
Irmgard Schwehr ist mit den Pflanzen auf Augenhöhe

Plus Der neunte Teil unserer Gartenserie stellt vor, was Irmgard Schwehr in Waldstetten geschaffen hat. Es ist eine Liebeserklärung an die Natur.
Der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau hat einmal gesagt: „In einem Terminkalender ist nichts so wichtig, wie eine Stunde Muße im Garten einzuplanen.“ Der Garten ist ein Rückzugs- und Sehnsuchtsort. Ein Platz, um Kraft zu tanken und gleichzeitig einer, der Zuwendung erfordert. Wir schauen uns in Gärten im Landkreis um, beleuchten in dieser Serie ganz unterschiedliche Aspekte und freuen uns, wenn Sie auf dieser „Gartenreise“ mit dabei sind.

Sträucher und Stauden statt Rasenfläche
Sprichwörtlich auf Augenhöhe begegnet Irmgard Schwehr den Pflanzen in ihrem Garten. Schließlich sind die meisten Gewächse darin Sträucher, Stauden und Büsche. „Einen Rasen brauche ich nicht, weil ich keine Lust habe, mir die Arbeit damit zu machen“, erklärt die Hobbygärtnerin selbstbewusst. Dabei möchte sie, wie sie beteuert, keinem Liebhaber des gepflegten Grüns zu nahe treten: „Ein perfekter Rasen ist der absolute Wahnsinn.“ Doch ihr lautstarker Rasenmäher ist bereits seit vielen Jahren, mangels Gras, außer Betrieb.

Ungepflegt ist das Anwesen deswegen dennoch nicht. Schwehr will sich aber nicht an die Regeln einer vermeintlich akkuraten Gartenpflege halten, wie sie sagt. Stattdessen bespielt das üppig bewachsene Grundstück um ihr Haus jede Tonart der Vielfalt. Wer hier die Pfade betritt, entdeckt immer wieder neue Perspektiven, Blickwinkel und Ansichten auf Akazien, Rosen oder Dahlien.
Unkraut wird nicht mit Chemie bekämpft

Als immer wiederkehrendes Element ziehen sich die Reihen von Buchsbäumchen und Sträuchern durch den Garten. Wie sanfte Begrenzungspfeiler oder diskrete Wegweiser führt die immergrüne Pflanze den Besucher durch den Garten. So endet auch ein Weg an zwei Holzbänken, die rund geschwungen einen Halbkreis um ein Bäumchen bilden. In der Mitte der Sitzgruppe befindet sich die Ruhestätte der geliebten Hauskatze.
Tierliebe ist und bleibt ein Grundsatz in der Pflege der Hobbygärtnerin. So wird der Pilz, der die Buchsbäume auch in Schwehrs Garten befallen hat, nicht mit der chemischen Keule bekämpft, sondern mit Algenkalk. Eine Methode, die auch nach längerer Zeit sichtbar bleibt. „Das verfolgt mich noch immer“, sagt Schwehr, lacht und zeigt auf die weißen Flecken, die sich beim Durchstreifen der Wege auf der Kleidung abzeichnen. Selbst der Regen hat es in den vergangenen Monaten nicht geschafft, den Algenkalk von den Pflanzen abzuwaschen.

Für Schwehr transportiert der Garten viele Emotionen
„Tanze aus der Reihe“ ist wie ein Credo für die Vielfältigkeit auf einer kleinen Fahne zu lesen. „Mein Garten ist Ruhepol und Rückzugsort für mich“, sagt Schwehr und streicht dabei fast zärtlich über die feinen Blätter einer Cosmea, die sie an schöne Tage am Gardasee erinnert. Erinnerungen, Emotionen und bisweilen auch Hoffnungen sind es, was Schwehr mit den Pflanzen verbindet. „Das ist es, was einen Garten ausmacht“, sagt sie. Und wie das Leben selbst sieht die Gärtnerin auch das Verhältnis zu ihren Pflanzen: „Man muss loslassen können“, sagt sie und erklärt, dass nur damit neues Entstehen könne, wenn altes weicht.
Während andere Gartenliebhaber ihren Stolz als Ernte reifer Tomaten oder prächtiger Zucchini einholen, lässt sich Schwehr nicht vom Erntekalender den Speiseplan diktieren. Familie und Sport sollen schließlich unter der Gartenpflege nicht leiden, erklärt die Gärtnerin und gibt zu, dass sie die schöne Atmosphäre auf den zahlreichen Wochenmärkten der Region genieße. Dort könne sie ohnehin jedes Obst und Gemüse der Saison kaufen, statt es im heimischen Garten aufziehen zu müssen.
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