Mitarbeiter wehren sich gegen Darstellung des Betriebsrats
Nachdem sich der Betriebsrat des Legoland Günzburg in einem offenen Brief an den Lego-Inhaber gewandt hat, formiert sich nun innerbetrieblicher Widerstand gegen die Darstellung.
77 Mitarbeiter von Legoland Deutschland in Günzburg haben sich nun ebenfalls mit einem offenen Brief an Lego-Inhaber Kjeld Kirk Kristiansen gewandt. Das Ziel: „Aus Sicht der Unterzeichneten ist es an der Zeit, die tatsächlichen Verhältnisse, die hier im Legoland herrschen, richtigzustellen“, heißt es in dem Schreiben. Die Mehrzahl der Beschäftigten arbeite seit vielen Jahren im Park und sei mit dem freundlichen und kollegialen Betriebsklima mehr als zufrieden. Damit widersprechen sie der Darstellung der Mitarbeiter, die zugleich Mitglieder der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sind. Diese hatten sich vor einer Woche in einem offenen Brief an den dänischen Legochef über die aus ihrer Sicht schlechte Bezahlung beklagt und einen Tarifvertrag gefordert.
"In Ruhe und Spaß unsere Arbeit tun"
Eine der Unterzeichner des jüngsten Briefes ist Birgit Holzbock, die bei Legoland im Verkauf arbeitet. „Ich lese seit Wochen die Berichte in der Zeitung und denke mir immer, das ist eine ganz andere Firma, um die es hier geht“, beschreibt die gebürtige Burgauerin ihre Gedanken. Sie habe vor zehn Jahren selbst als saisonelle Kraft im Klötzchenpark begonnen – mit 120 Stunden im Monat. Ein Jahr später waren es 160 Stunden. Seit acht Jahren ist sie fest angestellt. Einige Zeit hätten sie und ihre Mitstreiter mit einer Reaktion gewartet. Das habe unter anderem daran gelegen, dass die Saisonkräfte erst im Januar begonnen haben. „Der Brief vergangene Woche hat den Ausschlag gegeben. Wir sind anderer Meinung und wollen dies auch kundtun.“ Binnen eines Tages hätten sie, Birgit Holzbock, Erik Renzer und Huma Besir, Unterschriften gesammelt. „Wenn wir gewollt hätten, könnten es wesentlich mehr sein.“ Birgit Holzbock und ihren Mitstreitern geht es vor allem darum, dass es nicht schlimmer wird und am besten so wie früher – als es noch keinen Konflikt zwischen der Gewerkschaft und der Geschäftsleitung um einen Tarifvertrag gab. „Wir hoffen sehr, dass wir wieder in Ruhe und mit Spaß unsere Arbeit tun können – im Sinne unserer vielen Gäste“, sagt sie.
Hinter dem Brief, verbunden mit der Unterschriftenaktion, stecke nicht die Firmenleitung. „Das ist unsere Initiative.“ Unter den 77 Unterzeichnern seien sowohl Festangestellte als auch Saisonkräfte. Die drei Initiatoren kommen aus verschiedenen Abteilungen: Neben Birgit Holzbock sind es Erik Renzer, der als Gärtner arbeitet, und Huma Besir, die im Gästeservice tätig ist.
Betriebsrat vertritt nur noch starr Interessen einer Gewerkschaft
Was alle – Gewerkschaftsmitglieder und Nicht-Gewerkschaftsmitglieder – eint, ist die große Sorge um den guten Ruf von Legoland. Doch dann gehen die Meinungen auseinander. „Die Ziele der NGG und des Betriebsrates stimmen nicht mit unseren Bedürfnissen überein. Wir wollen uns deshalb von den gesamten Aktionen, die bisher in die Öffentlichkeit gelangt sind, klar distanzieren“, heißt es im aktuellen Brief der Beschäftigten an den Legochef.
Die Vorgehensweise der NGG, die unter massivem Druck einen Tarifvertrag einführen wolle, sei aus Sicht der Unterzeichner unverständlich, da in den vergangenen zehn Jahren die Belange der Angestellten zwischen der Geschäftsleitung und dem Betriebsrat auf eine gute Art und Weise geregelt worden seien. „Wir bedauern sehr, dass der von uns gewählte Betriebsrat anscheinend nur noch starr die Interessen einer Gewerkschaft vertritt, statt uns Mitarbeiter nach unserer Meinung zu fragen.“