Impfdebatte im Kreis Günzburg: Neid ist unangebracht
Plus In den vergangenen Wochen haben sich mit Theo Waigel und Max Deisenhofer zwei Politiker im Kreis Günzburg gegen das Coronavirus impfen lassen. Es folgten mitunter schwere Vorwürfe - doch die sind fehl am Platz.
Drei Monate sind seit der ersten Impfung im Landkreis Günzburg vergangen. Fast 19.000 Impfdosen wurden seitdem verabreicht. Das bedeutet, dass weniger als zehn Prozent im Kreis Günzburg ihre Erstimpfung erhalten haben. Es mangelt wie vielerorts in Deutschland aber nicht an Impfwilligen, sondern es fehlt schlicht und ergreifend an der Menge des Impfstoffs. Und dieser Mangel hat unangenehme Folgen – mitunter für bereits geimpfte Menschen.
Man nehme das Beispiel Theo Waigel. Der 81-jährige CSU-Politiker und ehemalige Bundesfinanzminister hat sich Anfang Februar, also knapp sechs Wochen nach Impfstart, in Krumbach gegen das Coronavirus impfen lassen. Er ist über 80 Jahre alt und gehört damit zur Gruppe eins, also derjenigen mit der höchsten Impfpriorität. Also alles in Ordnung, doch was passierte? Menschen beschwerten sich über Waigels Impfung. Warum wurde etwa die eigene Mutter mit 85 Jahren nicht zuvor geimpft? Oder warum war beispielsweise der Großvater mit 91 Jahren nicht vorher dran? Dass es keine Priorisierung innerhalb der einzelnen Gruppen gibt, wurde bei den häufig unsachlich geführten Diskussionen ignoriert. Der Neid war vielerorts groß. Jeder ist sich selbst der Nächste – das scheint Teile der heutigen Gesellschaft zunehmend zu prägen. Egoismus und Ellbogen-Einsatz stehen hoch im Kurs, leider. Warum kann man sich nicht für jeden einzelnen Geimpften freuen, der entsprechend seiner Priorisierung an der Reihe ist?
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