Die Welt des medizinischen Cannabis ist ein relativ neues Geschäftsfeld, das lukrativ zu sein scheint. Und schnelllebig. Zu erkennen ist das an der Ursprungsfirma Bavaria Weed, im März 2018 gegründet und Importeur, Hersteller sowie Großhändler für medizinisches Cannabis. 2019 erhielt das Unternehmen die Erlaubnis zum Umbau des Nato-Bunkers auf dem Areal Pro in Leipheim. Bavaria Weed ging später in der Firma Canify AG auf. Bereits zu diesem Zeitpunkt hing der Firmensegen schief, denn im Management waren sich die Beteiligten uneins. Über Finanzen wurde gestritten, hochfliegende Pläne wurden geschmiedet. Gründer und Mitgesellschafter Stefan Langer verließ die Firma im Januar 2022 – und gründete die GOC Nexus GmbH. Die drei Großbuchstaben stehen für "Guardians of Cannabis". Und in der Tat hat Langers Tätigkeit mit dem Schutz der Cannabisblüten zu tun.
Unbehandelt liegt die Haltbarkeit – es geht um medizinisches Cannabis – um die acht Wochen. Danach ist man raus aus der medizinischen Spezifikation. Denn die Belastung durch Schimmelsporen und der Mikrobiologie müssen bei jenem Cannabis geringer sein als etwa in der Umgebungsluft oder auf der Kleidung. Die Ware kann dann nur noch zerstört, aber darf nicht weitergegeben werden.
Medizinisches Cannabis: Wie es viel von der Wirksamkeit verliert
Bislang hat man diese Haltbarkeit durch Bestrahlung (radioaktiv oder Röntgen) deutlich verlängert. Doch der Prozess "war mir schon immer ein Dorn im Auge". Bestrahlung bedeute gleichzeitig, dass das medizinische Cannabis etwa 40 Prozent seiner Wirksamkeit verliere. So stieß Langer auf der Suche nach einer schonenderen Methode auf die sogenannte kalte Plasmatechnologie.
In einer speziellen Maschine (sie stellt eine Firma in Stuttgart her) wird Langers Darstellung zufolge in einem unvollständigen Vakuum ein elektromagnetisches Feld erzeugt und medizinischer Sauerstoff eingeleitet. Es entstünden Plasma und weitere Zerfallsprodukte, die sich wie ein Nebel über das eingefüllte Cannabis legten. "Und das, ohne in die Pflanze einzudringen."
Die Ziele: Technologie perfektionieren und zur Marktreife entwickeln
Die Sporen und Keime würden abgetötet, das Cannabis werde steril. Langer spricht vom "Goldstandard", zahlreiche Firmen hätten an diesem Prozess Interesse. Mit den Patentinhabern der Maschine und kanadischen Partnern, die sie für die Anwendung von Cannabis "umbauen", hat Langer ein funktionierendes Netzwerk aufgebaut. Mit der Firma Four 20 Pharma GmbH ist nun ein Vorvertrag geschlossen worden, mit dem Ziel, die neue Technologie zu perfektionieren und zur Marktreife zu entwickeln. Im Anschluss soll die Anwendung der Kaltplasmabehandlung zur mikrobiologischen Dekontamination von getrockneten Cannabisblüten für die medizinische Anwendung eingesetzt werden.
Das erste Gerät weltweit auf diesem Gebiet, die mit Plasmatechnologie arbeitet, steht in Kanada. Das zweite soll auf dem Areal Pro in Leipheim nach seiner Zulassung aufgebaut werden. Aber hier gibt es Schwierigkeiten. Zwar gehört Langer und seinem langjährigen Geschäftspartner bereits bei Bavaria Weed, Thomas Hoffmann, inzwischen der Nato-Bunker komplett. Hoffmann ist Geschäftsführer der Bunker 363 Immobilien GmbH. Doch als Mieter hält sich nach wie vor die Firma Canify dort auf. Ausbleibende Mietzahlungen haben die Eigentümer nach Langers Worten veranlasst, eine fristlose Kündigung auszusprechen. Eine Räumungsklage wurde eingereicht.
Welche Rolle Leipheim beim Thema medizinisches Cannabis spielt
Darüber soll Mitte Januar des kommenden Jahres in Memmingen vor Gericht verhandelt werden. Und vermutlich wird nach einem Urteil von einer der beiden Seiten der juristische Weg weiter beschritten. Das könnte sich also hinziehen. Deshalb wird die Zertifizierung der Maschine in einem befreundeten Labor in Ulm erfolgen. Langer hofft, dass die medizinische Validierung bis Mitte 2024 abgeschlossen ist. Der Rechtsstreit auch. "Ich will in meinen Bunker zurück", sagt der Cannabis-Experte abschließend.