
Grüße an die Lieben
Schulfreund S. bekam von seinen Kumpels Jahr um Jahr die gleichen Grüße aus dem Urlaub geschickt. Das Bildchen war stets ein anderes, doch der Text lautete immer wie folgt: "Lieber S., du bist ein Depp - weil du nicht da bist. Aber vielleicht ist es auch besser so!" Da kam bei ihm immer nur gedämpfte Freude auf.
Dabei sollen Ansichtskarten ja eigentlich etwas Nettes sein, eine kleine Aufmerksamkeit mit der Botschaft: "Ich denk auch in der Ferne an dich!" Deshalb legen vor allem Eltern großen Wert auf den bunt bedruckten Pappendeckel, zeigt er doch an, dass die Sprösslinge in der Fremde gut aufgehoben sind. Was bei Laufzeiten von mehreren Wochen, vor allem bei Nachrichten aus Übersee, eine etwas trügerische Sicherheit vermittelt. Schon längst könnten Straßenräuber, wild gewordene Autofahrer oder hinterhältige Stechviecher mit einem Saug-rüsssel voller Seuchenerreger den urlaubenden Nachwuchs in ihrer Lebensfreude massiv beeinträchtigt haben. Da sind ein paar kurze, schnelle SMS-Botschaften schon aussagekräftiger.
Den digitalen Zeilen wohnt allerdings nicht der Zauber einer Ansichtskarte inne, die in bevorzugt glühenden Kitschfarben das Urlaubsziel anpreist. Im Grunde genommen dienen sie eigentlich nur dazu, die Daheimgebliebenen neidisch zu machen: ätsch! Während ihr euren Grill unter dem schützenden Vordach aufbauen müsst, damit die Würstel nicht nass werden, liegen wir hier im Sand, trinken exotische Bewusstseinsvernebler und sehen der glutroten Sonne beim Baden im Meer zu. Da fühlt sich der nicht urlaubende Kartenempfänger wie der Depp.
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