Eine Glücksspielsucht kann Beziehungen zerstören und zu ernsten finanziellen Problemen führen. In unserer Telefonaktion ging es vor allem um die Folgen von Spielsucht, um den Umgang mit den Spielsüchtigen und um Therapiemöglichkeiten. Hier die Fragen und die Antworten der Beraterinnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):
Mein Sohn hat viel Geld beim Online-Poker verspielt. Ich denke, er ist schon spielsüchtig. Das habe ich ihm auf den Kopf zu gesagt. Nun spricht er nicht mehr mit mir. Wie soll es weitergehen?
Oft sind Spieler durch die direkte Konfrontation mit der Aussage, dass sie spielsüchtig sind, überfordert. Vielleicht kommen Sie mit Ihrem Sohn wieder ins Gespräch, indem Sie ihm sagen, dass Sie sich Sorgen um ihn machen. Sie können ihn auch fragen, wie es ihm geht und wie er selbst das Spiel um Geld erlebt.
Zu meinem Neffen habe ich guten Kontakt. Leider verbringt er gerade viel Zeit im Casino. Jetzt bat er mich um Geld, um Spielschulden zu bezahlen. Er versprach mir, nicht mehr zu spielen. Was meinen Sie - soll ich ihm das Geld geben?
Auch wenn es Ihnen schwerfällt – tun Sie es nicht. Denn wenn Sie ihm das Geld geben, wären für ihn ja gleich wieder alles in Ordnung. Er bekäme die negativen Auswirkungen des Glücksspiels nicht in vollem Umfang zu spüren. Doch gerade das kann eine starke Motivation für ihn sein, über einen Ausstieg aus dem Glücksspiel ernsthaft nachzudenken. Ohne diesen Druck wird er vielleicht nie die Anstrengung auf sich nehmen, sich von der Sucht zu befreien. Deshalb: Borgen Sie ihm kein Geld, auch dann nicht, wenn er beteuert, nie wieder zu spielen.
Mein Mann liebt Sportwetten. Trotz hoher Schulden will er damit nicht aufhören. Meine Schwester rät mir, unsere Ersparnisse vor ihm in Sicherheit zu bringen. Das geht mir aber – offen gesagt – zu weit …
Bei der Glücksspielsucht handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Selbst wenn die betroffenen Personen das Spiel um Geld am liebsten sofort aufgeben würden, können sie dem Spieldruck selten widerstehen. Es kann zu sehr hohen, unüberlegten Spieleinsätzen kommen. Deshalb folgen Sie besser dem Rat Ihrer Schwester. Bringen Sie Ihre Ersparnisse auf ein Konto, auf das er keinen Zugriff hat. Schaffen Sie Wertgegenstände, Sparbücher und dergleichen zu einer Vertrauensperson. Sie können mit Ihrem Mann vereinbaren, dass sein Gehalt auf ein Konto geht, das nur Sie verwalten. Davon erhält er monatlich ein Budget für seine Ausgaben.
Ich weiß, dass ich nicht mehr zocken sollte. Es geht wirklich sehr ins Geld. Aber das Spiel macht mich echt glücklich. Mir würde etwas fehlen …
Ja, das Bedürfnis nach Glück hat wohl jeder. Es wird sich auch bei Ihnen immer wieder melden. Vielleicht schaffen Sie, es anders zu befriedigen. Überlegen Sie in aller Ruhe, was Ihnen früher Freude gemacht hat. Ein Hobby, ein Gespräch mit einem engen Freund, Schrauben am Motorrad, ein spannender Film, ein gutes Essen oder ein Ausflug oder was auch immer. Schreiben Sie ein paar Varianten auf, die sich schnell umsetzen lassen, wenn die Lust aufs Spiel übermächtig zu werden droht. Hilfe auf Ihrem neuen Weg gibt es bei den Suchtberatungsstellen vor Ort. Voraussetzung für eine Therapie ist eine klare Entscheidung gegen das Glücksspiel.
Da, wo ich wohne, gibt es keine passende Beratungsstelle. Kann man sich bei Spielsucht auch online von Fachkräften coachen lassen?
Ja, zum Beispiel auf der BZgA-Seite www.check-dein-spiel.de. Hier finden Sie sowohl eine Experten-Beratung per Mail als auch das Programm „Check-out“ für den Ausstieg aus der Spielsucht. Während des vierwöchigen Programms können Sie ein interaktives Tagebuch führen und spezielle Übungen absolvieren, um Spielprobleme besser zu bewältigen. Unterstützung gibt es von einem erfahrenen Beratungsteam. Die Teilnahme ist kostenlos und anonym.
Mein Bruder pokert leidenschaftlich gern online, hat allerdings schon viel Geld verloren. Er sagt aber, dass er die Sache voll im Griff hat. Kann das sein?
Nein, viele Spieler überschätzen ihren Einfluss auf das Spiel. Trotz niedriger Einsätze kann man in kurzer Zeit viel verlieren. Die Bedienung ist einfach, die Bezahlung online schnell erledigt. Spielentscheidungen müssen oft in wenigen Sekunden gefällt werden. Realistisch betrachtet, ist Poker zum großen Teil vom Zufall abhängig.
Ich spiele nur gelegentlich am Handy. Aber meine Freundin meint, daraus könne eine Sucht werden. Stimmt das?
Eine Sucht nach dem Spiel um Geld entwickelt sich langsam und fließend. Deshalb kann man nicht immer klar sagen, wann sie beginnt. Anhaltspunkte sind etwa der Wunsch, immer mehr Geld einzusetzen oder wenn man anfängt, die Unwahrheit zu sagen, um den Drang nach dem Spiel zu vertuschen. Wenn Sie Ihre Situation besser einschätzen möchten, hilft vielleicht ein Glücksspiel-Selbsttest. Sie finden ihn auf der BZgA-Seite.
Meine Partnerin hat sich von mir getrennt, weil ich viel Geld verspielt habe. Sie fehlt mir sehr. Kann man das Spielen Schritt für Schritt lassen, also jetzt nur noch zweimal, dann nur noch einmal pro Woche zu den Automaten gehen?
Nein, bei jedem neuen Spiel fallen Sie in die alten Muster zurück. Automatenspiele haben ein sehr hohes Suchtpotenzial. Sie müssen komplett aufhören, um aus dem Teufelskreis auszubrechen. Professionelle Suchtberatungen - vor Ort oder online – sind probate Mittel, um Wege aus der Sucht zu erörtern und Ihre Motivation zu stärken, das Problem anzugehen. Die Beratungen sind in der Regel kostenlos. Die Experten unterliegen der Schweigepflicht
Es wird viel zu wenig auf diese Art von Sucht aufmerksam gemacht . Handy , Wetten, Alkohol und co tragen ihren Beitrag dazu bei . Wenn man Heute in eine Spielhalle reingeht , Zeitvertreib , Alleinsein verdrängen , Probleme vergessen oder nur zum Zocken , stellt man fest , Spielos sind immer voll . Mittlerweile auch ein hoher Frauenanteil , und gezockt wird nicht weniger , im Gegenteil. Sich selber einzugestehen , das man Spielsüchtig ist , verdammt schwer und nicht einfach. Bei mir hat es viele Jahre gedauert , aber , ich habe die Kurve noch gekriegt. Das einfachste , meint man , so einfach ist es nicht , sich selbst sperren , OASIS ist die zuständige Stelle dafür . Zudem , sollte man die Spielsucht nicht verharmlosen , es sind Existenzen , Ehen und Leben daran zerbrochen , kenne ich - leider - aus eigener Erfahrung . Aber , wenn man es selber will , dann wird auch einem professionel geholfen .
Danke Herr Brathe für ihre Offenheit zu dem Thema. Das ist was mich manchmal ärgert, dass viele nicht verstehen wollen das Sucht im Kopf stattfindet und nicht allein mit Stoffzuführungen zu tun hat. Das wird leider allzu oft negiert. Natürlich gibt es Stoffzuführungen wie etwa Alkohol wo die körperliche Abhängigkeit nur noch oben drauf kommt. Suchtstrukturen entstehen ganz anders wie landläufig oft geglaubt wird, wer die entwickelt kann von nahezu allem abhängig werden und mitunter sogar körperliche Reaktionen zeigen völlig ohne etwas zu sich genommen zu haben. Ja und raus kommt man nur wenn man es sich eingesteht sowie auch will. Viele brauchen dazu sehr lange es sich allein einzugestehen. Schön dass Sie es geschaft haben.
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