
Erntebilanz im Kreis Neu-Ulm: „Es ist heuer viel besser“

Plus Es gab einige Schwierigkeiten in den vergangenen Monaten, wie Landwirte berichten. Warum der Landkreis Neu-Ulm trotzdem besser dasteht als andere Regionen.

Viele Menschen freuen sich über Sommerregen, der den Staub nach der langen Trockenheit aus der Luft wäscht. Doch Anfang August habe der Niederschlag mehreren Landwirten Schwierigkeiten bereitet, berichtet Andreas Wöhrle, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Er zieht eine erste Bilanz der Ernte im Landkreis.
Einige Landwirte im Kreis Neu-Ulm hatten Schwierigkeiten bei der Dinkelernte
Der stellenweise Hagel im Juli hat Wöhrle zufolge einige Rapsfelder beschädigt. Schwierigkeiten habe es auch zum Teil beim Dinkel gegeben: Manche Landwirte hätten es nicht geschafft, reifen Dinkel vor dem mehrtägigen Regen zu dreschen. Das ist bei dem Getreide problematisch. „Die trockenen Körner am Halm beginnen nach dem Regen sofort zu keimen“, sagt Wöhrle. Das Getreide sei nicht mehr hochwertig genug für Backdinkel, Käufer zahlten dafür ein Drittel weniger. Denn minderwertigen Dinkel könne man nur noch hochwertigem beimischen.
Neben der Witterung hat auch die Corona-Pandemie vielen Betrieben Schwierigkeiten bereitet. Tobias Reichart betreibt den gleichnamigen Spargelhof in Oberfahlheim. Ausländische Saisonarbeiter durften zur Ernte nicht einreisen – deshalb griff er auf Kurzarbeiter aus Deutschland zurück. „Viele schimpfen über Kurzarbeiter, aber sie waren absolut zuverlässig. Ich bin zufrieden“, führt Reichart aus. Dennoch erntete er nur 40 Prozent des Spargels auf seinen Feldern. Reichart sagt: „Die Gastronomie ist als Käufer weggefallen.“
Saisonarbeiter konnten teilweise zur Spargelernte nicht einreisen
Der Spargel, der nicht geerntet wurde, bleibt stehen. Das schadet dem mehrjährigen Gemüse nicht, im kommenden Jahr können die Reicharts ihn stechen – hoffentlich wieder mit Unterstützung von Saisonarbeitern. Für den Familienbetrieb gab es in diesem Jahr große Umsatzeinbußen, wie Reichart ausführt: „Es hat uns hart getroffen. Aber wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen.“
Der kleine Bioland-Hof der Familie Haas in Betlinshausen bei Illertissen sei gut durch die Zeit gekommen, sagt Andrea Haas. Auf den Feldern bauen sie Ackerbohnen, Mais, Weizen und Hafer an. Die Ernte des Getreides sei bereits beendet und ohne Schwierigkeiten abgelaufen. „Das war in anderen Jahren schlechter, da hat es uns öfters reingeregnet“, sagt Haas.
Auf dem Erdbeerhof Haas waren die Corona-Auswirkungen zu spüren
Auch das Ehepaar Haas hat die Auswirkungen der Corona-Pandemie gespürt – auf den eigenen Erdbeerfeldern. Nicht etwa durch fehlende Erntehelfer. „Wir beschäftigen schon Saisonarbeiter, aber von hier. Da sind viele Hausfrauen darunter“, sagt Haas. Deutlich spürbar war der große Andrang vonseiten der Kunden. So schnell konnten die Erdbeeren kaum reifen: „Es waren fast zu viele Leute. Es war kaum möglich, den Bedarf zu decken.“ Der Hof konnte die hiesige Bäckerei nicht mit Erdbeeren beliefern, wie das in den vergangenen Jahren üblich war. Haas führt das große Interesse auf den ausbleibenden Urlaub zurück, viele Leute hätten das Erdbeerpflücken als Freizeitangebot wahrgenommen.
Von den vereinzelten Ertragseinbußen abgesehen, stelle ihn die Lage im Landkreis zufrieden, sagt Kreisobmann Wöhrle. „Vor allem der Mais steht gut da“, sagt er. Auch die Kartoffelernte läuft erfolgreich an. Der viele Regen habe wesentlich zu der Lage in diesem Jahr beigetragen: „Es ist heuer viel besser, darüber sind wir froh“, sagt Wöhrle.
Andere Regionen haben mit der anhaltenden Trockenheit zu kämpfen
Durch die größere Wassermenge des teilweise mehrtägigen Regens könne die Feuchtigkeit in tiefere Bodenschichten dringen und die Grundwasservorräte wieder auffüllen. Wöhrle habe sich vor allem um die Wälder Sorgen gemacht: „Die Bäume werden bei Trockenheit anfällig für Schädlinge.“
Anderen Regionen gehe es im Moment weniger gut. In Teilen Nordbayerns sehe es wesentlich schlechter aus: „Dort haben manche Gegenden zum dritten Mal eine Missernte wegen fehlendem Regen“, sagt Wöhrle. „Für viele dort wird es finanziell eng.“
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