
Junge Künstler in Illertissen: Saxofonisten begeistern

Junge Stars zeigen die Facetten ihres Instruments und spielen Musik, die eigentlich für Streicher komponiert ist. Damit erobern sie ihr Publikum.
Saxofon steht für Jazz. So wird das strahlende Blechinstrument gerne – aber wohl zu einseitig – definiert. Darüber und vor allem viel interessante Musik zum Motto „American Dreams“ gab es beim Konzert des Arcis Saxophon Quartetts München am Sonntagabend zu hören. Es war die zweite Veranstaltung im Rahmen des Festivals für junge Künstler, zu der mehr als 200 Besucher in die Kollegsaula in Illertissen gekommen waren.
Ricarda Fuss, Altsaxofonistin im Ensemble, informierte aus der Geschichte: Das Saxofon sei um die Wende des 19. Jahrhunderts nach Amerika gelangt, wo es mit den Big Bands der neuen Jazzmusik in Berührung kam. Der Belgier Adolphe Sax habe es aber schon 1840 erfunden. Es sollte die für Militärzwecke als zu leise empfundenen Streicher ersetzen.
Saxofonquartett erzeugt Aufbruchstimmung
Passend dazu stellte das Quartett beim Vortrag von Antonin Dvoraks (1941 bis 1904) Streichquartett, genannt „Amerikanisches“, konzertante Fähigkeiten unter Beweis. Claus Hierluksch spielte am Sopransaxofon mit Unterstützung der Altistin besonders schön den Geigenpart. Edoardo Zotti mit Tenorsaxofon und Jure Knez am Baritoninstrument hielten mit ihren sonorig-warmen Klängen dagegen. Symbolhaft für die Aufbruchsstimmung in der neuen Welt erklangen beim Allegro fröhlich aufsteigende Tonfolgen. Der nächste Satz, ein Lento, forderte den Spielern langen Atem ab, was den langen Bogenstrichen der Geiger entspricht. Das anschließende Molto vivace kennzeichneten Tanz- und Folklore-Rhythmen. Beim Finale gab sich das Quartett erneut melodiös-weich und klassisch–konzertant. Streicher hätten kaum gefälliger spielen können.
Lange Tonfolgen, lose oder dicht zu Klangteppichen verwoben, kennzeichneten das Stück „New York Counterpoint“ von Steve Reich (geboren 1936). Die Anzahl der ausgewählten Töne war minimalistisch klein, wobei mit Playback-Unterstützung aus wenigen Tönen immer neue, fast verwirrende Klangbilder entstanden.
Letztlich bestimmten die „American Dreams“ dann doch die Jazz-Klassiker. Beim Adagio von Samuel Barber (1910 bis 1981) zeigte sich das Quartett von seiner melancholischen Seite. Es folgte die akustisch mit Rufen oder Klopfen fetzig untermalte West Side Story Suite von Leonard Bernstein (1918 bis 1990), darauf George Gershwin (1898 bis 1937) mit der Porgy and Bess Suite. Diese fünf Sätze trugen die Saxofon-Profis kraftvoll spritzig oder eben so hingehaucht vor. Sie bescheinigten damit: Das Saxofon eignet sich gut zum Spiel von Violinliteratur, doch fast noch besser für Jazzpassagen. Sie dankten dem Publikum nit einer fulminanten Zugabe.
Mit dem Auftritt des Landesjugendjazzorchesters startete das Festival "Junge Künstler" am Wochenende. Lesen Sie dazu: Sie bringen 300 Besucher zum Singen und Swingen.
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