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Zuckerfest im Ausland: Traditionen und emotionale Herausforderungen für Familien

Burgau

Zuckerfest im Ausland: Gefüllte Tische, aber leere Herzen ohne die Familie

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    Die ganze Familie kam am Sonntag  zum Essen zusammen.
    Die ganze Familie kam am Sonntag zum Essen zusammen. Foto: Qendresa Sinani Gashi

    „Es ist sehr schwer“, sagt Nexhmi Gajtani und seufzt, als er mit seinem Auto von Günzburg zu einem Familienbesuch aufbricht. Dieser Sonntag ist für ihn kein gewöhnlicher Tag; es ist ein Fest, das gemischte Gefühle in ihm weckt. Einerseits ist er glücklich, denn nach einem Monat des Fastens ist Bajram, so das türkische Wort für das Ramadanfest, endlich da. Andererseits ist er traurig, weil er ohne seine engste Familie feiern muss, die tausende Kilometer entfernt lebt. „Wir sprechen nur am Telefon, und wenn wir die Möglichkeit haben, besuchen wir sie – aber wir haben nicht immer frei während dieses Festes“, erklärt er. Doch auch wenn er weit von seiner Heimat Kosovo entfernt ist, nimmt er sich Zeit, um Freunde und andere Familienmitglieder, wie seine Cousine in Burgau, zu besuchen – eine wichtige Tradition.

    Der Handschlag ist eines der bedeutendsten Rituale dieses Tages. „Frohes Zuckerfest“ – dieser Gruß ist in jedem muslimischen Haus schon in den frühen Morgenstunden zu hören. Die Häuser füllen sich mit Leben, die Atmosphäre ist festlich, und jeder Winkel wird von dem Duft süßer Leckereien erfüllt. Während sie in der Küche das Essen zubereitet, erzählt Donjeta Maka, die Cousine von Gajtani, dass sie normalerweise auch zwei oder drei weitere Torten backt. „Wir legen großen Wert auf diesen Teil des Festes. Wir sorgen immer dafür, dass der Tisch mit vielen Süßigkeiten gedeckt ist – mindestens drei oder vier Sorten“, erklärt sie.     Ein essenzieller Teil des Tages ist das Mittagessen, das traditionell zu Hause eingenommen wird. Nach einem langen Monat, in dem Muslime nur am Abend gegessen haben, ist es nun an der Zeit, zur Normalität zurückzukehren. Die Familien decken den Tisch mit köstlichen Speisen. „Ich koche immer Reis mit Hühnchen als Hauptgericht. Bei uns heißt es, dass Reis Wohlstand und viele gute Dinge bringt“, sagt Donjeta Maka. Auch traditionelle Gerichte wie Börek und gefüllte Paprika fehlen bei diesem Festmahl nie.

    Donjeta Maka hat traditionelle Speisen gekocht.
    Donjeta Maka hat traditionelle Speisen gekocht. Foto: Qendresa Sinani Gashi

    Die Familie hat es geschafft, die Traditionen des Festes zu bewahren, obwohl sie weit von ihrer Heimat entfernt ist. Doch im Laufe der Jahre hat das Zuckerfest an Bedeutung verloren und wird nicht mehr so gefeiert wie früher, erzählen sie. Nexhmi Gajtani erinnert sich gut an seine Kindheit, als Zuckerfest die größte Freude für die ganze Familie war – besonders für die Kinder, die am meisten davon profitierten. „Zu jedem Fest haben wir verschiedene Geschenke bekommen, aber die wichtigsten waren neue Kleidung und Geld“, erzählt er und lacht.

    Unter den Leckereien ist Baklava die wichtigste.
    Unter den Leckereien ist Baklava die wichtigste. Foto: Qendresa Sinani Gashi

    Die Vorbereitungen für dieses Fest beginnen bereits in den letzten Tagen des Ramadan, wenn Muslime ihre Häuser reinigen. Alles muss glänzen, wenn die Gäste zu Besuch kommen. In muslimischen Ländern ist dies ein offizieller Feiertag, und die Gläubigen nutzen diese Zeit, um ihre Liebsten zu treffen. Laut Familie Gajtani mussten sie in den vergangenen Jahren während des Zuckerfests arbeiten – außer in diesem Jahr, weil das Fest auf einen Sonntag fiel. In solchen Fällen feiern sie nur am Abend. Das gilt nicht für die Kinder. In den Schulen können sie bis zu zwei Tage freinehmen, um mit ihrer Familie zu feiern, auch wenn dies nicht offiziell geregelt ist. 

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