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Günzburg/Ulm
11.01.2022

Was Forscher aus Günzburg und Ulm über den Missbrauch in Kirchen herausfanden

Der sexuelle Missbrauch in der katholischen Kirche wird auch von einer Günzburger Professorin untersucht.
Foto: Friso Gentsch, dpa (Symbolbild)

Eine Ärztliche Direktorin am BKH Günzburg arbeitet mit der Uni Ulm an der Aufklärung des sexuellen Missbrauchs durch Kirchenangehörige mit. Was sie bislang herausfand.

Das Erzbistum Hamburg, die katholische Kirche Mecklenburg, der Lehrstuhl für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Ulm und das Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg: Zunächst scheint es so, als hätten diese vier Einrichtungen an vier völlig unterschiedlichen Orten nichts miteinander zu tun. Seit 2019 haben sie es aber. Es geht um sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche.

Im März 2010 richtete die Deutsche Bischofskonferenz eine bundesweite Hotline für Opfer sexuellen Missbrauchs ein. Per Telefon konnten sich Menschen melden, die von Mitgliedern der Kirche missbraucht worden sind. Das konnten katholische Priester sein oder andere im Dienst der katholischen Kirche stehende Personen. Dabei kam heraus, dass die Region Mecklenburg besonders betroffen war. Zahlreiche interne und externe Ermittlungen sowie wissenschaftliche Studien folgten. Längst hatte das Themenfeld sexualisierte Gewalt gegen Kinder durch Vertreter der katholischen Kirche, aber auch generell der „Missbrauch in Institutionen“ größte Aufmerksamkeit in den Medien erzielt. Die Wellen schlugen hoch – und sie tun es bis heute.

Ärztliche Direktorin des BKH Günzburg an Forschungsprojekt beteiligt

Das Erzbistum Hamburg, zu dem Mecklenburg gehört, entschied, ein Forschungsprojekt in Auftrag zu geben. Es trägt den Titel „Aufarbeitung und Dokumentation des sexuellen Missbrauchs von katholischen Priestern und anderen im Dienst der katholischen Kirche stehenden Personen an Minderjährigen in Mecklenburg“ und soll einen weiteren Beitrag zur Aufarbeitung und Aufklärung liefern. Der Lehrstuhl für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Ulm erhielt den Auftrag. Dieser ist mit einem Fördergeld von 250.000 Euro versehen. Lehrstuhlinhaberin ist Prof. Dr. Manuela Dudeck, zugleich Ärztliche Direktorin der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am BKH Günzburg. Dort haben sie und ihre wissenschaftlichen Mitarbeitenden ihren Sitz. „Ich bin aus dem Osten, genauer gesagt aus Rostock, ich habe dort 20 Jahre gelebt. Das war sicherlich kein Nachteil bei der Bewerbung“, sagt die 53-Jährige.

Prof. Dr. Manuela Dudeck ist Inhaberin des Lehrstuhls für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Ulm und zugleich Ärztliche Direktorin der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am BKH Günzburg.
Foto: Bezirkskliniken

Am 1. Februar 2020 wurde der Vertrag zwischen dem Erzbistum Hamburg und dem Forensik-Lehrstuhl Ulm/Günzburg abgeschlossen. Im Rahmen der Ausschreibung erfolgte eine Eingrenzung der Aufarbeitung auf die Region Mecklenburg und den Zeitraum von 1946 bis 1989. Das Projekt sollte ursprünglich am 31. August 2022 abgeschlossen sein. Wegen der Corona-Pandemie und der Ausweitung des Forschungsauftrages wurde der Vertrag um ein halbes Jahr bis Ende Februar 2023 verlängert. Dudeck und ihre Mitstreiterinnen Laura Rinser (wissenschaftliche Mitarbeiterin) und Dr. Judith Streb (Leiterin der Forschungsabteilung von Professorin Dudeck) machten sich vor mehr als einem Jahr an die Arbeit. Sie fuhren durch ganz Deutschland, sprachen mit den Menschen und sichteten Archivmaterial. Im Dezember 2021 legten sie einen vorläufigen Tätigkeitsbericht vor.

Missbrauch in der Kirche: Hinweise auf 16 geistliche Täter

Danach führte das Projektteam bis Juli 2021 neun ausführliche, mehrstündige Interviews mit Betroffenen und zehn weitere Interviews mit Kirchenvertreterinnen und -vertretern. Zusätzlich wurden drei unabhängige Fachpersonen aus den Bereichen Geschichte, Politikwissenschaft und Journalismus zu den historischen und kirchlich-institutionellen Verhältnissen befragt.

Die verdachtsunabhängige Durchsicht von bisher 1017 Akten aus dem Diözesanarchiv, dem Referat Prävention und Intervention sowie dem Personalreferat des Erzbistums Hamburg, dem Archiv des Bischöflichen Amtes Schwerin (Heinrich-Theissing-Institut) und dem Pfarrarchiv Neubrandenburg ließen auf 16 geistliche Täter schließen, teilte die katholische Presse- und Informationsstelle des Erzbistums Hamburg mit. „Insgesamt seien den interviewten Betroffenen drei bereits verstorbene Täter zuzuordnen. Die Tathergänge seien in weiten Teilen ähnlich geschildert worden und zeigten inhaltlich große Überschneidungen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Die anonyme Befragung mittels Selbstbeurteilungsbögen habe ergeben, dass die Betroffenen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich häufiger über psychische Belastungen berichten.

Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle kommt 40 Jahre zu spät

Manuela Dudeck formuliert das bisherige Fazit der Untersuchung so: Die Fallzahlen seien geringer als befürchtet. Ursprünglich war von 54 Opfern ausgegangen worden. Das treffe aber wohl nicht zu. „Die Missbrauchsfälle, die bislang anhand der Akten und Interviews dargelegt werden können, machen einen sprachlos“, stellt die Ärztliche Direktorin fest. Alle hätten mit schweren psychischen Problemen zu kämpfen. Die meisten hätten es nur durch ihre Familie und ihren Beruf geschafft, Halt im Leben zu finden. „Die Menschen waren so unglaublich dankbar, dass sie mit uns sprechen konnten. Sie haben zum Teil schlimmste Dinge geschildert.“ Alle Betroffenen seien heute alt. Die Aufarbeitung komme 40 Jahre zu spät, kritisiert sie.

Das Forschungsprojekt wird von einem im Jahr 2018 durch den Erzbischof Stefan Heße zusammengestellten Beirat begleitet. Dieser sogenannte unabhängige Erzbischöfliche Beirat besteht aus zwölf Mitgliedern. Doch hier hakt der Zwischenbericht ein: „Eine Unabhängigkeit ist aber aufgrund des überproportionalen Verhältnisses von kirchennahen Personen nicht gegeben (9:3)“. Das Erzbistum hat auf den Tätigkeitsbericht reagiert. Die Amtszeit des Beirats, die am 31. Oktober 2021 endete, war nicht verlängert worden. Stattdessen ist ein neuer Beirat gebildet worden, dem nur die drei unabhängigen Persönlichkeiten des bisherigen Beirates angehören. Dieser Beirat soll so lange tätig sein, bis die Aufarbeitungskommission der Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück ihre Arbeit aufgenommen haben und dann auch die Mecklenburger Untersuchung begleiten.

Es ist bislang nur ein Zwischenstand

Weiter wurde in dem Bericht die frühere Aktenführung als „sehr mangel- und lückenhaft“ beschrieben, „wobei die bisherige Analyse keinen Anhalt für Manipulation und/oder Vertuschung“ ergeben habe. Zur Qualität der Aktenführung sagte Erzbischof Stefan Heße: „Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs ist zu einer Kernaufgabe des Erzbistums Hamburg geworden. Dabei gehört die Standardisierung in der Führung der Personalakten von Klerikern zu den wesentlichen Aufgaben, die auf Bundesebene vorangetrieben wurden. Ich habe die neue Rahmenordnung dazu bereits in Kraft gesetzt. Außerdem haben wir für das Referat Prävention und Intervention ein neues Konzept erarbeitet, das die Qualität der Aktenführung dort erheblich verbessern wird.“

Wie geschildert, handelt es sich bei dem im Dezember veröffentlichten Tätigkeitsbericht lediglich um einen Zwischenstand. Die Arbeit des Lehrstuhls geht weiter. „Wir konnten bisher noch nicht die Akten der Stasi sichten.“ Es könnte sein, dass sich herausstellt, dass der Staatssicherheitsdienst der DDR katholische Priester im Wissen eines sexuellen Missbrauchs erpresst hat, um im Gegenzug an vertrauliche Informationen zu kommen. Das sei aber erst einmal nur eine Vermutung. „Der sexuelle Missbrauch in der katholischen Kirche war ähnlich schlimm, wie wir ihn von Sportvereinen, Schulen und Chören kennen“, stellt die 53-Jährige fest. Interessant sei, dass die Opfer aus Mecklenburg, mit denen das Forscherteam gesprochen hat, nicht aus der Kirche ausgetreten sind. „Sie sind gläubig. Offenbar konnten sie das eine vom anderen trennen“, so Dudeck in der Mitteilung des BKH. (AZ)

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