Es war Mitte September 1994, als Bauarbeiter beim Abräumen des Humus für den Bau der Aral-Tankstelle auf zwei gut erhaltene Skelette stießen. Ein Schädel hatte sichtbare Verletzungen, die Kripo wurde sofort informiert. Die zuständige Gerichtsmedizin in Ulm konnte bald Entwarnung geben - es handelte sich nicht um kürzlich verstorbene Menschen, sondern Opfer einer lang zurückliegenden Gewalttat.
Die Nähe zum Schauplatz der Schlacht am Biberhaken ließ es bereits zu Beginn vermuten: Hier könnte es sich um die Überreste der getöteten Bauern des 4. April 1525 handeln. Bei Leipheim war es am 4. April 1525 zu einer Schlacht zwischen dem Heer unter Georg Truchsess von Waldburg, besteht aus 9500 Mann und etwa 5000 bewaffneten Bauern, die sich am Biberhaken verschanzt hatten, gekommen. Angesichts der riesigen Armee geben die Bauern nur wenige Schüsse ab, flohen in Richtung Leipheim und wurden vom Heer des Schwäbischen Bundes eingeholt. Etwa 4000 Bauern starben an diesem Tag, der Rest wurde gefangen genommen.
Fund der Skelette am Biberhaken wirft Licht auf blutige Schlacht bei Leipheim
Wo die Opfer der Schlacht begraben wurden, darüber konnten bis September 1994 nur Vermutungen angestellt werden. Nach dem ersten Skelettfund begann eine sogenannte Rettungsgrabung, in deren Verlauf man noch auf weitere Opfer stieß. Insgesamt 26 Skelette wurden geborgen. Den ersten Beweis für ein Grab aus der Bauernkriegszeit erhielt man durch ein Päckchen Münzen, alle aus der Zeit vom Ende des 15. Jahrhunderts bis Anfang des 16. Jahrhunderts. Weitere Untersuchungen konnten aber - auch aus finanziellen Gründen - nicht gemacht werden.
Nach 30 Jahren hat nun ein Team rund um Prof. Dr. Natascha Mehler von der Universität Tübingen, finanziert durch das Landesmuseum Württemberg, die Skelette untersucht. So gibt es erstmals Ergebnisse zum Alter, Geschlecht, Ernährungs- und Gesundheitszustand der Toten und zur Art ihrer Verletzungen. Vorgestellt werden die Ergebnisse von Prof. Dr. Mehler erstmals in Leipheim am Donnerstag, 14. November, ab 20 Uhr im Bürgersaal des Zehntstadel bei einem Vortrag mit dem Titel „Die Skelette der Schlacht von Leipheim von 1525: anthropologische und archäologische Auswertung”. (AZ)
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