
Anwohner machen gegen Pläne von Ulmer Investor mobil

Plus Eine Immobilienfirma will in Illertissen 54 Wohneinheiten bauen. Anlieger fordern, dass der Stadtrat das Vorhaben stoppt. Doch geht das überhaupt?

Acht Häuser, 54 Wohneinheiten, Tiefgarage mit Ausfahrt auf die Unterrother Straße: Es sind recht große Pläne, die das Ulmer Immobilienunternehmen Proinvest an der Ortseinfahrt von Illertissen umsetzen will. Zwar nicht ganz so groß, wie die vor Jahren von anderen Investoren ins Auge gefassten: Damals wollte man mehr als 60 Wohnungen bauen, was aber nicht umgesetzt wurde. Aus Sicht der Anwohner sind die neuen Pläne dennoch zu groß: „Das Projekt ist überdimensioniert“, sagt Franz Eigner, der in der Nachbarschaft wohnt und Unterschriften gegen die kürzlich in einer Stadtratssitzung präsentierte Bauabsicht gesammelt hat. 56 Autogramme sind zusammen gekommen, die nun per E-Mail an den Illertisser Bürgermeister Jürgen Eisen (CSU) gegangen sind. Zusammen mit einer deutlichen Bitte: Der Stadtrat soll die Pläne von Proinvest nicht genehmigen. Die Anwohner würden eine Bebauung in der vorliegenden Form nicht tolerieren, heißt es.

Denn dadurch werde sich das dort bestehende Wohngebiet (was Wohnungen angeht) auf einen Schlag mehr als verdoppeln. Zwischen Unterrother Straße und Ziegelweg seien über die Jahrzehnte bis heute 50 Wohneinheiten entstanden – auf dem nach Angaben der Anwohner rund 5400 Quadratmeter umfassenden und damit zehn Mal kleineren Gebiet zwischen Unterrother Straße, Eichenweg und Buchenweg sollen nun 54 dazukommen. Das sei unverhältnismäßig, füge sich nicht in das Landschaftsbild ein und verstoße demnach gegen die Bayerische Bauordnung, beklagen die zukünftigen Nachbarn. Zudem erwarten die Bürger vor Ort mehr Verkehr sowie Lärm und kritisieren zudem die Versiegelung der Flächen. Ihr Vorwurf: Die Interessen eines ortsfremden Investoren würden denen der Anlieger vorgezogen. Die Immobilienfirma wolle aufgrund hoher Renditeerwartungen möglichst geballt bauen. „Das ist einfach zu viel“, fasst Unterschriftensammler Eigner die Stimmungslage in der Nachbarschaft im Gespräch mit unserer Redaktion zusammen. (Lesen Sie dazu auch: Ein neues Wohngebiet am Illertisser Ortseingang )
Anwohner sind nicht gegen jede Art der Bebauung
Man sei nicht strikt gegen jede Form der Bebauung. Allerdings solle die zu der bereits bestehenden passen. Einige Bauplätze mit Ein- oder Zweifamilienhäusern sind aus Sicht der Bürger denkbar, am liebsten unter Federführung der Stadt. Sie sollte das Gelände selbst als Bauland vermarkten, so Eigner, der in der Sache einen Großteil der Anwohner hinter sich weiß.

Illertissen habe sich zuletzt rasant entwickelt, mehrere Wohnbau-Projekte seien angestoßen worden, wie das auf dem ehemaligen Baywa-Areal. „Da passiert ja schon einiges“, sagt Eigner mit Blick auf die große Nachfrage an Wohnraum in der Vöhlinstadt. An der Unterrother Straße sei eine maßvolle Bebauung daher ausreichend. „Wir sehen es einfach kritisch, dass sich das Wohngebiet dort so stark vergrößern soll.“ Man appelliere an den Stadtrat, zur gleichen Ansicht zu gelangen. Und die Pläne von Proinvest zu stoppen.
Bisher gibt es im Stadtrat keine Einwände
In der Ratssitzung im Juli waren keine Einwände gegen die Größe des Vorhabens zu hören gewesen. Das Areal werde „nicht zu voll gebaut“, sagte Hochbauamtsleiter Florian Schilling. Von einem „absolut angenehmen Rahmen“ sprach Rat Wilhelm Fischer (CSU). Die Firma werde bis zum Herbst detaillierte Pläne einreichen, hatte es geheißen.
Im Herbst kommt das Thema wieder aufs Tapet
Ob die Beschwerden im Gremium zu einer anderen Bewertung führen, wird sich zeigen. Bürgermeister Eisen will die Unterschriften den Stadträten vorlegen: „Das wird ein Thema sein.“ Allerdings sei es fraglich, ob sich das Projekt grundsätzlich verhindern lasse. Der Stadt gehöre lediglich die Zufahrt über die Unterrother Straße. Zudem sei die Fläche prinzipiell zur Bebauung vorgesehen, auch habe schon einmal Baurecht bestanden. Angesichts der alten Baupläne seien die neuen „gar nicht so massiv“, sagt Eisen. So lange die Vorgaben zu Grundflächen und Geschossflächen eingehalten werden, hätten die Räte wohl keine Grundlage, das Vorhaben abzulehnen. Sie beurteilten lediglich, ob sich die Gebäude in die Umgebung einfügen.
Eisen betont, dass bislang noch keine genauen Pläne zum Wohngebiet vorliegen. Bei der Präsentation im Juli hätten die Stadträte dem Bauherrn „einige Hausaufgaben“ mitgegeben. „Wir werden sehen, wie er die umsetzt.“
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