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Foto: Nadine Ballweg
Foto: Nadine Ballweg

Hedwig Feucht und Philipp Hutter vom Kreisjugendring Günzburg blicken auf zwei sehr ruhige Pandemie-Jahre und ein "Megajahr" 2022 zurück.

Landkreis Günzburg
13.05.2023

Im Kreisjugendring Günzburg fängt Demokratie nicht erst mit 16 an

Von Nadine Ballweg

Plus Wie die organisierte Jugendarbeit im Landkreis Günzburg die Corona-Zeit überstanden hat. Und über welches Projekt demnächst intensiv diskutiert wird.

Zwei Pandemie-Jahre lang war die kommunale Jugendarbeit des Günzburger Kreisjugendrings (KJR) beinahe ausgebremst. Und dann: 44.000 Euro Sonderförderung erreichen die Dachorganisation der organisierten Jugendarbeit im Kreis Günzburg als Folge einer "Aktivierungskampagne" des Bayerischen Jugendrings und des Familienministeriums. 32 finanzierte Veranstaltungen später blicken KJR-Geschäftsführerin Hedwig Feucht und Vorsitzender Philipp Hutter auf ein rasantes Jahr 2022 zurück. Als sie im März von den Fördergeldern erfuhren, seien sie etwas perplex gewesen. Natürlich habe man sich gefreut, sagt Feucht. Aber es war auch eine Herausforderung: "Für uns ging es von 20 auf 200 Prozent. Auf einmal hieß es wieder: Vollgas." 

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Mit den durch die Aktivierungskampagne finanzierten Aktionen ist es nach eigener Einschätzung den Ehrenamtlichen gelungen, die Jugend des Landkreises wieder für gemeinsame Aktivitäten zu gewinnen. Ein gefördertes Zeltlager und die Jugendfreizeit in Spanien sind nur wenige Beispiele für die dann wieder möglichen Veranstaltungen in der Gemeinschaft.

Die Angebote des KJR Günzburg kommen an

Die Pandemie-Zeit hat der Kreisjugendring sinnvoll genutzt und Teile des Jugendübernachtungshauses Hühnerhof in Thannhausen renoviert, erzählt Feucht. Der Aufwand scheint sich gelohnt zu haben: "Wir werden wirklich überrannt." Bis Ende November ist der Hühnerhof ausgebucht. Für Hutter ist das ein klares Zeichen: "Die Kinder mussten wieder raus."

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Foto: Hedwig Feucht
Foto: Hedwig Feucht

Im Gruppenraum im Jugendübernachtungshaus kommen die Kinder und Jugendlichen zusammen.

Als Vorsitzender des KJR Günzburg sieht er eine der wichtigsten Aufgaben darin, "den Jugendvereinen und -verbänden ein Sprachrohr in die Politik zu sein, sodass sie eine gewisse Lobby haben". Hutter, der in wenigen Tagen 28 Jahre alt wird, hat sich bereits seit er 16 ist, ehrenamtlich engagiert. Nach wie vor bereitet es ihm noch immer große Freude, Kinder und Jugendliche auf einem wichtigen Teil ihrer Entwicklung zu begleiten. 

In der Kinderspielstadt wird das Fundament für Demokratieverständnis gelegt

Dabei kümmert sich der KJR nicht nur um Spaß und Spiel, sondern legt auch den Grundstein für das Verständnis von Demokratie. Mit Aktionen wie dem "Mini-Günzburg", einer Kinderspielstadt, in der die Buben und Mädchen Demokratie erleben und gestalten dürfen, bekommen sie erste Berührungspunkte mit politischen Prozessen. Egal, ob Schreinerin, Verkäufer oder gleich Bürgermeisterin: "Alle gehen arbeiten und entscheiden, wie sie ihre Stadt gestalten", erklärt Feucht. Was sollte mein handgefertigtes Holzschiff kosten? Sollte man die Steuern senken? Was bedeutet das dann für die Einnahmen der Stadt? Das und vieles mehr können die Kinder zwischen sechs und 14 Jahren in ihrem eigenen Günzburg erleben. 

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Foto: Philipp Hutter
Foto: Philipp Hutter

In der Kinderspielstadt "Mini-Günzburg" dürfen die Kinder den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin und sogar einen Stadtrat wählen.

Auch innerhalb ihrer Organisation lernen die jungen Mitglieder demokratische Strukturen kennen. Die jeweiligen Vorstände der Jugendverbände und -vereine werden gewählt, haben einen eigenen Sprecher. "Man versucht, von der Basis aus Demokratie zu leben", fasst Feucht zusammen. 

Demokratische Wahlen könnten zumindest für 16- und 17-Jährige bald auch auf anderen Ebenen möglich sein. Der Bayerische Jugendring teilte vor wenigen Tagen den Start des Volksbegehrens "Vote16" mit, das die Herabsetzung des Wahlalters bei Kommunal- und Landtagswahlen auf 16 Jahre beabsichtigt.

Volksbegehren "Vote16" fordert die Herabsenkung des Wahlalters

Der Vorstand des KJR Günzburg hat sich zu dem Volksbegehren noch nicht beraten. Hutter und Feucht erklären, dass man die jüngste Sitzung knapp vor dem Bekanntwerden des Vorhabens abgehalten habe. Bei der Vorbereitung und der parteiunabhängigen Aufklärung der Jugendlichen auf mögliche Wahlen sehen Hutter und Feucht eher die Schulen in der Verantwortung. Jedoch halten die beiden – losgelöst von ihren Positionen im KJR Günzburg – auf kommunaler Ebene eine frühere Wahlberechtigung bei guter Vorbereitung der Wählenden für sinnvoll. "Hier entscheiden sie lokal über ihre unmittelbare Zukunft und bemerken auch die Auswirkungen dieser Wahl", sagt Hutter. Politik-Theorieunterricht plane der KJR nicht. Hier setzte man eher auf gelebte Praxis. Und zumindest in Mini-Günzburg hat das in der Vergangenheit bereits funktioniert.

Der KJR Günzburg veranstaltet seine Frühjahrs-Vollversammlung am 16. Mai im Pfarrsaal von St. Martin. Beginn ist um 19 Uhr. Unter anderem stellt der KJR die Familien-App "Familie.Leben im Landkreis Günzburg" und einen Arbeitsbericht des vergangenen Jahres vor. 

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