
Sportkletterer obdachlos

Alpenverein sucht weiter ein Domizil. Bürgermeisterin sieht Hindernis in gewünschter Grundstücksgröße.
Der Stadel mit der Kletterwand in Betlinshausen musste im Oktober wegen statischer Mängel endgültig geschlossen werden. Er war Sportstätte und Treffpunkt für den Alpenverein zugleich. Seither steht der zweitgrößte Illertisser Verein mit seinen rund 1600 Mitgliedern auf der Straße. Leidtragende sind in erster Linie die Sportkletterer mit ihnen vor allem die Vereinsjugend. Denn Sportklettern bomt bei den Jugendlichen.
Der Alpenverein unterhält die Schwarzenberghütte im Ostrachtal bei Bad Hindelang. „Wir haben uns dort in den letzten 20 Jahren mit Enthusiasmus, Tausenden von freiwilligen Arbeitsstunden und sehr viel Geld engagiert. Das das bringt uns letztlich nichts, denn wir sind kein Hüttenverein oder eine Immobilienverwaltung. Wir sind ein Freizeit- und Bergsportlerverein und benötigen hier ein Domizil, in dem wir uns treffen können“, erklärte Andreas Gamper.
Der Leiter der Klettergruppe hielt die flammende Rede in der Jahresversammlung des Alpenvereins unter dem Applaus anderer Mitglieder. Aussagen des wiedergewählten Vorsitzenden Peter Althoff, man müsse nach der Schließung in Beltinshausen nun nach einer Übergangslösung suchen, ließ Gamper nicht gelten. „Improvisation kann nicht mehr unser Ziel sein. Das wäre ein Rückschritt wie es schon vor 15 Jahren der Stadel in Betlinshausen war“, hielt er Althoff entgegen.
Bürgermeisterin Marita Kaiser, kennt die Wünsche der Sportlkletterer. Vor zwei Jahren hatten sie ihre Idee von einem Areal mit Vereinsunterkunft, Lagerflächen und einem attraktiven Freiluft-Kletterturm der Bürgermeisterin und den Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates vorgestellt und warten seither auf offizielle Antwort. Stellvertretender vorsitzender Jörg Sager erklärt. Wir benötigten vor allem ein Grundstück, alles andere könnten wir nach und nach irgendwie stemmen.
Marita Kaiser meinte dazu. „Sie wollen ein Grundstück von der Stadt geschenkt und sie wollen gleich eines mit 3500 Quadratmetern Fläche, das ist das Problem.“ Und sie gestand in ihrer Rede in der Alpenvereinsversammlung: „Momentan sind wir deshalb ein bisschen ratlos.“ Das von der Stadt vorgeschlagene Grundstück an der alten Kläre in Tiefenbach sei vom Verein wegen der Entfernung abgelehnt worden. Der Standort „Alte Kläre“ in Au drohe an Vorgaben des Regionalverbandes zu scheitern und bei der entstehenden Jugendfreizeitanlage sei der gewünschte Platz nicht vorhanden. Auf dem Gelände von Schulzentrum und Stadion findet sich laut Kaiser auch nicht mehr genügend Platz „für eine Anlage mit derartigem Platzbedarf“. Außerdem sei von den Schulen, so fügte sie später hinzu, ein hoher Kletterturm neben den Gebäuden nicht erwünscht. So bleibe der Stadt also nichts anderes übrig, dies aber gerne, als mit dem Alpenverein gemeinsam nach weiteren Alternativen zu suchen.
Der Bürgermeisterin ist – wie sie erklärte – bewusst, dass vor allem die jungen Leute vom Sportklettern angetan sind und der Illertisser Alpenverein dadurch einen enormen Zulauf erlebt und in begrüßenswerter Art sich auch im den Vereinsnachwuchs kümmere. Das konnten die Versammlungsbesucher auch den Berichten von Jugendreferentin Melanie Baumann („Wir betreuen 76 Jugendliche zwischen acht und 17 Jahren“) und zwei Leitern von Jugendgruppen entnehmen. Sie klettern wie immer im Winter einer Halle in Vöhringen, aber die sei oft doppelt belegt, was den Spaß bremse. Sie besuchen mitunter den Kletter-Dome in Neu-Ulm.
Der Verein hofft dabei immer, seinen Nachwuchs nicht dorthin zu verlieren. In Illertissen sind sie momentan sozusagen obdachlos. „Wir können sie doch nicht zu Treffen in Gaststätten schicken“, meinte Adreas Gamper.
Mit seinen Plänen glaubt der Alpernverein, auch eine Freizeitattraktion für Illertissen schaffen zu können. Der Kletterturm würde Gäste aus der weiteren Umgebung anlocken, ist sich Jörg Sager sicher. Er könnte bis zu 16 Meter hoch werden. „Deshalb können wir uns auch nicht eine Jugendfreizeitanlage anschließen. Denn wer kann überwachen, dass dann dort nicht unbeaufsichtigt geklettert wird. Das wäre zu gefährlich“, erklärt der Zweite vorsitzende. Neben dem Turm – so die Wunschvorstellung der Sportklettere, sollte Platz für ein Vereinsheim sowie Lagerfläche für Sportgeräte wie Leihski oder Kletterausrüstungen vorhanden sein.
Trotz allem: So wie vom Vorsitzenden Athoff vorgeschlagen, würde der Alpenverein mit seinen Kletterern auch vorübergehend eine ihm angebotene Halle beziehen. Althoff animierte die Vereinsmitglieder, Augen und Ohren offenzuhalten.
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