Die politische Bewertung der gegenwärtigen politischen Situation und die Ehrung von langjährigen Gewerkschaftsmitgliedern standen im Mittelpunkt des Jahrestreffs der Gewerkschaft Verdi (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) im Saal der Gaststätte „Adler“ in Ichenhausen. Wie Verdi in einer Pressemitteilung schreibt, betonte die Ortsvorsitzende Helga Springer Gloning (der Ortsverein Günzburg umfasst das Gebiet des Landkreises Günzburg) in ihrer Begrüßung, dass Gewerkschaften Selbsthilfeorganisationen seien, die sich ausschließlich durch die Beiträge ihrer Mitglieder finanzieren. Das gewähre die Unabhängigkeit, die Gewerkschaften bräuchten. Außerdem seien es die Mitglieder, die dafür ausschlaggebend sind, wie durchsetzungsfähig ihre Gewerkschaft ist. Wenn die Mitglieder nicht bereit seien, für die Forderungen ihrer Gewerkschaft zu kämpfen, könne auch der beste Gewerkschaftsvorstand nichts erreichen.
Jahrestreff der Verdi in Ichenhausen: Martynez fordert mehr Geld für Kommunen
Roman Martynez vom Bezirk Schwaben betonte in seinem Referat, dass die Koalitionsvereinbarung der neuen schwarz-roten Bundesregierung durchaus auch positive Elemente beinhalte. So schaffe das vereinbarte Sondervermögen von 500 Milliarden Euro, dass die Gewerkschaften seit vielen Jahren gefordert haben, endlich die Möglichkeit, die marode öffentliche Infrastruktur wieder „auf Vordermann“ zu bringen. Martynez forderte in diesem Zusammenhang auch, dass die Kommunen einen größeren Anteil am Steueraufkommen als bisher erhalten müssten. Er kritisierte in seiner Rede, dass auch die neue Bundesregierung offensichtlich nicht bereit sei, das Problem der enormen Verteilungsungerechtigkeit in unserer Gesellschaft anzugehen, sondern im Gegenteil eine ganze Anzahl von Maßnahmen plane, die dazu führen würden, dass Reiche auf Kosten der Ärmeren noch reicher würden. Der Gewerkschafter kündigte auch den massiven Widerstand der Gewerkschaften gegen die Aufweichung des Acht-Stundentages an.
Auf die arbeitsmarktpolitischen Vorhaben der neuen Bundesregierung war zuvor auch schon der DGB-Kreisvorsitzende Werner Gloning in seinen Ausführungen eingegangen. „Die wollen im Rückwärtsgang Richtung Zukunft fahren“, so seine Bewertung. Gloning stellte auch die Frage in den Raum: Wie sähe unser Land und unsere Gesellschaft aus, wenn es keine Gewerkschaften geben würde? „Viel ungerechter, viel unsozialer und viel unmenschlicher“, so seine Antwort. Das Motto „Viel erreicht und noch viel vor“, fasst aus seiner Sicht treffend zusammen, wo Gewerkschaften derzeit stehen.
Langjährige Mitglieder wurden geehrt
Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete dann die Ehrung von Mitgliedern, die seit 25, 40, 50 und sogar 60 Jahren in eine der Vorgängergewerkschaften von Verdi eingetreten sind. Verdi selbst wurde 2001 gegründet. (AZ)
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