
Drei junge Künstler mögen es romantisch

Das Trio Gassenhauer begeistert in Illertissen. Auf Klarinette, Bass und Klavier gibt es Ungewohntes zu hören.
Jung, hochmusikalisch und imstande, das klassikverwöhnte Publikum des Freundeskreises für Kultur im Schloss in die zeitgenössische Musik mitzunehmen – damit hat sich das Trio Gassenhauer einen Riesenapplaus erspielt. Nur schade, dass am Sonntag, vierter Festivaltag, etliche Plätze in der Kollegsaula in Illertissen unbesetzt blieben. Dabei machte das Programm neugierig: einfühlsame Romantik und neue ungewohnte Harmonien.
In der nicht alltäglichen Besetzung von Klarinette mit Vera Karner, Kontrabass mit Dominik Emanuel Wagner und der Pianistin Aurelia Visovan gab es Kammermusik in vielen Facetten zu hören. Der Konzertabend hätte kaum kontrastreicher sein können. Dass die jungen Künstler – so kam etwa Dominik Wagner 1997 zur Welt – bereits Preise eingeheimst und Erfahrung haben, war ihrem präzisen Zusammenspiel anzuhören. Das Trio besteht drei Jahre, Karner und Wagner spielen fünf Jahre zusammen.
Junge Künstler in Illertissen: Beginn mit Schubert und Schumann
Der Abend begann auch mit Duo-Beiträgen: Drei Fantasiestücke für Klarinette und Klavier von Robert Schumann (1810 bis 1856) sowie die Sonate in a-Moll für Kontrabass und Klavier von Franz Schubert (1797 bis 1828): Die Solisten stellten sogleich Fingerfertigkeit und beste Intonation unter Beweis. Die Klarinettistin wusste ihre Töne nuanciert zu formen, der Bassist brillierte mit warmen Melodiepassagen und die Klavierbegleiterin unterstützte, ohne zu überdecken.
Beim ausgewogenen Spiel der Trio Miniaturen von Paul Juon (1872 bis 1940) waren sie dann zu dritt zu hören. Ebenso beim Klarinettentrio in a-Moll von Johannes Brahms (1833 bis 1897). Dessen klanglich sehr differenzierte Komposition arbeiteten sie mit den unterschiedlichen Tonfarben ihrer Instrumente schön heraus. Und umrahmten die aus sonorigen Tiefen sehnsuchtsvoll aufsteigenden Tonfolgen der Klarinette. Brahms Spätwerk im wehmütigen Fin-de siècle-Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts gelang ihnen hochemotional.
Sodann krasser Szenenwechsel: Rasantes Spiel, schrille Klarinettentöne, bedrohliche Bässe, Fingerläufe und Dissonanzen auf dem Klavier. Mancher im Publikum dürfte hochgeschreckt sein beim Vernehmen der gewitterartig hereinbrechenden Klänge. Die Klarinette war in ihrem Element. Ihre Sequenzen verdichteten sich mit den der anderen am Ende zu opulenten Klangteppichen. Der verantwortliche Komponist ist Wolfram Wagner, 1962 in Wien geboren und Vater des Bassisten. Er hat das Fantasiestück für Klarinette, Kontrabass und Klavier explizit für das Trio Gassenhauer komponiert.
Was beim Festival "Junge Künstler" in Illertissen bisher zu erleben war:
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