
Schon Thomas Gottschalk stattete Limbach einen Besuch ab

Plus Von perfekten Gärten, der Integration selbst für „Preußen“ und einem Besuch von Thomas Gottschalk in Limbach erzählt diese Folge der Dorfserie.
Welcher Ort kann schon von sich behaupten, Teil der langjährigen Erfolgsgeschichte von „Wetten, dass ...?“ zu sein. Limbach kann es. Oder vielmehr eine Familie, die sich zum Spaß beworben hatte und einen Besuch von Moderator Thomas Gottschalk gewann. Der hatte eine Saalwette verloren und musste deshalb Eltern mit Drillingen zur Hand gehen. Die Wahl fiel auf die in Limbach. Nach der Stippvisite des Blondschopfs war man von ihm begeistert: Nicht nur total sympathisch sei er gewesen, sondern er habe auch wie ein Profi gewickelt und Fläschchen gegeben, erzählte anschließend Familie Lenzer.
Etwas mehr als elf Jahre ist das schon her. Ein wenig länger, seit 2006, macht Leonhard Merfeld auf den Burgauer Stadtteil mit seinen gut 250 Einwohnern aufmerksam – rein ehrenamtlich, der Reinerlös seines Fotokalenders geht an Gruppen im Ort oder wird für Projekte verwendet. Zu finden sind darin nicht nur schöne Bilder, sondern auch nützliche Hinweise wie Termine der Müllabfuhr oder Feuerwehrübungen. Ein Händchen hat Merfeld für das Schöne, das zeigt sich auch an seinem Garten, den er mit seiner Frau Ulrike pflegt. Kein Wunder, dass sie bereits zwei Mal beim Tag der offenen Gartentür mitgemacht haben. Gut 3000 Quadratmeter groß ist er, 5000 Menschen waren vor vier Jahren zu Gast.
Drei Stunden am Tag kümmern sie sich um ihren Garten
„Es gibt Leute, die wollen einmal im Jahr bei uns vorbeischauen“, erzählt der gebürtige Münsterländer, der seit 1985 in Limbach lebt und aus beruflichen Gründen in den Süden der Republik zog. „Und es kamen auch schon 40 Frauen auf dem Fahrrad spontan vorbei.“ Viele Jahre war Merfeld in der Gartenbauschule in Dürrlauingen tätig, drei Stunden am Tag kümmert er sich nun mit seiner Frau – „ohne sie ginge es nicht“ – um das heimische Grün. Die Frau des Günzburger Oberbürgermeisters, Bettina Jauernig, habe hier sogar schon eine Vernissage veranstaltet, zwei ihrer Bilder hat er aufgehängt und erfreut sich noch immer an ihnen.

Von den Früchten der Obstbäume macht er Liköre, außerdem ist Musik seine Leidenschaft, als DJ lege er ständig bei Feiern von Freunden auf. Zumindest mit seinem Faible für den Garten habe er schon den ein oder anderen „infiziert“ – in der Tat gibt es in Limbach viele schöne, gepflegte Anlagen. Dass Jung und Alt so zusammenleben wie hier sei selten, sagt Merfeld. Am Anfang habe er es als „Preuße“ natürlich etwas schwerer gehabt, „aber mittlerweile bin ich integriert“, meint er lachend.
Ein Gespräch am Gartenzaun gehört für die Kinder dazu
Dass die Integration funktioniert, kann Josi Götzlich von der Lebenshilfe bestätigen. Die hat in Limbach heilpädagogische Angebote für Kinder mit einer Entwicklungsverzögerung, einer mehrfachen Behinderung oder einfach für diejenigen, die eine individuelle Betreuung brauchen. Im alten Schulhaus aus dem Jahr 1912 existiert die Einrichtung seit 1973 mit zwei Gruppen mit jeweils sieben oder acht Kindern und insgesamt gut zehn Mitarbeitern.
Auch Therapeuten aus dem nahen Therapiezentrum in Burgau kommen hierher, vormittags geht es um die Schulvorbereitung, nachmittags steht die heilpädagogische Tagesstätte im Vordergrund. „So können wir eine Ganztagesbetreuung gewährleisten.“ Es sei praktisch für Ausflüge in die Natur, nah am Wald zu sein, aber auch Gespräche am Gartenzaun gehören dazu, versichert Josi Götzlich – oder ein Besuch auf dem Bauernhof, was die Kinder immer wieder fasziniere.

1978 wurde Limbach nach Burgau eingemeindet
Vier Vollerwerbsbetriebe mit Milchviehhaltung gibt es noch, sogar Tiere auf der Weide und einige Nebenerwerbslandwirte, weiß Hubert Rosenfelder. Er war der erste Ortssprecher nach der Eingemeindung nach Burgau 1978, und das zwölf Jahre lang. Außerdem mehr als 25 Jahre Vorsitzender der örtlichen Feuerwehr, die heute mehr als 100 Mitglieder und gut 30 Aktive hat und von Martin Schwarz als Vorsitzendem geführt wird.
Er kennt sich also aus, und er zählt auf, dass es auch noch den Schützenverein, den Krieger- und Soldatenverein, die Jugendgruppe, den Bauwagen, die Seniorengemeinschaft und den Familienkreis gibt – und dass man hier in mindestens einem Verein aktiv ist. Im Gegensatz zu manch anderem Ort dürfe man aber auch gerne in mehreren mitmachen.

Der Pfarrhof war ein Treffpunkt - jetzt ist er geschlossen
Alleine in der kirchlichen Jugendgruppe sind 20 Kinder engagiert, die beim Gottesdienst helfen oder Blumenteppiche legen. Das „Highlight“ ist das Zeltlager im Sommer. Teil der Gruppe kann man sozusagen ab dem Ministranten-Eintrittsalter sein, und dann, „bis man keine Lust mehr hat“, sagt Diana Grosch. Die 24-Jährige würde gerne im Ort bleiben, weil er für sie einfach Heimat bedeutet, ebenso wie für die ein Jahr jüngere Stefanie Hindelang. Und für Luna Baur, neun Jahre alt, die erst kürzlich als Ministrantin eingeführt wurde. Ein gutes Miteinander ist auch dem Familienkreis wichtig, sagt Monika Schilling, indem man einen Ausflug unternimmt oder einfach zusammen grillt.
Ein Treffpunkt für die Limbacher war stets der alte Pfarrhof. Er bildet zusammen mit der Kirche St. Stephan nebenan und dem von Edeltraud Jehle sowie den Merfelds gepflegten Garten davor ein Ensemble, das ein Hingucker ist. Und was noch keiner weiß, sagt der Burgauer Pfarrer Simon Stegmüller mit einem Augenzwinkern: Für ihn sei das hier wie seine Sommerresidenz. Schließlich hat er am Pfarrhaus in der Stadt kaum Grün. Doch seit geraumer Zeit kann der Pfarrhof nicht mehr genutzt werden. Mathilde Egenberger von der Kirchenstiftung sagt, dass im Zuge einer geplanten Sanierung diverse Probleme festgestellt wurden, unter anderem, was die Standfestigkeit angeht. Doch die Anträge für die nötigen Arbeiten seien gestellt, im nächsten Frühjahr könnte es vielleicht losgehen.

"Es wird kräftig mitgesungen"
Von den Problemen nicht betroffen ist die Kirche, dort kann weiter der Gottesdienst gefeiert werden. Das ist zwar nicht mehr allzu oft der Fall, aber immerhin noch regelmäßig im Monat. Die Atmosphäre sei hier sehr schön, weil die Leute eng zusammenrücken müssen, sagt der Pfarrer. „Und es wird dann kräftig mitgesungen.“ Auch aus den anderen Stadtteilen kämen die Menschen hierhier zur Messe, sagt Rosenfelder – vielleicht ja auch wegen der guten Luft auf der Höhe. Ihr haben die Limbacher den Spitznamen „Luftschnapper“ zu verdanken, weiß Diakon Erhard Hindelang. Wohl noch in diesem Jahr soll übrigens ein Kunstobjekt fertig werden und hier seinen Platz finden, mit dem an Karl Kempter erinnert wird. Der berühmte Komponist und Kirchenmusiker ist ein Sohn Limbachs, wo er am 17. Januar 1819 geboren wurde – es ist also sein Jubiläumsjahr.
Wie er gehört auch der Gasthof Jehle fest zum Ort dazu, seit 1903 ist er im Familienbesitz, erzählt Seniorchef Josef Jehle. Geführt wird er inzwischen von Jürgen und Christina Jehle, und wer weiß, vielleicht steigt irgendwann auch die nächste Generation ein. Bis 1969 wurde hier noch Bier hergestellt, der Senior ist gelernter Brauer und Mälzer und sollte den Betrieb eigentlich weiterführen, aber irgendwann zeigte sich, dass es wirtschaftlicher war, das Bier einzukaufen. Den Brauereikeller gibt es aber noch immer. Vor allem Feiern und Touristen machen das Geschäft des Gasthofs aus, und die Stammgäste wie der Schafkopf- oder der Frauenstammtisch – die Damen werden sich übrigens zusammen mit den Wirtsleuten auch bei der Bewirtung des Radelspaßes im September beteiligen. Früher war hier die Poststelle und das einzige Telefon im Ort, viele Bilder an den Wänden zeugen von diesen vergangenen Zeiten.

Ein Gewerbegebiet will man hier nicht haben
Ansonsten gibt es in Limbach neben weiteren Betrieben beispielsweise noch die L’Appartements mit ihren neuen Ferienwohnungen und in der Nähe, aber nicht mehr auf eigener Gemarkung, das Restaurant Stubenweiher – das dem Bruder des Jehle-Seniorchefs gehört. Und nicht zu vergessen den Dorfweiher als Treff im Sommer und Winter, sowie die Autobahn. Je nachdem, wie der Wind steht, hört man sie mal mehr, mal weniger. Eine Anschlussstelle hat der Ort nicht, im Gegensatz zu Burgau, aber eine Behelfszufahrt.
Was man hier auf der Höhe jedoch auf gar keinen Fall haben möchte, ist ein Gewerbegebiet, was mal im Gespräch war. Schließlich liegt der Stadtteil idyllisch inmitten von Feldern, was auch so bleiben soll. Gehör finde man jedenfalls mit Anliegen in der Stadt, sagt Ortssprecherin Simone Werdich, „wenn wir etwas von ihr brauchen, bekommen wir es. Burgau kümmert sich um Limbach.“ Eine Zeit lang sei es schwierig gewesen, kein Baugebiet zu haben, weshalb Einheimische wegziehen mussten. Aber jetzt, da sich das geändert hat, gebe es wieder deutlich mehr Limbacher, die hier bleiben wollen und können.
„Wir freuen uns aber auch über Zuzug“, ergänzt Hubert Rosenfelder, der sich auch einen Ausbau der Radwege und der Breitbandverbindung wünscht. Und wer weiß, vielleicht gebe es ja irgendwann einmal wieder ein neues Baugebiet. Ob es Moderator Thomas Gottschalk bei seinem Besuch vor gut elf Jahren hier so gut gefallen hat, dass auch er in Limbach heimisch werden möchte, ist allerdings nicht bekannt. (mit hva)
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