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Deutsch lernen in Deutschland: Migranten öffnen Türen für ihre Zukunft

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Sprache als Schlüssel: Wie Migranten Türen für ihre Zukunft öffnen

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    Lehrerin Susann Eber (hinten rechts) unterrichtet 20 Teilnehmer des B2-Berufssprachkurses an der Volkshochschule in Günzburg.
    Lehrerin Susann Eber (hinten rechts) unterrichtet 20 Teilnehmer des B2-Berufssprachkurses an der Volkshochschule in Günzburg. Foto: Qendresa Sinani Gashi

    Masouda Bashiri hatte zwei lebensverändernde Entscheidungen zu treffen. Vor vier Jahren fragte sie sich: Soll ich in meinem Zuhause in Afghanistan bleiben, einem Land, das mittlerweile von einem Krieg erschüttert wurde, oder sollte ich das Land verlassen und ein neues Leben Tausende Kilometer entfernt beginnen? Die 31-Jährige entschied sich für die zweite Option. Sie ließ ihre Familie hinter sich und zog gemeinsam mit ihrem Ehemann nach Deutschland. Ihre Anfangszeit hier war voller Herausforderungen – eine der größten Schwierigkeiten war sicherlich die Sprache, erzählt sie heute.

    Dennoch hatte sie sich ein großes Vorhaben gesetzt: eine erfolgreiche Frau zu werden und eine Karriere in Deutschland zu verfolgen; eine Möglichkeit, die sie in ihrer Heimat nie gehabt hätte. „Mädchen in Afghanistan dürfen nicht arbeiten. Sie können nur bis zur sechsten Klasse zur Schule gehen, und danach müssen sie zu Hause bleiben“, erzählt Masouda mit Tränen in den Augen. Der Traum, den sie in Afghanistan nicht verwirklichen konnte, wird nun in Deutschland wahr. Schon in ihrer Heimat fing sie an, Deutsch zu lernen, setzte den Kurs hier fort und erreichte das Niveau B1. Jetzt besucht sie einen B2-Kurs, um ihre Sprachkenntnisse weiter zu verbessern. Dieser Weg hilft Masouda, sich leichter zu integrieren, da sie zunehmend sicherer kommunizieren kann, erzählt sie. Nach dem Erreichen des B2-Niveaus möchte sie in den Beruf einsteigen, den sie bereits durch eine Ausbildung in Fachinformatik erlernt hat. „Nach dem Kurs möchte ich eine gute Arbeitsstelle finden. Mir ist es sehr wichtig, finanziell unabhängig zu sein und hier ein neues Leben zu beginnen“, sagt sie.

    Masouda Bashiri aus Afghanistan hat mit dem B2-Berufssprachkurs an der VHS in Günzburg angefangen.
    Masouda Bashiri aus Afghanistan hat mit dem B2-Berufssprachkurs an der VHS in Günzburg angefangen. Foto: Qendresa Sinani Gashi

    Diesen Traum haben auch die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Kurs. Sie möchten mit dem Erhalt eines Sprachzertifikats eine Ausbildung beginnen und anschließend einen Arbeitsplatz finden. Allerdings stehen sie auf diesem Weg vor vielen Herausforderungen, da Deutsch für viele eine schwierige Sprache ist.

    Was die Schüler mit dem B2-Kurs erreichen können

    Trotzdem sind die Schülerinnen und Schüler sehr motiviert, sagt Susann Eber, die Lehrerin, die nun seit neun Jahren an der Volkshochschule unterrichtet. „Ich erlebe zum Großteil hoch motivierte Schüler und Schülerinnen, die Erfolg haben wollen und sich dabei viel Mühe geben." Eber ist glücklich, wenn sie ihre ehemaligen Schülerinnen und Schüler trifft und sieht, dass sie es geschafft haben. „Ich treffe manchmal ehemalige Teilnehmende, die erfolgreich eine Berufsausbildung abgeschlossen haben oder ihren Beruf anerkennen lassen konnten.‘‘ Dann ist der Zweck des berufsbezogenen B2-Kurses erreicht. „Das Hörverständnis sowie die schriftlichen und kommunikativen Fähigkeiten auf ein hohes Niveau zu bringen, ist das Kursziel“, erklärt Eber.

    Ein B2-Niveau ist notwendig, um Ausbildung oder Studium anerkennen zu lassen. Danach ist eine Arbeit als Fachkraft möglich. Deswegen besuchen viele, die im Gesundheitswesen tätig sind, den Kurs. „Viele Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger kamen nach Deutschland und brauchen das B2-Niveau, um mit ihren Patienten und Patientinnen besser zu kommunizieren und auch für ihre Arbeit fair bezahlt zu werden“, erklärt sie.

    Eber unterrichtet im Moment 20 Schülerinnen und Schüler, die aus der Ukraine, Polen, Afghanistan, Syrien, der Türkei und dem Kosovo kommen. Aber wie motiviert sie sich, jeden Tag mit Menschen aus verschiedenen Ländern zu arbeiten? Die Arbeit mit verschiedenen Nationalitäten hat viele Vorteile, so die Lehrerin. Einer davon ist das Kennenlernen verschiedener Kulturen, aber spannend sei auch, Informationen über die Länder, aus denen die Schülerinnen und Schüler kommen, zu erfahren. Dinge, die man in Büchern lesen oder in Filmen sehen kann, werden auf einmal von jemandem erzählt, der sie selbst erlebt hat. „Heute im Unterricht erzählte eine Schülerin im Rahmen eines Referats über ihre letzte Arbeitsstelle als Krankenpflegerin in Japan. Wir haben gehört, dass dort die Arbeit Priorität Nummer eins ist und wenig Zeit für Freizeit bleibt“, erzählt Eber.

    Um Arbeit auch in Deutschland zur Priorität zu machen, muss die Sprache sehr ernst genommen werden. Das ist der wichtigste Rat, den Eber gibt: „Wichtig beim Sprachenlernen ist es, nie aufzuhören, sich damit zu beschäftigen und auf verschiedenen Kanälen immer weiter zu lernen.“

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