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Ein Jahr nach der Flut: Legoland Chefin Manuela Stone blickt emotional zurück

Landkreis Günzburg

„Das Leben ist nicht mehr so, wie es vorher war“

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    Legoland-Chefin Manuela Stone öffnete während der Hochwasserkatastrophe die Pforten für übermüdete Rettungskräfte und vom Hochwasser betroffene Menschen. Dann wurde ihr eigenes Haus evakuiert.
    Legoland-Chefin Manuela Stone öffnete während der Hochwasserkatastrophe die Pforten für übermüdete Rettungskräfte und vom Hochwasser betroffene Menschen. Dann wurde ihr eigenes Haus evakuiert. Foto: Alexander Kaya

    Sie haben geschuftet, sie haben geweint, sie haben gezweifelt, wie sie das jemals schaffen sollen – sie haben aber auch vor Rührung geweint: über den Zusammenhalt, über die unerwartete Hilfe von Fremden und die Erleichterung, dass man aufeinander zählen kann. Wir haben verschiedene Menschen aus dem Landkreis gefragt: Wie schaut ihr zurück auf das, was den Landkreis vor rund einem Jahr erschüttert hat? Welche Konsequenzen für euch und die Region habt ihr aus der Hochwasserkatastrophe gezogen? Und was bewegt euch bis heute am meisten? Legoland-Chefin Manuela Stone wird emotional, wenn sie auf den „Jahrestag“ zurückblickt.

    „Man sagt ja, es ist nur ein Datum, aber das ist es nicht. Dass der Jahrestag näherkommt, das macht schon etwas mit einem, und es macht etwas mit mir. Beim Fluthelfertag im Legoland wurde kürzlich ein Film über das Hochwasser gezeigt, und da ist der Damm bei mir gebrochen. Die meiste Zeit kann ich das Erlebte ganz gut wegstecken, aber wenn ich darüber nachdenke, kommt auch irgendwann der Moment, wo man emotional wird. 

    Es gibt drei, vier Dinge, an die ich mich besonders erinnere. Zuerst war der Katastrophenfall, da haben sich alle gefragt, ist das schon notwendig? Relativ schnell war für mich klar: Das ist notwendig. Für mich war dann ebenfalls klar, ich rufe den Landrat an und biete Hilfe an, ob wir als Legoland irgendwie unterstützen können. Gemeinsam haben wir dann auch entschieden, das Resort geöffnet zu lassen, damit wir helfen können. Wir haben hunderte Rettungskräfte und ganz viele Familien in unserem Feriendorf aufgenommen, aber auch 57 direkt vom Hochwasser betroffene Mitarbeiter unterstützt. Gleichzeitig hatten wir viele Hotelbuchungen und hunderte anreisende Gäste. Die haben wir alle angeschrieben und ihnen angeboten, aufgrund der Lage ihre Reise zu stornieren oder zu verschieben. Aber auch für die Gäste, die schon unterwegs waren oder die wir nicht erreicht hatten, war es wichtig, zu öffnen. Wir konnten diese unmöglich vor Ort abweisen. Nicht, dass sie weiter in die Flutgebiete fahren und dort herumirren. Aus heutiger Sicht war es also richtig, keine totale Panik zu machen. Es war alles unglaublich vielschichtig und für unser Resort eine riesige Kraftanstrengung. Ich musste für das Resort, für die Gäste, für alle funktionieren. Das bringt ja auch meine Rolle mit sich. Ich musste mit der Krise arbeiten und Entscheidungen treffen.  

    Hochwasserkatastrophe: Nur eine halbe Stunde zum Packen gehabt

    Persönlich war ich ja auch vom Hochwasser betroffen. Da gab es eine Situation, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Am Sonntagmorgen kam der Anruf, dass in Günzburg weitere Straßenzüge evakuiert werden müssen. Ich wollte noch wissen, wo – dann war bei mir zu Hause plötzlich der Strom weg. Es hat nicht lange gedauert, dann hat die Feuerwehr bei mir geklopft. Ich habe gefragt, wie lange wir Zeit haben. Eine halbe Stunde, meinte der Feuerwehrmann. Dann sind wir zur Tür raus, und mussten zusammen mit den Nachbarn zusehen, wie unser ganzes Wohngebiet innerhalb von Minuten überflutet wurde. Das war heftig.

    Das Legoland Deutschland hatte auch im Dauerregen durchgehend geöffnet. Im Feriendorf nebenan wurden nicht nur Besucher, sondern auch Rettungskräfte und vom Hochwasser betroffene Familien untergebracht.
    Das Legoland Deutschland hatte auch im Dauerregen durchgehend geöffnet. Im Feriendorf nebenan wurden nicht nur Besucher, sondern auch Rettungskräfte und vom Hochwasser betroffene Familien untergebracht. Foto: Legoland

    Im Vergleich zu anderen war es bei mir im Haus noch gar nicht so schlimm. Wir haben keinen Keller, das Wasser stand ‚nur‘ im Erdgeschoss. Trotzdem konnten wir erst nach acht Wochen in unser Haus zurück. Eine Baustelle, auf der wir bis heute leben. Es fehlen noch immer noch die Türen, Leisten, Schränke ­­- man lebt aus Umzugskisten. Um das Haus herum wird es auch noch Erdarbeiten für Feuchtigkeitssperren geben. Aber wir arrangieren uns, Stück für Stück. Jemand, der nicht betroffen war, der denkt sich nach einem Jahr: Ist doch alles wieder ok. Aber es ist eben nicht in Ordnung. Das Leben ist nicht mehr so, wie es vorher war. In unserem Wohngebiet sind ganz viele, die noch nicht in ihr Haus zurückkönnen. Und die Angst bleibt, dass es wieder passieren könnte. Das schwingt immer ein Stück weit mit.

    Was das Hochwasser im Positiven bewirkt hat? Es hat den Zusammenhalt gezeigt und was wirklich möglich ist, wenn wir gemeinsam helfen. Das Hochwasser war ein Ausnahmezustand, wir mussten schauen, wie wir für alle das Beste machen. Aus meiner Sicht hat mein ganzes Team extrem gut zusammengearbeitet, damit wir die Situation gemeinsam stemmen konnten. Das schafft nicht eine Person allein.“

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