
„Wir fühlen uns nicht ernst genommen“

In wenigen Wochen soll feststehen, wo Flutpolder entlang der Donau gebaut werden. Auch Leipheim ist im Gespräch. Die Gegner des Vorhabens haben eine Unterschriftenaktion gestartet.
Der mögliche Flutpolder im Auwald bei Leipheim erhitzt weiterhin die Gemüter. Wie berichtet, sollen entlang der Donau mehrere dieser gigantischen Überlaufbecken entstehen. Einer der möglichen 17 Standorte ist Leipheim. In den vergangenen Monaten hatte es mehrere Informationsveranstaltungen und Dialoggespräche des Wasserwirtschaftsamts Donauwörth mit den Kommunen und Anwohnern gegeben. Diese sind mittlerweile beendet. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft „Ja zu Hochwasserschutz - Kein Flutpolder Leipheim“ haben derweil eine Unterschriftenliste gegen das Projekt gestartet.
Wie das zuständige Wasserwirtschaftsamt in Donauwörth auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt, soll in einigen Wochen feststehen, an welchen Standorten die Flutpolder entstehen sollen. Im Moment laufen noch die Untersuchungen, welche Gebiete sich am besten dafür eignen. Der Protest in der Leipheimer Bevölkerung gegen die Flutpolder ist weiterhin groß.
Wie berichtet haben sich Gegner des Projekts zur Interessensgemeinschaft (IG) zusammengeschlossen. Sie zeigen sich in erster Linie enttäuscht von den Veranstaltungen mit dem Wasserwirtschaftsamt. Gerd Mannes kritisiert: „Der Dialog ist grundsätzlich eine gute Sache, jedoch werden unsere Alternativvorschläge nicht wirklich ernst genommen.“ Aus Sicht der Interessengemeinschaft wären viele kleinere Rückhaltebecken sinnvoller, als ein oder zwei große Flutpolder. Das Wasserwirtschaftamt halte allerdings an den Flutpoldern fest – ohne auf Gegenvorschläge einzugehen. „Wir fühlen uns nicht ernst genommen“, sagt Helmut Dobler von der IG.
„Die Hochwasserwelle soll wie Müll entsorgt werden“
Außerdem kritisiert er, dass einige wenige Kommunen die Hauptlast tragen sollen. Sollte der Flutpolder im Raum Leipheim gebaut werden, würde der Auwald bis zu sechs Meter hoch geflutet werden. Der Damm würde bis auf wenige Meter an den Stadtteil Weißingen heran ragen. „Die Hochwasserwelle soll wie Müll in unserer Gemeinde vor unserer Haustür entsorgt werden“, sagt Gerd Mannes.
Die IG-Vertreter betonen: „Wir sind nicht gegen Hochwasserschutz.“ Ihrer Meinung nach sei es aber nicht sinnvoll, dass nur einige Gemeinden die gesamte Last aufgebürdet bekommen. Außerdem fordern sie, dass auch Gespräche mit den Kommunen im benachbarten Baden-Württemberg aufgenommen werden. Schließlich mache das Wasser an der Landesgrenze nicht Halt. Gerd Mannes bezeichnet das mögliche Überlaufbecken im Auwald als „Placebopolder“ – das berechnete Schadenspotenzial sei so hoch, wie bei einer Sintflut. Mittlerweile sei von einem HQ extrem die Rede, also einem Hochwasser, das noch höhere Schäden verursachen würde als ein HQ 100, ein Hochwasser, wie es statistisch gesehen. Alle 100 Jahre vorkommt.
„Aus unserer Sicht sind das reine Fantasiezahlen. Das ist eine abstrakte Regenmenge, die erfunden wurde, um einen Flutpolder in der Region zu rechtfertigen“, sagt Gerd Mannes zu den Berechnungen des HQ extrem. Aus Sicht der Interessengemeinschaft sprechen zahlreiche Argumente gegen den Bau des Flutpolders im Auwald. In dem Gebiet befindet sich zum Beispiel die Trinkwasserversorgung für alle Leipheimer Ortsteile.
„Eine unzufriedene Antwort“
An das bayerische Umweltministerium haben die Mitstreiter bereits geschrieben – allerdings eine aus ihrer Sicht „mehr als unzufriedene Antwort“ erhalten. Mittlerweile haben sich die Mitglieder der Interessengemeinschaft auch an die Landtagsabgeordneten Alfred Sauter und Hans Reichhart, sowie an den Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein gewandt. Diese wollen sie nun von ihrem Anliegen überzeugen.
Auch die Bürger sollen noch mehr mit ins Boot geholt werden. „Wir wollen die Öffentlichkeit auf die Gefahren hinweisen“, sagt Sonja Mannes. Denn vielen sei noch gar nicht bewusst, was der Flutpolder für die Region bedeute.
Bald ist eine Informationsveranstaltung geplant, außerdem liegen in Leipheim, Riedheim und Weißingen Unterschriftenlisten aus. „Wir lassen uns nicht unterkriegen, wir kämpfen weiter“, sagt auch Dieter Blaich.
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