Ernster Glaube, heitere Musik
Zum „Musikalischen Frühling“ bringt das Heilig Geist Ensemble eine Erstaufführung zum Blühen
Wohnten wir einer Entdeckung bei? Als am 19. September 1766 die neue Basilika in Ottobeuren eingeweiht wurde, schrieb der am Hofe des Augsburger Fürstbischofs in Diensten stehende italienische Komponist Pietro Pompeo Sales eine diesem Anlass würdige „Ottobeurer Festmesse“, seine feierliche „Missa solemnis in C-Dur“. Der Maestro galt, so zumindest fand der „Musikalische Almanach“ von 1782, als „ein Mann, der verdiente, weit besser bekannt zu sein“, denn, so urteilte das Blatt, „er gehört unter die großen Tonkünstler unserer Zeit“. Die Zeit war anderer Meinung. „Der Mann“ verschwand, trotz all seiner Opern, Instrumentalkompositionen und Kirchenmusikwerken samt C-Dur-Messe im Archivstaub der folgenden fast zweieinhalb Jahrhunderte. Zumindest seine Missa blinzelte, vor wenigen Jahren erst, verschlafenen Auges in die neue Zeit und fand sich als Neudruck im Notenarchiv des Günzburger Heilig Geist Ensembles. Archivleiche oder Neuentdeckung?
Kirchenmusik- und Chorleiter Wolfram Seitz zeigte sich nicht wenig erstaunt, überrascht und erfreut, hatte er doch schon seit Kindes- und Jugendalter einen engen Bezug zu Ottobeuren und seiner Basilika. Warum also diesen Fund, quasi als Günzburger Erstaufführung, an Ostern nicht wiederauferstehen lassen? Mit der Camerata Ulm stand ihm gestern ein einsatzfreudiges, fabelhaft flüssig agierendes Orchester, dem Solistenquartett Helen Willis (Sopran), Carmen Artaza Insausti (Alt), Stefan Mußack (Tenor) und Frédéric Jost (Bass) ein emotional höchst zupackendes und mustergültig homogenes Gesangspotenzial zur Verfügung, das die ausladenden Solopartien mit ihren klangpoetischen Koloraturstrecken seelenvoll und empfindsam in Griff und Kehle hatte. Der Heilig Geist Chor, stimmlich wie gewohnt zuverlässig und mit famoser Selbstverständlichkeit allen Gefühlen dunkel verzweifelter Sündenbekundung wie auch kristallinklarer Jubeldramatik gewachsen.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.