
Erhebender Klang im schönen Schein der Leidensgeschichte
Burgau Der Frühling weht, auch in seiner tonalen Erscheinungsform, über Schwabens Barockwinkel. Erweckt das zarte Pflänzchen Musikkultur zu neuem Leben. Manche seiner kostbaren Gewächse blühen naturgemäß schon zum wiederholten Mal. Wie der musikschöpferisch zum "Wahlburgauer" erkorene Komponist Franz Bühler (1760-1823), mit dem der Kammerchor eine Woche lang 150. Geburtstag feierte, dabei einigen seiner bisher verschollenen Werke zur Wiederaufführung verhalf, und sein - auf Burgaus Festspielbedürfnisse im Jahr 1816 zugeschnittenes - großes musikalisches Drama "Jesus der göttliche Erlöser" gar zum dritten Mal in der Stadtpfarrkirche zur Aufführung brachte und zum dritten Mal Begeisterungsstürme erntete.
Verständlich angesichts der Tatsache, dass damals innerhalb weniger Monate zehn Aufführungen angesetzt werden mussten, um dem Andrang von 50 000 Menschen standzuhalten. Wobei sich die Frage erhebt: Warum dieses große Interesse für so ein szenisches Passionsoratorium? Die Antwort ist relativ einfach, weil sie allein mit dem Gehalt der Musik zu begründen ist. Die recht schwülstige Textvorlage des Geistlichen Rats von Rittershausen, die der dramatischen Handlung diente, dürfte von eher nebensächlicher Bedeutung gewesen sein. Bei den Burgauer Aufführungen der Neufassung wurde sie, zu Recht, völlig weggelassen.
Also die Musik. Und die komponierte Bühler genau entlang jener Geschmacksrichtung, die dem Zeitgeist des beginnenden 19. Jahrhunderts entsprach. Die gesamte Passion ist deshalb weder von visionärer Abgründigkeit noch von mystischer Seelentiefe getrübt, selbst durch tränenumflorten Trauergesang schimmern harmonische Ungetrübtheit und kuschelweicher Wohlklang.
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