
Die Segelflieger müssen einen Abflug machen

Der Zweckverband hat die Mietverträge der Leipheimer Sportfliegergemeinschaft und dreier Firmen auf dem Fliegerhorst gekündigt. Kommt jetzt ein großer Investor?
Felix Rösch aus Rieden ist gerade mal 14 Jahre alt, aber er ist schon Pilot. Nach 50 begleiteten Flügen konnten ihn seine zwei Fluglehrer am Sonntag bedenkenlos allein fliegen lassen. Als er dann seinen dritten Soloflug in der gelben Schulmaschine der Bundeswehrsportfluggemeinschaft (BWSFG) mit einer perfekten Landung beendete, folgte das obligatorische Pilotenaufnahmeritual: ein kräftiger Handschlag auf den Hintern, um „die Thermiksensoren des Popometers zu sensibilisieren“, erklärt der Vereinsvorsitzende Dietmar Weiß augenzwinkernd.
Doch lange wird Jungpilot Felix nicht mehr in Leipheim fliegen können: Der Zweckverband hat den Mietvertrag für den Flugplatz gekündigt. Hintergrund: Ein großer Investor interessiert sich für das Gelände. Es wäre die bislang größte Einzelansiedlung auf dem ehemaligen Fliegerhorst.
„Dieses Schwert schwebte schon immer über uns“, sagt Dietmar Weiß. Den Mietvertrag hätten Verein und Zweckverband unter der Prämisse abgeschlossen: Wenn eine Firma das Gelände will, dann müssen die Flieger weichen.
Die BWSFG gibt es seit mehr als 50 Jahren; seit 1976 die Sportfluggruppen der Bundeswehr aufgelöst wurden, ist sie ein ziviler Verein. Früher haben die Segel-, Motorsegel- und Ultraleichtflugzeuge die große Landebahn mitbenutzt. Seit dort die Umgehungsstraße gebaut wird, nutzen sie den ehemaligen Rollweg. Dass jetzt die Kündigung kam, das ist für Weiß ärgerlich, vor allem, weil seine Mitglieder jetzt ziemlich kurzfristig ihr Quartier verlassen müssen.
Christian Zimmermann, der Geschäftsführer des Zweckverbands Interkommunales Gewerbegebiet, verweist auf die dreimonatige Kündigungsfrist, die eingehalten wurde. Nur einen Tag nach der Zusage des Unternehmens habe der Zweckverband die schriftliche Kündigung ausgesprochen. Ein Kaufvertrag ist aber noch nicht unterzeichnet, deshalb sei der Name des Investors „streng vertraulich“, sagt Zimmermann. Einige Details kann er trotzdem schon nennen: Es handle sich um ein großes Unternehmen, das südlich der Landebahn eine Ansiedlung auf 15 bis 19 Hektar plane. Der Interessent würde gerne Ende des Jahres mit den Bauarbeiten beginnen, sagt Zimmermann. Dann müssten erst einmal die bestehenden Gebäude abgerissen werden.
Deshalb müssen nun nicht nur die Sportflieger weichen, sondern auch drei Firmen, die Hallen auf dem Gelände als Lager und Werkstatt nutzen. Nach Angaben von Christian Zimmermann handelt es sich dabei um die Leipheimer Firmen Wanzl und Hölldobler und um das Nersinger Unternehmen Kirschenhofer Maschinen. Auch sie müssen bis Ende Oktober ausziehen.
Für die Leipheimer Flieger hat die Suche nach einem neuen Standort schon begonnen. „Die Verhandlungen laufen“, sagt Weiß. „Aber es ist alles andere als einfach, einen Verein mit 50 Mitgliedern, sechs Flugzeugen und Bodengerät auf die Schnelle unterzubringen.“
Das Ziel sei es aber auf jeden Fall weiterzumachen. Denn gerade die Jugendlichen, die mittlerweile 20 Prozent der Mitglieder ausmachen, seien „tief enttäuscht darüber, dass man einen Verein nach so langer Zeit einfach ausradieren kann“, sagt der Vorsitzende Dietmar Weiß: „Für sie ist der Flugplatz eine zweite Heimat geworden und der Ort, an dem sie lernen sicher zu fliegen, Verantwortung zu tragen, Teamgeist zu entwickeln und Flugzeuge zu warten.“
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