
Neu-Ulm zieht originelle Konzepte fast magisch an

Neu-Ulm Frisches Obst statt Frischfleisch: Wo 34 Jahre Metzgermeister Gerhard Rindle mit Steaks, Wurst und Co. handelte, residiert jetzt ein echter Saftladen. Die 45-jährige Neu-Ulmerin Sabine Scheck eröffnete vor wenigen Tagen den "Spritzer" und bietet dort frisch gepresste Säfte, Joghurtbecher, Suppen und Selbstgebackenes an. "Ich weiß, dass die Kasernstraße ein schwieriges Terrain ist", sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder. Doch in Ulm hätte sie "locker das Doppelte" an Miete zahlen müssen. Mit frischem Obst will sie in einer Nische Erfolg haben, die so weder in Ulm noch Neu-Ulm besetzt ist. Ihre Überzeugung: Mit Qualität und einer guten Geschäftsidee lasse sich ein solches Konzept auch in der eher grauen Kasernstraße erfolgreich verwirklichen.
Ein Vorbild liegt in Sichtweite schräg gegenüber: "Medocs - Die einzige Brasserie in Ulm/Neu-Ulm", wie an der Eingangstür zu lesen ist, besetzt seit einigen Jahren standhaft die Nische authentischer französischer Gaststätten- und Esskultur. "Es läuft gut", sagt Alain Lemoine, der das Restaurant zusammen mit seiner Frau Nina 2007 eröffnete. Mit Originalität und Qualität ließen sich auch im Schatten von Ulm erfolgreich Konzepte durchsetzen. Mit der Neu-Ulmer Saftbar "Spritzer" kommt jetzt zusätzliche Farbe in die von Leerständen geplagte Neu-Ulmer Innenstadt. Gewerbetreibende erkennen in jüngster Zeit einen deutlichen Aufwärtstrend. Dazu gehört auch der gebürtige Berliner Mathieu Wrack, der zusammen mit seiner Freundin Nadine Sommer seit Juli vergangenen Jahres das Café Naschkatze in der Marienstraße betreibt. Zunehmend würden kreative, unkonventionelle Ideen in Neu-Ulm und nicht in Ulm verwirklicht werden. Der Grund liegt auf der Hand: Neu-Ulm ist nur einen Steinwurf von der Münsterstadt entfernt, doch die Mieten liegen weiter unter dem Niveau der Ulmer Mitte. Auch die Kulturszene hat Neu-Ulm entdeckt, wie die Ateliers auf dem Gelände von Lebkuchen Weiss zeigen.
Neu-Ulm also auf dem Weg zum Ulmer Szeneviertel? Zumindest bringt die bayerische Hälfte Ulms gute Voraussetzungen dafür mit. Der "Verein für Kommunikation und Kultur" veröffentlichte Faktoren, die eine solche Entwicklung begünstigen, von denen einige, wie alte Baustruktur, günstige Mieten, aktive Migranten- und Künstlerszene oder Zentrumsnähe, auf Neu-Ulm zutreffen. Mathieu Wrack sieht auch in der Präsenz des Edwin Scharff Museums auf dem Petrusplatz einen guten Standortfaktor, der mehr und mehr eine Klientel nach Neu-Ulm führe, die ohne diesen innerstädtischen Magneten dort nicht anzutreffen wäre.
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