Die große Liebe zu einem kleinen Ort im Kreis Günzburg
Plus Kein Lebensmittelladen, keine Wirtschaft, kein Bürgerhaus: Reifertweiler hat anderes zu bieten. Was den Reiz dieses Fleckens ausmacht. Unsere Dorfserie, Teil 3.
Vor gut einer Woche ist Johann Schneider dorthin gefahren, wo andere Leute Urlaub machen. Die nehmen Gedränge in Kauf. Schließlich wird als Gegenleistung ein erhebendes Gefühl erwartet, wenn man seinen Fuß in die Gänge, Säle und Gemächer des Märchenkönigs Ludwig II. setzt, der einst zumeist tief in der Nacht in seinem Schloss Neuschwanstein herumgeisterte. Für so viel Pathos hat Schneider keine Zeit. Er und seine Frau vertreten die Tochter, die sich einige Tage Urlaub gönnt. Das Geschäft muss laufen an 363 von 365 Tagen (nur Heilig Abend und Silvester ist geschlossen), der Standort für den Laden könnte besser nicht gewählt sein: In dem Komplex, in dem die Menschen geduldig auf Tickets für Neuschwanstein und Hohenschwangau anstehen, verkauft Schneiders Tochter Andenken – häufig veredelt durch das Konterfei des bayerischen Monarchen. Die gelernte Heilerzieherin, die früher in Ursberg arbeitete, hat es gut erwischt im Geschäft am Fuße der Königsschlösser, das etwas von einer Goldgrube hat. Würde Schneider nicht gerne tauschen wollen – und lieber hier leben anstatt in dem Ort, der seine Winzigkeit bereits im Namen trägt? Reifertsweiler. Wer mit Tempo 50 durch das Straßendörflein fährt, benötigt nicht einmal die Länge eines TV-Werbespots, um durch zu sein. In weniger als 25 Sekunden ist alles vorbei.
Die Antwort findet sich auf dem Balkon
Johann Schneider antwortet auf die Frage zunächst nicht. Er blickt einen an. Wenn seine Augen sprechen könnten, würden sie dem Fragenden vermutlich entgegnen: „Du Unwissender!“ Dann erhebt er sich vom Stuhl im abgedunkelten Wohnbereich, geht wenige Schritte auf seinen Balkon und lädt ein, es ihm nachzutun. „Es gibt nichts Schöneres als diesen Anblick“, sagt er und zeigt auf das vor ihm liegende Kammeltal. Im Hintergrund ist ein Teil von Ettenbeuren zu sehen. Der Rest wird aus dieser Perspektive von Reifertsweiler Häusern verdeckt, von denen es nicht allzu viele gibt.
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