
Auf den Spuren der Schwabenkinder

Die historisch inspirierte Strecke führt Mountainbiker-Gruppe des Illertisser Alpenvereins von Südtirol über die Alpen bis in die Heimat
Illertissen Auf die Spuren von Schwabenkindern haben sich zehn Mitglieder der Mountainbike-Gruppe des Deutschen Alpenvereins Sektion Illertissen begeben. Sechs Tage lang fuhren sie mit ihren Rädern durch Teile Südtirols, Österreichs, der Schweiz und Oberschwabens bis nach Illertissen – und trafen dabei auf einen Wirt, für den die Vöhlinstadt mehr als nur ein Fleck auf der Landkarte ist.
Zu Tausenden kamen seit dem 17. bis ins 20. Jahrhundert Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren aus den Alpengebieten nach Oberschwaben. Dort mussten sie als Mägde und Knechte auf Bauernhöfen schuften. Eine Alternative gab es für die Kinder kaum, da in ihrer Heimat Vorarlberg, Tirol, Südtirol, der Schweiz oder Liechtenstein viele kinderreiche Familien zur damaligen Zeit in großer Armut lebten.
Gründliches Bücherstudium vor der Tour
„Als ich mich mit der Geschichte der Schwabenkinder auseinandergesetzt habe, kam mir die Idee, eine Mountainbike-Tour zu diesem Thema anzubieten“, erklärt Konrad Moser, Tour-Organisator und Leiter der Moutainbike-Gruppe Illertissen.
Mittels Büchern, Filmen und Internet verschaffte sich Moser einen Überblick über die damaligen Geschehnisse. Schnell entstand eine 350 Kilometer lange Mountainbike-Route, die quer durch Teile Südtirols, Österreichs, der Schweiz und Oberschwabens führte. Doch die ausgearbeitete Strecke entspricht nicht hundertprozentig den historischen Wegen der Schwabenkinder, wie Moser klarstellt. Schließlich habe er die Tour den Bedürfnissen der Radfahrer anpassen müssen.
In der Hütte sind die Strapazen gleich vergessen
Gestartet sind die zehn passionierten Radler im Alter zwischen 30 und 70 Jahren in Burgeis, einer Fraktion der Gemeinde Mals in Südtirol. Von dort aus ging es unter anderem durch die Uina Schlucht nach Scuol in der Schweiz, an den Kopp-Stausee, auf die Heilbronner Hütte, nach Schruns in Vorarlberg und auf die Emser Hütte. Zudem machten die Mountainbiker einen Stopp in Bregenz sowie im Bauernhaus-Museum in Wolfegg, bevor es zurück nach Illertissen ging. In insgesamt sechs Tagesetappen haben sie etwa 8000 Höhenmeter überwunden – Wetterkapriolen inklusive. Über das Zeblasjoch plagten sich die Teilnehmer unter heißen Sommerstrahlen, beim Abstieg von der Heilbronner Hütte stapften sie durch Schnee. „Kommt man aber abends auf der Hütte an, sind die Strapazen sogleich vergessen“, sagt der Tour-Organisator.
Übernachtet haben die Mountainbiker in Pensionen beziehungsweise auf Hütten. Beim geselligen Zusammensitzen auf der Emser Hütte in Vorarlberg kamen sie mit dem Wirt ins Gespräch. Und siehe da: Für diesen ist Illertissen kein unbekannter Fleck auf der Landkarte. Moser berichtet: „Der hatte schon dreimal beim ehemaligen Senator-Forster-Lauf mitgemacht.“
Rückblickend ist Konrad Moser neben der idyllischen Alpenlandschaft sowie der Uina Schlucht vor allem der Koppstausee in Erinnerung geblieben. „Das war ein markanter Punkt für die Schwabenkinder“, erzählt er. Bis dorthin haben die Eltern ihre Kinder begleitet, den Rest des Weges bis nach Oberschwaben legten die Hütekinder mit Begleitern zurück. Konrad Moser sagt: „Da schluckt man schon.“
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