Sexueller Missbrauch: Wenn Kinder die Täter sind
Das Kreisjugendamt in Günzburg hat mit sexuellen Übergriffen zu tun, die die Behörde ungewöhnlich findet. Das, was passiert ist, macht sprachlos. Was aber ist zu tun?
Antonia Wieland ist nach eigenen Worten „besorgt über diese Situation“. Mit der „Situation“ meint die Leiterin des Kreisjugendamtes in Günzburg eine „Häufung sexueller Missbräuche und Übergriffe“ unter Jugendlichen und Kindern. Zwei im Süden des Landkreises gelegene Kommunen scheinen dabei besonders betroffen zu sein. Zwischen den Jahren 2010 und 2016 sind landkreisweit acht Kinder und Jugendliche stationär in Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht worden – meistens waren es Täter, manchmal auch Opfer, die von Experten behandelt werden müssen, um vor allem mit ihren psychischen Verletzungen umgehen zu können.
Die Zahl hört sich für Außenstehende nicht unbedingt hoch an. Sie alarmiert jedoch das Jugendamt. „Wir sind ein ländlich geprägter Landkreis und nicht vergleichbar mit Großstädten. Außerdem wissen wir bei einem akuten Fall ja nicht, was alles später noch herauskommt“, sagt Wieland. So habe ein Jugendlicher beispielsweise erst während seiner Therapie eingeräumt, insgesamt vier Opfer über einen langen Zeitraum hinweg missbraucht zu haben.
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Man sollte immer bedenken, dass der so genannte "Missbrauchstsunami" erst vor sieben Jahren einsetzte. Die öffentliche Debatte, die im Januar 2010 begann, wirkt nach. Viele Menschen sind sensibler geworden, das Hinsehen und Sprechen über die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen fällt leichter. Insofern ist es wahrscheinlich, dass es nicht mehr Kindesmissbrauch gibt oder er sich verändert hat, sondern dass er häufiger gemeldet oder angezeigt wird.
Wenn Minderjährige gegenüber Kindern sexuell übergriffig werden, sollte man das wirklich immer als Alarmsignal werten und der Sache ganz genau auf den Grund gehen. Auch wenn gemutmaßt wird, dass sie "nur" Dinge nachstellen, die sie im Internet oder bei ihren Eltern gesehen haben: für gewöhnlich wissen Kinder und Jugendliche früh, wie man sich in Bezug auf Sexuelles verhält. Und das, was sich viele scheinbar ganz normale und unauffällige Menschen tagtäglich aus dem Netz herunterladen, offenbart Phantasien, die nachdenklich stimmen sollten. Gewalttätige Szenen, demütigende und entwertende Praktiken und nachgestellte Missbrauchsszenarien gehören zu den Rennern im Pornobereich. Vieles davon können sich auch KInder ohne großen Aufwand herunterladen.
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer von schwerem sexuellen Missbrauch