der Conquistadoren, der Gang durchs anthropologische Museum mit der Geschichte vor der europäischen Unterwerfung des Kontinents. Lazaro, Shin, Adrian und alle anderen Freunde und Reisebekanntschaften holen mich in die Gegenwart zurück. Ich bin glücklich damit, nicht wie Cortés vor den Toren Cholulas zu stehen, um wenig später ein Blutbad anzurichten. Díaz del Castillo beschreibt die Szene so: „Die Kaziken antworteten: Wir hätten ihr Land noch nicht betreten und würden schon fordern, dass sie ihre Götter aufgeben. Das sei doch etwas viel verlangt.“

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Wie ist es, alles hinter sich zu lassen und auf Weltreise zu gehen? Bastian Sünkel erzählt davon einmal im Monat. Das nächste Mal wird er von seinen Erlebnissen in Yucatán, Campeche, Veracruz, Oaxaca, Chiapas und Guatemala erzählen. Wer mehr lesen will, findet Bastian Sünkels Reiseblog unter www.globalmonkey.net.

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