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140 Besucher beim Tag der Rückengesundheit:

Günzburg

Viele Bandscheibenvorfälle müssen nicht operiert werden

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    140 Besucherinnen und Besucher verfolgten beim Tag der Rückengesundheit im Festsaal des Bezirkskrankenhauses (BKH) Günzburg die Vorträge von Prof. Ralph König, Prof. Michael Ertl, Timo Müller, Dr. Jens Engelke und Dr. Michael Braun (von links).
    140 Besucherinnen und Besucher verfolgten beim Tag der Rückengesundheit im Festsaal des Bezirkskrankenhauses (BKH) Günzburg die Vorträge von Prof. Ralph König, Prof. Michael Ertl, Timo Müller, Dr. Jens Engelke und Dr. Michael Braun (von links). Foto: Georg Schalk, Bezirkskliniken Schwaben

    Was macht man bei welchen Beschwerden im Rücken? Jedenfalls nicht blind auf Beiträge in sozialen Medien oder auf Youtube vertrauen. „Viele Klicks oder Abonnenten bedeuten nicht automatisch eine qualitativ bessere Empfehlung“, sagt der ärztliche Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) der Bezirkskliniken Schwaben, Dr. Jens Engelke. Anlässlich des „Tages der Rückengesundheit“ informierten er und seine Kollegen der Klinik für Neurologie und Neurologische Rehabilitation sowie der Klinik für Neurochirurgie ausführlich über Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten. Wichtigste Botschaft: Erst konservativ therapieren, gerne auch länger. Nur wenn man mit Schmerzmitteln nicht mehr weiterkommt und die Einschränkungen zu groß sind, dann eine Operation in Betracht ziehen.

    140 Besucherinnen und Besucher im Festsaal des BKH Günzburg verfolgten die jeweils 30-minütigen Vorträge der Fachleute. „Sie dürfen sich glücklich schätzen, hier vor Ort ein interdisziplinäres Schmerzzentrum zu haben, das universitären Standorten in nichts nachsteht“, führte der neue Ärztliche Direktor der Neurologischen Klinik, Prof. Michael Ertl aus.

    Interdisziplinär bedeutet, dass Patientinnen und Patienten nicht nur aus ärztlicher Sicht behandelt werden, sondern dass auch Berufsgruppen wie Pflege, Psycho-, Ergo- und Physiotherapie und andere ihre Expertise einbringen.

    Röntgen, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT): Was es alles gibt und wie man den Patienten weiterhelfen kann, die ans BKH kommen, erläuterte Dr. Michael Braun, Facharzt für Radiologie und Neuroradiologie, bei seinem Vortrag „Neues aus der Röhre“. Die neuen Geräte arbeiteten schneller und lieferten genauere Bilder, wozu auch die eingebaute Künstliche Intelligenz (KI) beitrage. „Schmerzen haben auch Auswirkungen auf die Psyche und umgekehrt. Es gibt häufig nicht nur eine Ursache für einen Schmerz, man muss den gesamten Menschen betrachten und fragen, welche Rolle psychische Einflüsse bzw. Auswirkungen haben“, so Dr. Braun.

    Prof. Ralph König stellte die endoskopische Therapie bei einer Wirbelsäulenoperation vor – das Operieren durchs Schlüsselloch. Dabei wird die zu behandelnde Stelle im Körperinnenraum über speziell entwickelte Instrumente durchgeführt, statt klassisch am offenen Gewebe zu operieren. „Nicht jeder Patient eignet sich dafür. Nur weil man es machen kann, muss es nicht das Beste sein“, schränkte der Facharzt für Neurochirurgie ein. Prof. König empfahl, bei einem Bandscheibenvorfall mindestens sechs Wochen zu warten, bis man sich für eine OP entscheidet. „Zwei Drittel aller Bandscheibenvorfälle werden sich wahrscheinlich spontan auflösen – außer man hat starke Lähmungen.“ Gleichwohl sollte man, wenn man sich für einen Eingriff entscheidet, nicht zu spät operieren. „Das hängt mit der Chronifizierung des Schmerzes zusammen“, so der Neurochirurg. Die Therapie des Bandscheibenvorfalls sei sehr differenziert.

    Eine interessante Aussage traf Dr. Engelke: Es sei nicht belegt, dass man mehr Beschwerden hat, nur weil man älter wird. „Degeneration, Abnutzung und Arthrose ziehen sich durch alle Altersgruppen und bedeuten nicht automatisch Schmerz“, so der ärztliche Leiter des MVZ der Bezirkskliniken mit seinen Leistungsbereichen Neurochirurgie, Neurologie, Radiologie, Psychiatrie und Psychotherapie an unterschiedlichen Standorten. Erkrankungen des Bewegungsapparates machten ein Viertel der Krankheitstage im Arbeitsleben aus – ein Großteil davon betreffe die Wirbelsäule. Risikofaktoren für einen vorzeitigen Verschleiß seien unter anderem Überbeanspruchung, fehlende Unterstützung, Übergewicht, falsche Ernährung, häufige Fehlbelastung durch ständiges Sitzen, fehlendes Training. Dr. Engelke: „Die Wirbelsäule muss bewegt werden. Wenn man das nicht kann, dann empfehle ich Physiotherapie.“ (AZ)

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