Sie haben geschuftet, sie haben geweint, sie haben gezweifelt, wie sie das jemals schaffen sollen – sie haben aber auch vor Rührung geweint: über den Zusammenhalt, über die unerwartete Hilfe von Fremden und die Erleichterung, dass man aufeinander zählen kann. Wir haben verschiedene Menschen aus dem Landkreis gefragt: Wie schaut ihr zurück auf das, was den Landkreis vor rund einem Jahr erschüttert hat? Welche Konsequenzen für euch und die Region habt ihr aus der Hochwasserkatastrophe gezogen? Und was bewegt euch bis heute am meisten? Günzburgs Pfarrer Frank Bienk blickt zurück, als das evangelische Gemeindehaus spontan zur Evakuierungsstelle wurde.
„Unwirklich wirkt die Zeit vor einem Jahr heute – die Bilder aus den Straßen, der Ölgeruch, die Verzweiflung der Menschen. Unser Gemeindehaus diente erst als Notunterkunft und dann zwei Monate als Notquartier für zwei Gruppen der KiTa Hagenweide.
Über drei Wochen haben wir gebraucht, um alle Gemeindeglieder in den betroffenen Gebieten in Günzburg, Offingen und Gundremmingen aufzusuchen. Jeden Tag war ich mehrere Stunden zu Fuß in den Straßen unterwegs, habe zugehört und Hilfe angeboten. Möglich war das auch durch die schnelle Unterstützung des Diakonischen Werks. Über 50 Bautrocknungsgeräte haben wir selber in Nürnberg abgeholt und kostenlos ausgegeben. Bis Jahresende konnten wir 30.000 Euro an Soforthilfen unbürokratisch auszahlen. Seit dem Jahreswechsel konzentriert sich die Beratung im Gemeindehaus Günzburg auf besondere Härtefälle.

Unwirklich wirkt das alles heute, denn die Stapel von Waschmaschinen und Berge von Bauschutt sind längst aus den Straßen verschwunden. Bei denen, die hart getroffen wurden, haben die Ereignisse bis heute Spuren hinterlassen – das erfahren wir bis heute in zahlreichen Gesprächen als Seelsorger.“
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