
Kreisklinik und Bezirkskrankenhaus in Günzburg werden am Montag bestreikt


Verdi kündigt Beeinträchtigungen in den Günzburger Krankenhäusern an. Notfälle seien von Folgen des ganztägigen Warnstreiks nicht betroffen.
Die Gewerkschaft Verdi kündigt für Montag im gesamten Bezirk Augsburg einen ganztägigen Warnstreik an. Davon betroffen sind hauptsächlich Kommunen, Jobcenter und Kliniken, aber auch weitere Einrichtungen in Augsburg wie Hauptzollamt, Stadtwerke, Staatstheater, Abfallverwertungsanlage und Bundesnetzagentur. Im Landkreis Günzburg werden die Beschäftigten der Kreisklinik und des Bezirkskrankenhauses, für die der Tarifvertrag im öffentlichen Dienst gilt, von Montag, 6 Uhr an 24 Stunden lang zum Ausstand aufgerufen. Erst vergangenen Mittwoch war es zu einem kurzzeitigen Warnstreik gekommen.
Peter Mößle, Verdi-Sprecher für das Günzburger Kreiskrankenhaus, berichtet am Freitagnachmittag auf Nachfrage unserer Redaktion davon, dass sich bisher 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Demonstrationszüge am Montag in Augsburg angemeldet haben. Die Protestmärsche führen vom Willy-Brandt-Platz und der Kälberhalle zum Rathausplatz. Zentrale Forderungen sind ein um 10,5 Prozent steigendes Monatseinkommen, mindestens jedoch 500 Euro mehr im Monat. Gültig soll das für die nächsten zwölf Monate sein. Auszubildende, Studierende, Praktikantinnen und Praktikanten sollen 200 Euro mehr pro Monat erhalten. Eine unbefristete Übernahme nach erfolgreicher Ausbildung steht ebenfalls auf dem Forderungszettel der Gewerkschaft.
Der Balanceakt mit der Kreisklinik in Günzburg
Mößle spricht von einem "Spagat in der Kreisklinik". Er wisse um die Verantwortung für das Unternehmen, das finanziell nicht rosig dastehe. Außerdem gehe es hier um die Behandlung erkrankter Menschen. "Da kannst du nicht so streiken wie in einer Fabrik", sagt er. Andererseits sei eine "massive Streikbereitschaft" da. Auch das dürfe nicht unbeachtet bleiben.
In einer Notdienstvereinbarung sei bereits zehn Tage vor dem geplanten Ganztagsstreik (üblich sind sechs Tage) geregelt worden, auf was sich die Klinikleitung einstellen muss. Was über allem steht, formuliert Mößle mit diesen Worten: "Es dürfen keinerlei Patientengefährdungen stattfinden." Die Stationen würden mit Wochenendbesetzungen betrieben – und infolgedessen mit einer verminderten Bettenzahl. Aber keine Station werde geschlossen. Statt fünf OP-Sälen stehen zwei zur Verfügung – für Notfälle, aber auch für wichtige elektive Eingriffe, sagt Mößle und nennt ein Beispiel: "Wir wollen nicht, dass eine lange geplante Krebsoperation abgesagt und verschoben werden muss."
Gewerkschaft kritisiert "völlig unzureichendes Angebot"
Womit sich die Mitarbeitenden nicht abspeisen ließen, sei das "völlig unzureichende Angebot" der Arbeitgeberseite, wie Erdem Altinsik, Bezirksgeschäftsführer von Verdi Augsburg, sagt. Er bezieht sich auf das Angebot einer Steigerung um fünf Prozent, allerdings in zwei Stufen innerhalb von zwei Jahren und beginnend ab Oktober. Obendrein, so Mößle, sei von der Vertretung der Arbeitgeber die Idee ins Spiel gebracht worden, eine Art "Parallel-Tarifvertrag für Krankenhäuser, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken, anzubieten. Das käme faktisch einer Lohnabsenkung gleich", sagt der in Günzburg tätige Gewerkschafter.
Verdi-Ortsvorsitzende Helga Springer-Gloning (Ort bedeutet in diesem Zusammenhang Landkreis) kann sich nicht vorstellen, dass in der dritten und letzten Tarifrunde für den öffentlichen Dienst eine Einigung gelingt. Ohne Ergebnis folgt die Schlichtung. Und wenn sich die Verhandlungspartner dann weiter uneins sind, wird Verdi zur Urabstimmung aufrufen. Als wahrscheinlich gelten dann Streiks im öffentlichen Dienst – und nicht nur wie bisher Warnstreiks. (mit AZ)
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