In manchen Kellern dreht sich noch die dünne Scheibe des Ferraris-Stromzählers. In anderen ist bereits ein digitaler Zähler installiert. Aber handelt es sich dabei schon um einen Smart Meter, der so wichtig für die weitere Entwicklung der Energiewende sein soll? Wohl eher nicht. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine sogenannte moderne Messeinrichtung handelt. Denn der Smart Meter-Rollout läuft gerade erst an – auch in unserer Region.
Aber was unterscheidet denn den „einfachen“ digitalen Stromzähler, der im Fachjargon als moderne Messeinrichtung bezeichnet wird, vom Smart Meter, der intelligentes Messsystem heißt? Der Smart Meter besitzt zusätzlich ein Kommunikationsmodul, das die Einbindung des Zählers in ein Kommunikationsnetz ermöglicht. Der Smart Meter ist damit mehr als nur ein Stromzähler mit digitalem Display wie sein „kleiner“ Bruder. Er kann Daten senden, zum Beispiel die Verbrauchsdaten und Zählerstände an den Energieversorger. Mit der modernen Messeinrichtung müssen die Zählerstände hingegen weiterhin klassisch abgelesen und weitergegeben werden.
Smart Meter liefert Daten für Betreiber der Stromnetze und Energieversorger
Der Smart Meter liefert den Betreibern der Stromnetze und den Energieversorgern wichtige Daten, die insbesondere für die Stabilisierung der Netze genutzt werden können – was angesichts der zunehmenden Elektrifizierung durch E-Autos und Wärmepumpen, aber auch aufgrund des weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien immer wichtiger wird.
In Verbindung mit einer zusätzlichen Steuerbox, die Daten empfangen kann, wird es künftig möglich sein, sogenannte steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie eine Wärmepumpe oder eine E-Auto-Ladestation notfalls zur Stabilisierung des Stromnetzes kurzzeitig zu „dimmen“. Wobei wichtig ist: Die temporäre Leistungsdrosselung wird äußerst selten vorkommen und es wird auch dann immer noch genügend Strom fließen, um die Wärmepumpe zu betreiben und sein E-Auto zu laden, nur eben mit etwas geringerer Leistung, mindestens mit 4,2 Kilowatt. Als Ausgleich profitieren die Kunden von reduzierten Netzentgelten.
Vorteile durch Einbau eines Smart Meters
Und was hat der Endverbraucher sonst für Vorteile durch den Einbau eines Smart Meters? Es entfällt nicht nur das klassische Ablesen des Zählers, insgesamt erhält man einen besseren Überblick über den eigenen Stromverbrauch und kommt Energiefressern schneller auf die Spur.
Zudem ermöglicht der Smart Meter die Nutzung dynamischer Stromtarife. Abhängig von den Preisen an der Strombörse ändern sich bei dynamischen Stromtarifen im Tagesverlauf die Preise für die Kilowattstunde Strom. Wirklich lohnen tut sich ein solches Tarifmodell allerdings nur, wenn große Verbraucher zeitlich verschoben werden können, beispielsweise das Laden eines E-Autos.
Kosten für PV-Besitzer von 40 Euro im Jahr
Realistisch gesehen wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis alle Haushalte in Deutschland mit Smart Metern ausgestattet sind – bis Ende 2025 sollen es mindestens 20 Prozent sein, bis Ende 2032 mindestens 90 Prozent. Vorrang beim Einbau haben Haushalte mit einem Verbrauch über 6000 Kilowattstunden pro Jahr, mit eigener Photovoltaikanlage oder mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wallbox oder Wärmepumpe.
Der Zähleraustausch selbst erfolgt in all diesen Fällen kostenlos. Allerdings wird für die Bereitstellung des Smart Meters eine jährliche Gebühr von rund 40 Euro bei PV-Anlagen mit bis zu 15 Kilowatt Nennleistung fällig. Ist eine Wallbox oder eine Wärmepumpe vorhanden, muss man mit 50 Euro pro Jahr rechnen. Die Steuerbox für Wärmepumpe oder Wallbox schlägt nochmals mit jährlich 50 Euro zu Buche. Dafür profitiert man hier von reduzierten Netzentgelten von bis zu 150 Euro pro Jahr, auch die sogenannten modernen Messeinrichtungen sind nicht kostenlos.
Zum Autor: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.
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