
Gegner wollen jeden Tag Briefe an die Ministerin schicken

Um den Flutpolder in Leipheim zu verhindern, startete die Interessengemeinschaft eine Onlinepetition und weitere Protestaktionen.
Mit allen Mitteln möchte die Interessenvertretung „Kein Flutpolder Leipheim“ den Bau eines gigantischen Wasserbeckens zwischen Riedheim und der Donau verhindern. Neuste Instrumente sind die Onlinepetition „Stoppt die Zerstörung unserer Heimat durch Flutpolder“ und die Aktion „1000 Briefe“. Gerd Mannes hatte im Namen der Interessenvertretung in das Schützenheim nach Riedheim eingeladen. Rund 200 Bürger seien gekommen, schätzte Schützenvorstand Gerhard Mücke.
Sie waren sich einig mit Gerd Mannes, dass die wenigen, aber dafür umso größeren Flutpolder, die von der bayerischen Politik favorisiert werden, nichts mit Solidarität zu tun hätten. Der Flutpolder zerstöre Donauwald und landwirtschaftliche Fläche und werfe die Frage auf, wer denn neben einem Flutpolder leben wolle. Die vom Umweltministerium für den Herbst angebotene Informationsfahrt zu einem Flutpolder in Rheinland-Pfalz stieß auf eher geringes Interesse.
Die Interessenvertretung setzt auf ökologische Argumente rund um die Tier- und Pflanzenwelt des Donauwalds und auf Politische. Dazu gehört die Onlinepetition an den Bayerischen Landtag. Noch 79 Tage kann man sich im Internet über einen Link der Interessenvertretung als Unterstützer registrieren. Über 1300 haben sich schon eingetragen, nötig für einen Erfolg sind 24000 Unterschriften.
Zur Auswahl stehen unterschiedliche Texte
Um aber schon jetzt dem Umweltministerium zu zeigen, wie vehement sich die Riedheimer, Weißinger und Leipheimer gegen den Flutpolder wehren, bereitete die Interessenvertretung Briefe vor und legte sie im Schützenheim aus. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Texte für Häusleseigner, für Landwirte, Fischer oder Naturschützer. Wer an der Aktion teilnehmen möchte, trägt sich als Absender ein, unterschreibt und wirft nach Möglichkeiten einen Euro für Porto in die Spendenkasse. Das Kuvertieren und Absenden übernimmt die Interessenvertretung. Jeden Tag werden fünf dieser Briefe an Umweltministerin Scharf geschickt. „Das Ministerium sieht also ganz deutlich wie viele wir sind und muss außerdem auf jeden einzelnen Brief antworten“, erklärt Mannes.
Eine Stunde lang stand Landrat Hubert Hafner den Gegnern des Flutpolders Rede und Antwort. Hafner sagte: „Persönlich bin ich für Hochwasserschutz und gegen das Floriansprinzip. Trotzdem ist mir klar, dass es ihre Pflicht ist ihre Sorgen und Ängste weiterzugeben.“ Mehrmals musste Hafner klarstellen, dass es kein Bauvorhaben des Landkreises sei. Er zitierte aus einem Schreiben des Umweltministeriums an das Landratsamt: „Es herrscht die Prämisse, dass der Flutpolder nur gebaut wird, wenn es keine Verschlechterung des Grundwassers gibt.“ Eine Verbesserung der Grundwasserprobleme durch einen Flutpolder sei möglich.
Landrat will die Sorgen ernst nehmen
Nicht wenige im Saal schüttelten den Kopf und brachten ihre Sichtweise vor. So zum Beispiel die Probleme mit dem nicht funktionsfähigen Hinterland-Entwässerungsgraben oder die Frage, warum ein Naturschutzgebiet probegeflutet und damit zerstört werden darf. „Wir spunden, fluten, pumpen raus und rein, das ist doch alles ein Krampf“, war zu hören. Ein bayernweites Gesamtkonzept wurde ebenso vermisst wie die Beteiligung donauabwärts liegender Städte im Landkreis.
Landrat Hubert Hafner versprach die Suche nach Alternativen zu einem Flutpolder Leipheim in den Kreistag als Thema einzubringen. „Ich nehme Ihre Sorgen ernst und Ihre Situation darf sich nicht verschlechtern, aber auch die Bürger, die donauabwärts von einem Flutpolder profitieren, sind meine Bürger“, fasste Hafner am Ende der, auf Bürgerseite sehr emotional geführten, Diskussion zusammen.
Die Stadt unterstützt die Interessenvertretung
Wie sich die überschwemmten und vernässten Bereiche innerhalb eines Flutpolders auf Stechmücken auswirken, zeigte Michael Audibert auf. Auch heimische Mücken könnten mit einem Stich Krankheiten von Gehirnhautentzündung bis zu Malaria übertragen. „Das Risiko ist gegeben, denn die Brutmöglichkeiten werden mit einem Flutpolder gefördert“, warnte Audibert. Dass das Thema Flutpolder im bayerischen Landtag ausgerechnet vom Bündnis 90/Grüne im Jahr 2015 angestoßen worden war, berichtete Bürgermeister Christian Konrad. Die Stadt unterstützt die Interessenvertretung und hält deshalb 10000 Euro für Gutachten im Haushalt bereit. Außerdem seien zwei Anwälte eingeschaltet worden.
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