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Nachruf: Günzburgs Alt-OB Rudolf Köppler ist gestorben

Nachruf

Er brachte das Legoland nach Günzburg: Stadt trauert um Alt-OB Rudolf Köppler

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    Dr. Rudolf Köppler, Altbürgermeister von Günzburg, ist mit 89 Jahren gestorben.
    Dr. Rudolf Köppler, Altbürgermeister von Günzburg, ist mit 89 Jahren gestorben. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Wenn man Rudolf Köppler mit nur wenigen Worten beschreiben möchte, wäre eines davon sicherlich: mutig. Dass sich im CSU-Revier Günzburg ein Mann aus Berlin als SPD-Oberbürgermeister bewarb, ließ viele damals sprachlos zurück. Als er als OB 1996 zum Hörer griff und in Billund (Dänemark) anrief, um Günzburg als Standort für den Lego-Park ins Gespräch zu bringen, ließ Rudolf Köppler sein Vorhaben erst geheim. Die Gefahr, sich lächerlich zu machen, wenn es dann doch nicht klappt, sei ihm zu groß gewesen, erzählte er damals in einem Interview mit unserer Zeitung. Heute weiß man: Aus beiden, auf den ersten Blick eher waghalsigen Vorhaben, wurden Erfolgsgeschichten. Am Mittwoch ist Günzburgs Alt-Oberbürgermeister Dr. Rudolf Köppler gestorben. Noch im März feierte er seinen 89. Geburtstag.

    Rudolf Köppler hatte in seinen 32 Jahren als Oberbürgermeister (1970 bis 2002) stets das Wohl der Stadt, der Bürgerinnen und Bürger sowie der Einrichtungen und angesiedelten Unternehmen im Auge. Er war 65 Jahre Mitglied in der ältesten Partei Deutschlands – im Dezember 2024 nahm er noch persönlich seine Urkunde und die Ehrennadel bei der Adventsfeier des Günzburger SPD-Ortsvereins entgegen. Im Dezember 1959 trat der Rechtswissenschaftler aus Berlin in die SPD ein und erlebte alle Höhen und Tiefen dieser Partei mit. 1969 wurde er zum OB-Kandidat in Günzburg nominiert. Mit 58,2 Prozent der Stimmen setzte sich Köppler gegen seinen CSU-Kontrahenten, den Staatsanwalt Wilfried Hüttl, durch – bei seiner ersten OB-Wahl am 8. März 1970. 1996 gewann er seine sechste Wahl und war zum damaligen Zeitpunkt der am längsten regierende hauptamtliche Oberbürgermeister Deutschlands. Im Gespräch mit unserer Redaktion vor einigen Jahren zählte er einige Höhepunkte seiner langen Amtszeit auf. Entgegen den Vorgaben von Innenminister Bruno Merk zur Gebietsreform sei es ihm gelungen, nicht nur die mit Günzburg zusammengewachsenen Gemeinden Denzingen und Wasserburg, sondern auch Deffingen, Nornheim, Leinheim, Reisensburg und Riedhausen einzugemeinden – die rasant gestiegene Fläche der Stadt war unter anderem Voraussetzung für die Umsiedlung der Firma Mengele nach Deffingen, die Ansiedlung des Postfrachtzentrums südlich der Autobahn und – nicht zuletzt – die Entscheidung von Legoland, sich im Wettstreit mit Tokio für Günzburg zu entscheiden. Sein wohl größter und nachhaltigster Coup war die Eröffnung des Freizeitparks 2002, die damals sein frisch gewählter Nachfolger Gerhard Jauernig übernahm.

    OB Gerhard Jauernig trauert um Dr. Rudolf Köppler

    Die Nachricht vom Tod des Altoberbürgermeisters löste beim amtierenden Oberbürgermeister Gerhard Jauernig tiefe Betroffenheit aus. Er schätzte seinen Vorgänger als einen brillanten Rhetoriker und Visionär, der jahrzehntelang mit außerordentlichem Engagement und Geschick die Interessen Günzburgs vertrat und durch sein weitsichtiges Handeln die Große Kreisstadt zu einer modernen Kommune mit Alleinstellungsmerkmalen und Zentralitätsfunktion weiterentwickelte. Der promovierte Oberregierungsrat konnte durch seine Vita und seine Weltanschauung viele Türen öffnen, so Jauernig. „Dr. Rudolf Köppler verstand es wie kaum ein anderer, Menschen für seine Ideen zu begeistern. Sein Weitblick, seine Entschlusskraft und seine Fähigkeit, Menschen zusammenzuführen, zeichneten ihn als Oberbürgermeister aus.“ Mit seiner geschliffenen Ausdrucksweise sei es Köppler gelungen, die Stadt auch in schwierigen Situationen nach außen bravourös zu repräsentieren. Seine Bereitschaft, zuzuhören und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, machte ihn zu einem geschätzten und respektierten Gesprächspartner und Oberbürgermeister.

    Dr. Rudolf Köppler ist am Mittwoch gestorben.
    Dr. Rudolf Köppler ist am Mittwoch gestorben. Foto: Stadt Günzburg

    Aufgrund seines verdienstvollen Wirkens als OB Günzburgs wurde ihm 1984 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, 1988 die kommunale Verdienstmedaille, 1994 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse, 1995 der Ehrenring der Stadt Günzburg, 1999 die Bezirksmedaille und 2002 das Ehrenkreuz der Bundeswehr. Weiterhin ist er Ehrenbürger der Stadt Lannion in der Bretagne.

    Viele der großen Entwicklungen Günzburgs, die heute als selbstverständlich erscheinen, verbindet Oberbürgermeister Jauernig mit Dr. Köppler: „Seinem nachhaltigen Einsatz ist es zu verdanken, dass Günzburg über Jahrzehnte hinweg Altstadtsanierung betrieben hat und als eine der ersten Kommunen Schwabens bereits zu Beginn der 1970er-Jahre den mutigen Schritt zur Verkehrsberuhigung in der Altstadt wagte. Er habe den Bedarf erkannt, Günzburg als kulturellen Mittelpunkt des Landkreises zu etablieren, und setzte sich auch gegen Widerstände stark für den Bau des Forums am Hofgarten ein, so Jauernig.

    Im Jahr 1969 war der aus Berlin stammende Oberregierungsrat „Die Chance für unser Günzburg“. So warben jedenfalls die SPD und andere politische Gruppierungen mit dem jungen Kandidaten. Die CSU sah das etwas anders. Ihr Widerstand gegen den Zugezogenen nützte aber nichts.
    Im Jahr 1969 war der aus Berlin stammende Oberregierungsrat „Die Chance für unser Günzburg“. So warben jedenfalls die SPD und andere politische Gruppierungen mit dem jungen Kandidaten. Die CSU sah das etwas anders. Ihr Widerstand gegen den Zugezogenen nützte aber nichts. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Eine große Verbundenheit hatte Köppler stets mit der Günzburger Feuerwehr, deren Vereinsvorsitzender er mehr als drei Jahrzehnte lang war. Als Anerkennung für seinen Einsatz wurde er mit der Deutschen Feuerwehrmedaille und mit der Goldenen Ehrennadel der Freiwilligen Feuerwehr Günzburg ausgezeichnet sowie 2004 zu deren Ehrenvorsitzenden ernannt.

    „Persönlich werde ich nie vergessen, dass sich Dr. Rudolf Köppler öffentlich und sehr früh für mich als seinen Nachfolger ausgesprochen hat“, sagt Gerhard Jauernig. „Er war ein Freund, der mir stets als weiser, feinfühliger und loyaler Gesprächspartner über Jahrzehnte zur Seite stand.“ Privat war der Alt-Oberbürgermeister ein begeisterter Schwimmer, Radfahrer und Tischtennisspieler und zugleich literarisch interessiert und Autor von mehreren Kurzgeschichten und Büchern.

    Die Stadt Günzburg verliert mit dem Tod von Dr. Rudolf Köppler eine herausragende Persönlichkeit, die sich mit großem Engagement und unermüdlichem Einsatz für das Wohl der Gemeinschaft verdient gemacht hat. Die Stadt Günzburg, so der OB, wird ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Köppler hinterlässt seine Ehefrau Ingelore Köppler, drei Kinder, sowie mehrere Enkel und Urenkel.

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