
Weißenhorn
Ein Schnapsbrenner aus Weißenhorn baut jetzt Möbelstücke aus Holz

Plus Wegen Corona kann Georg Birkle aus Weißenhorn derzeit kein Schaubrennen veranstalten. Er hat ein neues Hobby gefunden und verkauft einzelne Werke.
Wenn Georg Birkle mit seiner Hand über die Holzscheibe streicht, die vor ihm liegt, fangen seine Augen an zu strahlen. Fast 100 Jahre durfte die Eiche alt gewesen sein, die er aus dem Weißenhorner Wald geholt hat. Die knorrige Rinde erzählt von der rauen Witterung, den sonnigen Stunden oder den nassen Regenschauern, denen der Baum in seiner Lebenszeit ausgesetzt war. Aus dem Stück soll die Platte für einen Tisch entstehen. Es ist eine Arbeit, der sich Birkle in Zeiten der Corona-Pandemie verstärkt widmen kann. Sein Metier ist eigentlich die Produktion edler Spirituosen.

Birkle dreht die Scheibe, dabei entdeckt er eine Herzform und seine Freude nimmt noch weiter zu. Fast entschuldigend gibt er zu, dass seine Möbel "krumm und buckelig" seien. Ohne Planzeichnung und Maßvorgaben wagt sich Birkle an den Werkstoff: "Ich nehme das Holz so an, wie es die Natur geformt hat", sagt er und ergänzt verschmitzt: "Manchmal brauche ich viel Vorstellungskraft, ob das Stück ein Möbel oder Brennholz werden soll." Mit Lack, Harz und Ölen bringt Birkle die Maserung zu einem besonderen Glanz.
Georg Birkle aus Weißenhorn postet Fotos seiner Möbel auf Instagram
Vereinzelt hat Birkle auch schon seine Ergebnisse verkauft, wie er sagt. Über mangelndes Interesse muss er sich nicht beklagen, weil die Bilder der individuellen Möbel auf der Internetplattform Instagram von fast 1000 Fans verfolgt werden. Bekannt ist der Weißenhorner weit über die Grenzen der Fuggerstadt hinaus für Obstbrände aus eigener Herstellung. Seit 17 Jahren veranstaltet er Schaubrennen, wegen der derzeitigen Corona-Auflagen müssen diese allerdings entfallen.
Auf den Onlinehandel mit seinen Spirituosen will Birkle aber aus eigener Überzeugung nicht einsteigen. "Der persönliche Kontakt mit meinen Kunden ist mir wichtiger", sagt er und zeigt auf die glänzende Brennblase, in der in dem Moment ungefähr 400 Kilogramm Vogelbeeren zu Alkohol verarbeitet werden. Nur wenige Liter bleiben als Ausbeute der aufwendigen Arbeit. "Das verstehen die Kunden nur, wenn sie beim Brennen selbst dabei sind", sagt Birkle, der die hochprozentigen Spezialitäten im eigenen Laden verkauft.
Wegen des Lockdowns hat Birkle viel Zeit für das Hobby
Viel Zeit und Raum habe er durch die Ruhe des Lockdowns bekommen, um sich seinem neuen Hobby mit voller Leidenschaft zu widmen, erzählt der Weißenhorner. Seine Spirituosen vertreibt er nämlich auch auf vielen Märkten, die wegen der Pandemie abgesagt wurden, wie zum Beispiel die Weihnachtsmärkte. Die Materie sei gleich, sagt Birkle: "Ob ich die Früchte des Baumes oder sein Holz verarbeite - in beiden Fällen bin ich der Natur verbunden."
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