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Foto: Polizei
Foto: Polizei

Eine Frau mit Mut: Die Günzburgerin Ingeborg Hauf hat dafür gesorgt, dass eine Gruppe Betrüger aufgeflogen ist. Dafür bekam sie jetzt Lob von Kripo-Leiter Jürgen Schweizer (links) und Günzburgs Polizeichef Stefan Müller.

Courage
06.05.2016

Günzburgerin trickst Betrüger aus

Rentnerin fällt nicht auf die Enkeltrick-Masche herein. Am Ende klicken beim Täter die Handschellen

Es ist eine perfide Masche, besorgten Senioren Geld aus der Tasche zu ziehen: Mit dem Enkeltrick wurde schon so mancher Rentner übers Ohr gehauen. Nicht aber Ingeborg Hauf. Die 76 Jahre alte Günzburgerin durchschaute die Masche. Sie handelte umsichtig und trickste ihrerseits die Telefon-Trickser aus. Wenig später klickten bei einem 31 Jahre alten mutmaßlichen Betrüger die Handschellen.

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Am 7. April hatte sich bei Ingeborg Hauf eine Frau gemeldet, aber nicht ihren Namen gesagt. Auf die Rückfrage, wer sie denn sei, antwortete die Unbekannte mit einem typischen Enkeltrick-Satz: „Erkennst du mich denn nicht?“ Unbedarfte Opfer fragen nach den Erfahrungen der Polizei dann oft zurück: „Bist du denn der oder die...?“ Damit bekommt der Anrufer einen Namen genannt – und kann sofort sagen: „Ja, der bin ich.“ Dann wird im Laufe des Gesprächs ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Der Anrufer behauptet meist, einen Unfall gehabt zu haben und Geld zu benötigen. Das mündet nicht selten in eine Geldübergabe mit Beträgen in fünfstelliger Höhe.

Doch Ingeborg Hauf durchschaute die Masche schnell und ging zum Schein auf die Forderung ein. 14000 Euro sollte sie von der Bank abheben und übergeben. Dann verständigte sie die Polizei und ihren Sohn. Damit begannen für die Frau ereignisreiche Stunden, denn sie wurde von den Betrügern ständig am Telefon gehalten, um zu verhindern, dass sie sich Rat holt. Fast 40 Mal meldeten sich unterschiedliche Anrufer und gaben sich als Enkelin, Banker und Notar aus, um die Geldtransaktion als schlüssig und vermeintlich risikolos darzustellen.

Ingeborg Hauf spielte das Spiel zum Schein mit und verschaffte der Polizei Zeit. Die konnte so einen 31-jährigen Tatverdächtigen in der Nähe ihrer Wohnung festnehmen. Rund vier Stunden nach dem ersten Anruf klickten bei der vereinbarten Geldübergabe die Handschellen. Der 31-jährige Tatverdächtige – ein amerikanischer Staatsangehöriger polnischer Herkunft – erwartet im Gefängnis seinen Prozess. Die Kripo Neu-Ulm ermittelt gegen mutmaßliche Mittäter und Hintermänner. Erste Spuren führen die Ermittler nach Polen.

Jetzt erhielt die couragierte Frau in den Räumen der Günzburger Inspektion Dank und Anerkennung von der Polizei ausgesprochen. Jürgen Schweizer, Leiter der Kripo Neu-Ulm und Stefan Müller, Chef der Günzburger Polizei, sprachen ihr bei dem Treffen ihren Dank aus.

Schweizer nutzte die Gelegenheit, um vor der weitverbreiteten Masche zu warnen: „Wenn Sie sich mental in der Lage sehen, über mehrere Stunden dem Druck einer solchen Situation standzuhalten, gehen Sie zum Schein auf den Anrufer ein“, rät er Betroffenen. Das Geld solle in Aussicht gestellt werden, es müsse aber erst noch bei der Bank besorgt werden. Auf keinen Fall sollte man jedoch versuchen, Täter auf eigene Faust in eine Falle zu locken, ohne das Vorgehen mit der Polizei abgesprochen zu haben.

Grundsätzlich rät die Polizei zur Vorbeugung gegen den Enkeltrick folgendes: l Überlegen Sie sich, ob und wie Sie Ihre Telefonnummer ins Telefonbuch eintragen lassen; Verzichten Sie auf ausgeschriebene Vornamen, denn Täter suchen gezielt nach Vornamen, die früher verwendet wurden.

l Seien Sie wachsam bei Anrufern, die ihren Namen nicht sofort nennen.

l Alarmieren muss Sie die Floskel: „Erkennst Du mich denn nicht?“ oder ähnlich.

l Stellen Sie Fragen, die nur tatsächliche Familienangehörige richtig beantworten können.

l Geben Sie keine Auskünfte über Barvermögen im Hause oder auf Ihren Konten.

l Lassen Sie sich von den Anrufern eine Telefonnummer für einen Rückruf geben.

l Fragen Sie sich, warum ein angeblicher Verwandter nicht selbst vorbeikommt und sie um das Geld bittet.

l Geben Sie kein Geld an unbekannte Personen heraus. Überweisen Sie niemals Geld auf unbekannte Konten.

l Folgen Sie nicht der Aufforderung, zur Bank zu gehen, um Geld abzuheben. Sie müssen davon ausgehen, dass Sie beobachtet werden.

l Merken Sie sich möglichst viele Details: Geschlecht des Anrufers, Stimmlage, Akzent, Anrufer-Telefonnummer.

l Halten Sie umgehend Rücksprache in der Familie.

l Scheuen Sie sich nicht, einfach aufzulegen.

l Informieren Sie über den Notruf 110 die Polizei.

l Verneinen Sie die Frage, ob Sie ein Handy haben und nutzen Sie das Handy für Ihren Kontakt zur Polizei und Verwandten. (hip/zg)

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