Paukenschlag am Ende der Stadtratssitzung in Günzburg: Das Gremium hatte gerade den Rekordhaushalt mit einem Gesamtvolumen von 86,8 Millionen Euro verabschiedet, als Oberbürgermeister Gerhard Jauernig (SPD) noch einmal das Wort ergriff. Er habe sich nach reiflicher Überlegung und Abwägung dafür entschieden, bei der anstehenden Kommunalwahl im März 2026 nicht mehr erneut für das Amt als OB zu kandidieren. Jauernig hatte sein Amt im Mai 2002 angetreten, dem Stadtrat gehörte er seit 1990 an.
Seine Ankündigung löste im Stadtrat Betroffenheit aus. Das Gremium stand geschlossen auf und applaudierte minutenlang dem Mann, der im kommenden Jahr nach 24 Jahren aus dem Amt ausscheiden wird. Zweite Bürgermeisterin Ruth Niemetz (CSU) drückte im Namen des Stadtrats großes Bedauern, aber auch großes Verständnis für den Schritt Jauernigs aus. Zusammen mit dem Dritten Bürgermeister Anton Gollmitzer wolle sie den OB weiterhin voll unterstützen und entlasten, wo immer es möglich sei.
„Es gibt Nachrichten und Informationen, die man mit Freuden teilt. Es gibt aber auch Entscheidungen, die einem nicht leichtfallen mitzuteilen und die im Herzen wehtun, obwohl man im tiefsten Inneren weiß, dass sie richtig und wichtig sind. Und trotzdem fällt es schwer, unheimlich schwer, diese zu verkünden.“ Mit diesen Worten begann Jauernig seine vorbereitete Erklärung, die der OB sichtlich emotional vortrug.
Oberbürgermeister Gerhard Jauernig kündigt Ende seiner Amtszeit in Günzburg an
Die Rede Jauernigs im Wortlaut: „Ich möchte heute mitteilen, dass ich mich nach reiflicher Überlegung und Abwägung entschieden habe, bei der anstehenden Kommunalwahl im März 2026 nicht erneut für das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Günzburg zu kandidieren.
Vor meiner ersten Kandidatur im Jahr 2002 habe ich den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt und mir ein Versprechen abgegeben: Den Menschen zu dienen, meine ganze Kraft und Energie einzubringen, um die unverwechselbare Marke Günzburg weiterzuentwickeln. In einem kommunalpolitischen Amt, als OB der Großen Kreisstadt Günzburg, ist eines unerlässlich: Man muss die Menschen mögen. Sonst ist man fehl am Platz!
Ich liebe den Kontakt und das Gespräch mit den Menschen. Es ist nicht umsonst das Herzstück meiner Arbeit. Seit meiner Wahl 2002 habe ich alles gegeben, um Jahr für Jahr gemeinsam mit den Menschen, dem Kollegium des Stadtrates, den Vertretern aus Vereinen, Wirtschaft, Kirche und Stadtgesellschaft an einem guten Miteinander zu arbeiten. Es war und ist mir ein ehrliches Anliegen, politisch zu denken und trotzdem nie parteipolitisch zu taktieren. Mein Ziel war stets, die beste Lösung für die Entwicklung unserer Stadt zu finden.
Oberbürgermeister Gerhard Jauernig kündigt Rückzug in Günzburg an
In den zurückliegenden Jahren hatte ich das große Glück, parteiübergreifend eine große Wertschätzung zu erfahren. So viele kluge Gedanken, Visionen und Ideen wurden vom Stadtrat erarbeitet und in den Gremien eingebracht. Dafür danke ich dem Kollegium von Herzen!
Gleiches gilt für mein Rathaus- und Stadtverwaltungsteam. Unglaublich tatkräftig und stets loyal hat mich jede einzelne Mitarbeiterin und jeder einzelne Mitarbeiter, egal in welchem Wirkungskreis, begleitet. Dies ist nicht selbstverständlich und ich weiß das sehr zu schätzen. Dafür bin ich zutiefst dankbar!
Gerade dieses gelebte Miteinander, aber auch der große Rückhalt in der Bevölkerung, haben mir immer wieder auch die Energie und die Kraft gegeben, dieses schöne Amt auszuüben. Für mich ist es ein Amt, das auf drei Säulen basiert: Repräsentant der weltlichen Gemeinde, Leiter der Verwaltung und politischer Impulsgeber. In Summe ist es eine wunderbare Aufgabe, eine Lebensaufgabe, die mich stets erfüllt hat.
Dieses Amt bedeutet aber auch eine große Verantwortung, Druck und viele Termine von frühmorgens bis spätabends, an sieben Tagen der Woche, an 365 Tagen im Jahr.
Diesem Anspruch wollte ich immer gerecht werden. Und genau diesen Anspruch an mich kann ich auch aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen für weitere sechs Jahre nicht garantieren. Seit mehreren Monaten spüre ich, dass meine Kraft endlich ist. Ich erfahre gesundheitliche Veränderungen und Beeinträchtigungen, die zwar nicht akut sind, in der Konsequenz aber dazu führen, dass ich von einer neuerlichen Kandidatur Abstand nehmen muss.
Bei der Kommunalwahl 2026 tritt Oberbürgermeister Gerhard Jauernig nicht mehr an
Mir ist es wichtig, diese Entscheidung rund ein Jahr vor der Kommunalwahl bekannt zugeben, damit alle Parteien und Fraktionen genügend Zeit haben, um entsprechende Weichenstellungen vorzunehmen. Das gemeinsame Fair Play steht für mich an oberster Stelle. Von meiner Entscheidung habe ich im Laufe des heutigen Tages meine Partei, die SPD, die CSU, meine beiden Stellvertreter, die Spitzen der Stadtverwaltung und am Ende der heutigen Stadtratssitzung den gesamten Kollegenkreis sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus in Kenntnis gesetzt.
Es war und ist mir eine große Ehre und Freude, Oberbürgermeister in Günzburg zu sein. Ich danke jedem Einzelnen für die vielfältige Unterstützung, die Sympathie, den Zuspruch, aber auch die sachliche Kritik, die mir in den vergangenen fast zweieinhalb Jahrzehnten als OB entgegengebracht wurde.
Ich danke den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Günzburg, allen Vereinen und Institutionen für ihr Vertrauen in mich und meine Arbeit. Sie alle waren stets wichtige Ratgeber und Unterstützer. Um deren Bedürfnisse und Probleme, deren Vorstellung von der Zukunft unserer Stadt, habe ich mich dann 24 Jahre als Oberbürgermeister mit Leib und Seele gekümmert.
Und so sehe ich voller Zuversicht und Freude auf die kommende Zeit - trotz dieser schweren Entscheidung. Ich bin glücklich, noch ein gutes Jahr das wunderbare Amt Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Günzburg ausüben zu dürfen.
Ich werde wie bisher tatkräftig, emphatisch und voller Freude die Aufgaben angehen und im fairen, wertschätzenden Miteinander den mehrheitlichen Konsens suchen.“
Ich glaube, dass der Verzicht von Herrn Oberbürgermeister Gerhard Jauernig auf eine erneute OB-Kandidatur im März 2026 nicht nur einen gesundheitliche Grund hat, da er sich mit 55 Jahren im besten Alter für einen Kommunalpolitiker befindet. Dabei haben sicherlich auch die mit der Legolandansiedlung (April 1996 - Mai 2002) verbundenen ersten beamtenrechtlichen und politisch motivierten Verfügungen seines SPD-Vorgängers im Amt des Oberbürgermeisters von Anfang Januar 2002 und die diesbezüglichen Widersprüche sowie die weiteren Verfügungen dieser Art, die dann von Herrn Jauernig während seiner Amtszeit ab Mai 2002 zu verantworten waren, mit hineingespielt.
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