Sie brennen für das Land des Feuers
Der Babenhauser Künstler Adi Hoesle war in Aserbaidschan unterwegs und erkundete die dortige Szene. Er und seine Kollegin Margret Eicher bekamen sogar ein reizvolles Angebot
Rund fünf Stunden dauert der Direktflug von Frankfurt nach Aserbaidschan. Als Adi Hoesle in der Hauptstadt Baku aus dem Flugzeug stieg, fühlte er sich wie im Märchen aus Tausendundeiner Nacht. „Der Anblick der beleuchteten Stadt ist trotz des allgegenwärtigen Geruchs von Öl überwältigend“, berichtet der in Babenhausen lebende Künstler. Zwischen historischen und futuristischen Bauten bilden die Flammentürme, das von überall in der Stadt sichtbare Wahrzeichen Bakus, vor allem nachts einen imposanten Blickfang.
Hoesle begleitete seine Kollegin Margret Eicher nach Vorderasien, die auf Einladung der Yaradd-Stiftung Baku ihre „Tapisserien“ (Bildteppiche) in der Yay-Gallery präsentierte – nicht nur, weil Aserbaidschan als „Wiege der Teppichkunst“ gilt. Seit mehreren Jahren arbeiten die beiden Künstler zusammen und haben seither einige gemeinsame Ausstellungen und verschiedene Projekte auf die Beine gestellt, unter anderem in München, Mannheim und Helsinborg (Schweden). Hoesle, der derzeit eine für April 2015 geplante Ausstellung seiner „fotogenetic codes“ (fotogenetische Bilder) in Berlin vorbereitet, war diesmal als Berater der im nordbadischen Ladenburg beheimateten Künstlerin dabei. „Ohne eigene Verpflichtungen war geplant, einen kleinen Einblick in die Kunstszene in Aserbaidschan zu gewinnen, um eventuell gemeinsame Projekte anzugehen“, sagt er. Das, was es in diesem aufstrebenden Staat am Kaspischen Meer im Bereich von Malerei und Skulptur zu sehen gebe, sei immer noch stark geprägt vom Einfluss des sozialistischen Realismus zu Zeiten der kommunistischen Fremdherrschaft, haben Hoesle und Eicher festgestellt. Natürlich gebe es auch Bewegungen und junge heimische Künstler, die versuchen, eine eigene Ausdrucksform, die auf einer zeitgenössischen Reflexion gründet, zu entwickeln. Hoesle: „Es gibt zweifellos wunderbare aserbaidschanische Arbeiten.“ Sie seien geprägt durch die Heimat der Künstler und die Geschichte ihres Landes, durch die Umwälzungen und die Befreiung aus der einstiegen Abhängigkeit von der ehemaligen Sowjetrepublik und seit der Unabhängigkeit Aserbaidschans im Jahr 1991 auch von Reichtum und Überfluss, fasst der Künstler zusammen. Während der Aufenthalte in der Yay-Gallery kam Hoesle mit vielen Kunstschaffenden ins Gespräch. „Da in Aserbaidschan neben der Landessprache auch Englisch gesprochen wird, verlief die Konversation problemlos“, berichtet er. Völlig unerwartet habe der Direktor der staatlichen Kunstakademie Baku, Salhab Mamadov, ihm und seiner Kollegin das Angebot unter-breitet, Workshops für junge Studenten abzuhalten. Das von den beiden Künstlern vorgeschlagene Thema „Das Ornament in der orientalischen und in der westlichen Kunst“ stieß auf große Begeisterung. „Aber dahinter steckt ein immenser Zeitaufwand“, wissen Hoesle und Eicher. Denn neben der Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes und kunsthistorischer Vorlesungen müssten interessierte Studenten gewonnen werden, die an den Workshops teilnehmen und hinterher ihre Ergebnisse präsentieren. Deshalb haben Hoesle und Eicher noch nicht entschieden, ob sie diesen Auftrag annehmen. Den von der Yaradd-Stiftung finanzierten einwöchigen Aufenthalt in Aserbaidschan hat Hoesle wie einen Urlaub genossen. „Morgens wurde ich vom Ruf des Muezzins geweckt.“ Auch die Erkundung von Baku, einer Stadt, in der alte persische Traditionen und sieben Jahrzehnte Sozialismus aufeinandertreffen, habe unauslöschliche Eindrücke vermittelt. „Die gesellschaftlichen Umwälzungen und der wirtschaftliche Boom, nicht zuletzt durch den Ölreichtum, sind nicht zu übersehen“, so Hoesle. Mit ihrem Mix an Baustilen – orientalisch, neoklassizistisch und zeitgenössisch – biete Baku faszinierende Kulissen – auch nachts, wenn die Fassaden von Häusern und öffentlichen Gebäuden stets beleuchtet seien.
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