
Arthrose: Diese Behandlung zieht


Warum ein Wettenhauser Baumaschinenverleiher Erfolg mit einem medizinischen Gerät hat
So richtig schlafen konnte Georg Staudacher schon lange nicht mehr. Eine Stunde höchstens, dann tat ihm seine kaputte rechte Hüfte weh, wenn er sich umdrehte sein links Knie. In beiden steckte eine sehr schmerzhafte Arthrose. Wer zwölf Stunden am Tag arbeitet, aber nachts nicht zur Ruhe kommen kann, dem geht irgendwann die Kraft aus: „Da macht das Leben keinen Spaß mehr“, erinnert sich Staudacher. Bis er eines Tages genug hatte, er mitten in der Nacht aufstand, nach einer Lösung suchte – und sie tatsächlich fand. Das änderte sein Leben und ein stückweit auch sein Geschäftsmodell: Er dürfte der einzige Baumaschinenverleiher sein, der auch medizinische Therapiegeräte im Angebot führt. Und das mit Erfolg.
Wann er den entscheidenden Schritt tat, kann Georg Staudacher auf den Tag und die Stunde genau sagen. Bis dahin hatte er sich sprichwörtlich durch sein Leben geschleppt. Der gelernte Kfz-Mechaniker und Maschinenbautechniker machte sich vor gut 20 Jahren in Wettenhausen mit einem kleinen Verleih für Baumaschinen selbstständig. Die hatte er eigentlich nebenher angeschafft und zuweilen an Bekannte aus dem Dorf verliehen, etwa, wenn mal wieder jemand seinen kleinen Bagger brauchte. Die Nachfrage war so groß, dass er sich schließlich nur noch auf sein Verleihgeschäft konzentrierte, wo es von der Bohrmaschine bis zum Radlader so ziemlich alles gibt.
Doch dann begannen vor sieben Jahren die Arthroseprobleme in der Hüfte und im Knie. Nichts half dagegen. Bis Georg Staudacher am 20. Januar 2009 nachts um kurz nach zwei Uhr schmerzgepeinigt aus dem Bett stieg und im Internet nach einer medizinischen Lösung für sein Problem fahndete, das er noch nicht ausprobiert hatte. Er wurde in einem Zeitungsartikel fündig. Der befasste sich mit einem neu entwickelten Expander oder Streckgerät. Damit lassen sich erkrankte Gelenke, bei denen sich der Knorpel bereits abgebaut hat, ein kleines Stück auseinanderziehen, um sie dadurch zu entlasten. Bei regelmäßiger Anwendung führt das nach Darstellung des Koblenzer Medizin-Gutachters Prof. Peter Billmann dazu, dass nicht nur die Schmerzen nachlassen, sondern sich der Knorpel langfristig regeneriert.
Georg Staudacher musste lange suchen, bis er den Hersteller des Gelenkexpanders – das Unternehmen Ikonum im rheinland-pfälzischen Nörtershausen – ausfindig machte. Er kaufte sich eines und spürte zunächst einmal nichts, wie er gestern im Gespräch mit unserer Zeitung sagte. Doch dann schwanden mit der Zeit tatsächlich die Schmerzen. Nach neun Monaten sei er fast völlig beschwerdefrei gewesen, er habe wieder normal gehen und arbeiten können. Auch längere Wanderungen, auf die er lange verzichten musste, waren wieder möglich. Die Geduld und der fast tägliche Einsatz des Expanders hatten sich ausgezahlt: „Man kann eben das, was man 40 Jahre lang kaputt gemacht hat, nicht in 14 Tagen heilen.“
Weil er so angetan war, schrieb er 2013 über diese alternative Therapie einen Leserbrief an die Zentralredaktion unserer Zeitung, der auch veröffentlicht wurde. Danach stand sein Telefon nicht mehr still. „In den folgenden zwei Wochen habe ich weit über 200 Anrufe bekommen.“ Das große Interesse ist nicht verwunderlich, denn nach Angaben der Deutschen Artrose-Hilfe leiden rund fünf Millionen Frauen und Männer an dieser häufigsten aller Gelenkkrankheiten – Tendenz steigend. Georg Staudacher wurde mit dem Gerätehersteller handelseinig, seither verleiht er die Expander. Seine Kunden kommen nicht nur aus Süddeutschland: Der nördlichste lebt in Braunschweig, der südlichste in Österreich. Bis zu einem Jahr können sie den Gelenkstrecker zum Preis von 4,40 Euro pro Tag benutzen. Manche kaufen ihn gleich von dem Wettenhauser.
Die Erfahrungen scheinen unterschiedlich, wie Staudacher berichtet. Manche fühlen sofort eine gewisse Erleichterung, andere brauchen länger. Bei Werner Wedlich aus dem Günzburger Stadtteil Wasserburg ging es schnell. Er konnte nach einem Fahrradunfall kaum mehr laufen, weil der Knorpel in seinem rechten Knie hinüber war. Weil er eine Baumaschine brauchte, schaute er bei seinem Bekannten Georg Staudacher vorbei und stutzte, als er eines der Garagentore betrachtete. Auf dem stand mit Kreide groß das Wort „Arthrose“ geschrieben, samt ein paar Sätzen zur möglichen Behandlung. Wenig später begann Wedlich, seine Probleme mit dem Expander zu behandeln. Das war 2015. Seither spürt er das Knie nur noch, wenn er mal wieder zu lange im Wald Holz gemacht hat. Ansonsten sei er beschwerdefrei. Er ist Staudacher dankbar für den Hinweis, wie er seine Artrose-Probleme lindern könne: „Ich bin so froh, dass du das an deine Garagenwand geschrieben hast.“
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