Schon 2021 wurde das AKW in Gundremmingen abgeschaltet, vier Jahre später soll nun die Sprengung der Kühltürme erfolgen. 11.000 Tonnen Schutt werden entstehen, wenn die beiden 161 Meter hohen Kolosse in sich zusammensacken. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu diesem außergewöhnlichen Abriss im Landkreis Günzburg.
Wann werden die Kühltürme des AKW Gundremmingen gesprengt?
Ein genauer Zeitplan steht noch nicht fest – laut Angaben des Energiekonzerns RWE soll der Abriss diesen Herbst über die Bühne gehen. RWE ist Eigentümer und Betreiber des AKWs, das offiziell inzwischen gar nicht mehr das AKW, sondern nur noch die Rückbauanlage Gundremmingen ist.
Wie funktioniert die Sprengung in Gundremmingen?
Eine Seltenheit sind derartige Abrisse im post-atomaren Zeitalter nicht. 2024 wurden etwa die beiden Kühltürme des ehemaligen AKWs im unterfränkischen Grafenrheinfeld gesprengt. Die damals zuständige Thüringer Sprenggesellschaft wurde nun auch mit dem Abriss in Gundremmingen beauftragt. Details, wie viel Sprengstoff 2024 in Grafenrheinfeld nötig war und in wie vielen extra gebohrten Löchern dieser platziert wurde, verriet das Unternehmen damals nicht.
Wie ist der Rückbau von Atomkraftwerken geregelt?
2023 stieg Deutschland final aus der Produktion von Atomenergie aus. Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 waren bundesweit die letzten drei aktiven Anlagen, sie gingen allesamt im April vom Netz. Block C in Gundremmingen war bereits Ende 2021 abgeschaltet worden, Block B sogar schon 2017. Mit dem Rückbau eines Atomkraftwerks kann aber erst begonnen werden, wenn die nötigen atomrechtlichen Genehmigungen erteilt sind.
Die letzten dafür hat der Betreiber – der nach Gesetz für den Rückbau verantwortlich ist – im Mai des vergangenen Jahres erhalten. Schon seit 2019 läuft der bereits früher genehmigte Abbau von bestimmten Anlagenteilen in den Blöcken B und C. Insgesamt stehen für das Vorhaben laut Konzernangaben Rücklagen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro zur Verfügung.

Ist der AKW-Rückbau in Gundremmingen mit der Sprengung beendet?
Nein, sogar noch lange nicht. Die Sprengung der Kühltürme ist nur eine auffällige Etappe in einem sehr langen Prozess. Nach Angaben des Bayerischen Umweltministeriums sind für den Rückbau bis zum Ende der atomrechtlichen Überwachung der Anlage 15 bis 20 Jahre veranschlagt. Auch das Unternehmen plant mit Mitte bzw. Ende der 30er Jahre als Abbauziel.

Was ist mit Block A des Kernkraftwerks?
1977 ereignete sich im elf Jahre zuvor in Betrieb genommen Block A der schwerste Zwischenfall in der Atomenergie-Geschichte der Bundesrepublik. Nach einem Kurzschluss in der Hochspannungsleitung erfolgte wie in solchen Fällen vorgesehen eine Schnellabschaltung des Reaktors. Doch ausgehend von einem Fehler in der Regelung einer Turbine wurde das Reaktorgebäude geflutet und beschädigt.
In Betrieb ging die Anlage nie wieder, der Bau der beiden anderen Blöcke war zum Zeitpunkt schon geplant. Mit dem Rückbau des Blocks A wurde in den 80ern begonnen. Endgültig abgeschlossen kann er aber erst werden, wenn das Endlager „Schacht Konrad“ nahe Salzgitter in Niedersachsen für schwach- und mittelradioaktive Abfälle geöffnet wird. Offiziell geplant ist dafür nach einigen Verzögerungen aktuell der Beginn der 2030er Jahre.
Was passiert mit den Abfällen des Rückbaus?
RWE rechnet mit 1,8 Millionen Tonnen Material, das im Laufe des Rückbaus anfallen wird. Nur 0,6 Prozent davon werden eines Tages in ein Endlager kommen. Also entweder in den Schacht Konrad oder in ein Endlager für noch höher belastetes Material, für das in Deutschland immer noch nach einem Standort gesucht wird. Bis auf Weiteres lagert der hochradioaktive Abfall daher in Gundremmingen.

Der nicht belastete und weitaus größere Anteil der Materialien werde laut Vertreiber verschrottet. Allerdings soll auch Schutt wiederverwendet werden. Die 11.000 Tonnen, die bei Sprengung entstehen sollen, sind als Untergrund für die kommende Nutzung auf dem Gelände geplant.
Was sind die Pläne für das Gelände in Gundremmingen?
RWE plant den Bau eines Batteriespeichers, der mit einer Leistung von 400 Megawatt der größte in Süddeutschland sein soll. Die Baugenehmigung hierfür hat der Konzern schon erhalten. Außerdem arbeitet er auf die Errichtung eines Gaskraftwerks hin, das Strom liefern soll, wenn zu wenig aus erneuerbaren Quellen bereitsteht. Auch diese sollen am Standort nach Möglichkeit abgeschöpft werden. So hofft der Konzern auf die Errichtung eines Solarparks, der sich teilweise auf dem Gebiet des ehemaligen AKWs befinden soll.
"Wie ist der Rückbau von Atomkraftwerken geregelt?" Kann man das nicht so hinschreiben wie es ist: Abriss.
Wenn Sie diese Kindergartensprache 'Atomkraft' oder 'Atomzeitalter' bitte vermeiden könnten: Es handelt sich um Kernkraft ('Kernspaltungsanlagen') und das Nukleare Zeitalter. Das letzte ist aber noch lange nicht vorbei. Ich weiß dass 'AKW' benutzt wird - aber das macht es nicht besser. Diese Anlagen sind keine Atomkraftwerke, sondern Kernkraftwerke.
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